Das Kaufangebot von General Electric (GE) in Höhe von 12,35 Milliarden Euro für die Energietechnik-Sparte werde bis Ende Mai geprüft, kündigten die Franzosen am Mittwoch an. Der US-Konzern habe gute Voraussetzungen, um Alstoms größtes Geschäftsfeld mitsamt 65.000 Beschäftigten nach vorne zu bringen. Die Tür für Siemens hielt Alstom aber offen. Die Münchner bekämen ebenfalls fairen Zugang zu Informationen. Nach dem Blick in die Bücher will Siemens in den nächsten vier Wochen eine Gegenofferte zum Angebot aus Übersee vorlegen. Die französische Politik beharrte auf einer Partnerschaft - wie Siemens sie anpeilt - statt einer Übernahme, denn sie fürchtet Stellenabbau im Land.

"Wir glauben, dass wir einen guten Deal haben und dass er abgeschlossen wird", sagte GE-Chef Jeffrey Immelt. Dies sei erst der Anfang eines Prozesses. Siemens hatte den Wert des Energietechnik-Bereichs in einem Brief auf bis zu elf Milliarden Euro taxiert. Alstom kündigte an, sich nach einem Verkauf der Sparte mit einem Jahresumsatz von zuletzt knapp 15 Milliarden Euro auf das Bahngeschäft zu konzentrieren. Zudem sollen Schulden abgebaut werden. Alstom baut den prestigeträchtigen Hochgeschwindigkeitszug TGV. Siemens will dort ansetzen und die renditeschwächere ICE-Produktion an die Franzosen abgeben, um im Gegenzug die Energiesparte zu bekommen. So könnten gleich zwei europäische Champions entstehen, hoffen die Münchner wie auch die französische Politik, die den deutschen Rivalen als Nothelfer ins Spiel gebracht hatte.

Siemens wollte sich zu den Ankündigungen von Alstom nicht äußern. Am Dienstag hatten sich die Münchner noch per Brief beim Management in Frankreich beschwert, weil sie keine Reaktion auf ihr - ebenfalls per Brief angekündigtes - Interesse bekommen hatten. Im Umfeld des Konzerns hieß es, man werde die jüngsten Aussagen von Alstom und das weitere Vorgehen in Ruhe prüfen.

Alstom-Chef Patrick Kron, der GE laut Immelt selbst auf den Plan gerufen hat und das Angebot der Amerikaner bevorzugt, betonte: "Die Kombination der sehr komplementären Energiegeschäfte von Alstom und GE würde eine wettbewerbsfähigere Einheit schaffen, die den Kundenbedürfnissen besser dient." Der weltweit tätige Konzern habe die Mittel, "um in die Menschen und in die Technologie zu investieren". Die verbleibende Transportsparte wäre solider aufgestellt und könnte Zukäufe tätigen. Alstom-Großaktionär Bouygues bleibe auch nach einem Verkauf des Energiegeschäfts als langfristiger Investor an Bord und werde seinen 29-Prozent-Anteil behalten.

Der französische Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg, der Kron in den vergangenen Tagen bereits öffentlich für sein Vorgehen gescholten hatte, sagte: "Wir wollen eine Partnerschaft unter Gleichen, nicht eine Übernahme." Der Staat müsse die Kontrolle über Alstoms Nukleargeschäft behalten. GE teilte Montebourg nach eigenen Angaben mit, dass die Regierung eine Lösung für Alstom unterstütze, die dem Konzern eine Zukunft als französische Firma sichere. Was ihn interessiere, sei Frankreich. Alstom beschäftigt in seinem Heimatland 18.000 Menschen.

GE-Chef Immelt versuchte, die Bedenken auszuräumen: Er denke, die Beschäftigungssituation könnte sich dank Alstom verbessern, auch was Produktions- und Ingenieursjobs angehe. Bei Alstom in Mannheim demonstrierten am Dienstag bereits Hunderte Mitarbeiter, weil sie sich Sorgen um ihre Arbeitsplätze machen. Siemens hatte den Franzosen eine Jobgarantie über drei Jahre in Aussicht gestellt.

Reuters