Siemens Healthineers-Chef Bernd Montag räumt in der Diagnostik auf. Der Umsatz soll zunächst stagnieren. Doch die Aussichten für die Marge sind dank Innovationen vielversprechend. Das ist jetzt bei der Siemens Healthineers-Aktie drin. Von Stephan Bauer 

Der Erlanger Medizintechnikkonzern Siemens Healthineers präsentierte trotz abflauender Pandemie überraschend gute Zahlen für das jüngste Quartal. Beim Umsatz gab es mit 21,7 Milliarden Euro einen neuen Rekord, der operative Gewinn zog um 27 Prozent an und lag über den Erwartungen. Chef Bernd Montag zeigte sich trotz Lieferengpässen zuversichtlich. „Der kontinuierliche Auftragseingang stärkt unsere Zuversicht für das neue Geschäftsjahr“, so Montag.

Ein Wachstumstreiber wird in der neuen Periode jedoch zusehends schwächer: Die Diagnostiksparte erwirtschaftete in den vergangenen zwei Jahren 2,2 Milliarden Euro Umsatz allein mit Antigen-Schnelltests. Im dritten Quartal lief das Geschäft in Japan noch überraschend stark. Die Sonderkonjunktur durch die Pandemie flaut jetzt allerdings ab. Im Geschäftsjahr 2023 rechnet Montag bloß noch mit rund 100 Millionen Euro Umsatz, ein Bruchteil der zuvor erzielten Erlöse.

Siemens Healthineers: Anziehende Preise

Hinzu kommen teils hohe Kosten in der Diagnostiksparte und Lieferprobleme bei Komponenten. Diese fallen in der Diagnostik wegen der auch im Vergleich zur Konkurrenz komplexen Produktpalette besonders ins Gewicht. Ein Sparprogramm und die Vereinfachung der Strukturen sowie die Verschlankung des Bereichs sollen Abhilfe schaffen. „Wir wollen uns regional fokussierter aufstellen. Und wir werden die Anzahl der Varianten auf unter die Hälfte re­duzieren“, sagte Montag. 300 Mil­lionen Euro sollen dadurch einge­spart werden.

Durch den Umbau der Diagnos­tik sowie durch das abflauende Testgeschäft stagniert der Umsatz des Medizintechnikkonzerns im laufenden Jahr. Finanzchef Jochen Schmitz betonte, dass der Umsatz um sechs bis acht Prozent zulegen soll, rechnet man das Testgeschäft heraus. Der Gewinn pro Aktie soll demnach zwischen zwei und 2,20 Euro liegen gegenüber 2,29 Euro im abgelaufenen Geschäftsjahr. „Ohne das Testgeschäft liegt das Gewinnwachstum zwischen 13 und 24 Prozent“, so Schmitz.

Einschätzung zur Siemens Healthineers-Aktie

An der Börse kamen die Zahlen der Siemens­-Tochter gut an. Die Siemens Healthineers-Aktie gehörte zu den Tagesgewin­nern im DAX. Börsianer ermutigte, dass es den Bayern zusehends ge­lingt, höhere Preise durchzuset­zen. Gegenwärtig überkompen­siere das Kostenwachstum diesen Preiseffekt noch. Das werde sich jedoch in den kommenden Quar­talen ändern, so Schmitz. Chef Montag verwies auf den hohen Auftragseingang, der auch durch Innovationen etwa im Bereich der bildgebenden Systeme angetrie­ben werde. Healthineers führte un­ter anderem zur Krebsdiagnose ein Gerät namens Hypersight ein, das binnen weniger Sekunden Bilder von Tumoren erzeugt, die CT-Qua­lität erreichten. „Damit lässt sich die Therapie beim Arzt vor Ort op­timieren, das erhöht die Erfolgs­aussichten“, so Montag.

Dieser Artikel erschien zuerst in Euro am Sonntag 45/2022. Hier erhalten Sie einen Einblick ins Heft.