Siemens hat im abgelaufenen Geschäftsquartal bis Ende Dezember einen Gewinneinbruch erlitten. Der operative Gewinn der Industriegeschäfte sank um 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 1,4 Milliarden Euro. Während der Umsatz umhin Prozent stieg, ging auch der Auftragseingang des größten deutschen Industriekonzerns um zwei Prozent zurück.

Ein Hauptgrund für den Dämpfer lieferte dabei ausgerechnet das bisherige Glanzlicht im Konzern, die Industrieautomatisierungs und -digitalisierungsparte Digital Industries (DI). Der operative Gewinn dieses kurzzyklischen Geschäfts brach um 32 Prozent von 795 Millionen auf 541 Millionen Euro ein. Hatte der Kernbereich der künftigen Siemens, der laut Unternehmen weltweite Nummer 1 und technologisch führend ist, im Vorjahr noch eine operative Marge von über 20 Prozent erzielt, so sank die Profitabilität im zurückliegenden ersten Quartal des Geschäftsjahres 2019/20 auf 14,4 Prozent.

"Das Epizentrum der Schwäche des kurzzyklischen Geschäfts liegt in Europa, in den exportstarken Industrien Deutschlands und Norditaliens. Maschinenbau und Autoindustrie waren durch den Zollkonflikt stark betroffen, das spüren auch wir," sagte Finanzchef Thomas am Rande der Veranstaltung zu Euro am Sonntag. Die Geschäfte mit Ausrüstungen für die Industrieautomatisierung würden sich voraussichtlich erst zur Mitte des Kalenderjahres erholen. "Inzwischen wurde ja die erste Phase eines Handelsabkommens zwischen den USA und China geschlossen. Wenn die Erholung kommt, dann wohl genauso schnell wie die Schwäche", sagte Thomas.

Nach Software der Sparte DI gibt es dem Manager zufolge eine hohe Nachfrage bei Industriekunden. "Wir sehen das in den USA, wo die Konjunktur gut läuft, aber auch in China. Das macht uns zuversichtlich", so der Finanzchef. Der Auftragseingang bei Software sei im Quartal um 30 Prozent gestiegen, davon sei noch nichts im Umsatz verbucht, sagte Thomas. Siemens DI liefert Software-Plattformen für die komplette Steuerung und Simulation der Produktion in zahlreichen Branchen.

Trotz des schwachen Auftakts bestätigte der Siemens-Vorstand die Konzernprognose für das Geschäftsjahr bis Ende September. Chef Joe Kaeser, der wegen eines Auftrags für die Kohlemine Carmichael des indischen Adani-Konzerns in Australien heftig in der Kritik von Klimaaktivisten steht, beschwichtigte unterdessen die Gemüter. "Die Klimakrise ist real, global und eine existentielle Bedrohung dafür alle Menschen. Aber Protest ist noch keine Lösung", wandte sich Kaeser an die Aktionäre. Der Siemens-Chef kündigte zudem an, dass der Konzern "bis 2025 eine Milliarde Euro für das Thema Nachhaltigkeit bereitstellen" wolle. Welche konkreten Maßnahmen damit gemeint sind, blieb allerdings zunächst offen.