Kritik gibt es am Dax-Konzern Siemens aktuell zuhauf: Zwar vermochte Siemens ein riesiges Bahnprojekt in Ägypten an Land zu ziehen, welches dem Konzern rund acht Milliarden Euro für das Verlegen von Schienen, das Bauen von Zügen und der Wartung des Netzes in die Kassen spülen kann. Aber: Kritiker behaupten, Siemens und die Verantwortlichen in Ägypten würden nicht genug Transparenz rund um das Projekt zeigen. Zudem fürchten Aktivisten, dass sich die Preise für die Ägypter durch das neue Projekt erhöhen könnten. Zugegeben: Die Kritik scheint etwas an den Haaren herbeigezogen. Doch Ägypten ist ja nicht das einzige Schlagwort. Denn es geht ja bei Siemens und seinen Töchtern wie etwa Siemens Energy aktuell auch um das Gasproblem. Die berüchtigte Turbine, welche Siemens Energy nicht bereitstellen kann, damit genügend Gas nach Deutschland transportiert werden kann, geistert ebenfalls durch die Medien. Dies alles ist nicht förderlich für die Siemens-Aktie und so notiert sie aktuell auch rund 36 Prozent unter ihrem Allzeithoch.

Das ist jetzt bei der Siemens Aktie wichtig


Die fundamentalen Daten bei Siemens sehen ordentlich aus. Das Umsatzwachstum von 62,3 Milliarden Euro im Geschäftsjahr 2021 (bis 30.09.2021) bis auf 72 Milliarden Euro in 2023, kann sich sehen lassen. Der Gewinn je Aktie soll sogar um mehr als 50 Prozent im selben Zeitraum von 6,28 Euro auf 8,90 Euro anwachsen.

Mit einem KGV von 12,1 für 2022 und einer Dividendenrendite von 4,08 Prozent ist Siemens zudem nicht teuer. Außerdem könnten sich für Anleger jetzt sehr interessante Einstiegsmöglichkeiten bieten: Denn der wöchentliche RSI (Relative-Stärke-Index) der Siemens Aktie befindet sich nahe des überverkauften Bereichs. Zudem korrigierte die Aktie ihre vergangene Aufwärtsbeewegung seit dem Corona-Crash fast ins Golden Pocket nach Fibonacci. Das 0,618er Level liegt nämlich bei 96,60 Euro und könnte den finalen Boden dieser Korrektur bedeuten.

Interessant: Am Mittwochabend gab Konzernchef Roland Busch bekannt, das Geschäftsmodell noch stärker umzubauen: "Indem wir die reale und digitale Welt in der Betriebs- und Informationstechnologie miteinander verbinden, ermöglichen wir es Kunden und Partnern, ihre Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und Innovationen voranzutreiben", zitiert Reuters den Konzernlenker. "Siemens XCelerator" soll die neue cloud-basierte und digitale Plattform heißen, welche industrielle Anlagen durch eine Steuerung aus Software und Hardware revolutionieren will. Zudem möchte Busch mit Siemens vermehrt ein Abo-Modell für Kunden anbieten, um mehr Kundschaft zu gewinnen und die Erlöse und Gewinn für Siemens nach oben zu treiben.

Einschätzung zu Siemens


Für Siemens geht es auch darum, das Geschäft weiter zu digitalisieren. Diese Woche verkündete der Konzern, für 1,5 Milliarden Dollar den Software Spezialisten Brightly zu übernehmen. Der US-Anbieter stellt Software für die Wartung von Gebäuden und Energieanlagen zur Verfügung. Auch in Zukunft könnte es kleinere Zukäufe von Digital-Spezialisten und Verkäufe eigener älterer Konzern-Beteiligungen geben. Denn dies war die Politik des Konzerns in den vergangenen Jahren und damit fuhr man insgesamt nicht schlecht.

Bei Bloomberg raten 22 Analysten zum Kauf der Siemens-Aktie, fünf raten zum Halten und nur einer zum Verkaufen. Das durchschnittliche Kursziel beläuft sich auf 159 Euro und liegt damit um 56 Prozent über dem aktuellen Kurs.

Auch BÖRSE ONLINE rät zum Kauf der Aktie. Wir geben ein Kursziel von 150 Euro für Siemens aus und raten Anlegern dazu, einen Stopp bei 85 Euro zu setzen.