Börse Online unterzieht die potenziellen Neulinge einem umfassenden Anlagecheck bei dem es neben der Strategie dieser Unternehmen auch um Bewertung sowie Charttechnik ergänzt um die aktuelle Ergebnislage plus Analystenstimmen geht.

Der Auf- und Abstieg aus Indizes kann bei den betroffenen Aktien bekanntlich zu einigen Kursbewegungen führen. Auch deshalb achten viele Anleger sehr genau auf solche Veränderungen.

Die Indexzusammensetzung des MDAX und damit dem Index für mittelgroße deutsche Unternehmen wird beispielsweise jedes Quartal überprüft. Änderungen werden dann zu den Verkettungsterminen (dritter Freitag im Quartalsverfallsmonat) in den Index eingearbeitet, so die Commerbank in einer aktuellen Publikation.

Zwischen diesen Terminen kann es laut den dortigen Analysten jedoch auch zu außerordentlichen Anpassungen kommen, falls ein bisheriger Titel bestimmte Mindestanforderungen für die Indexmitgliedschaft nicht mehr erfüllt. Eine zwingend notwendige Mindestanforderung an einen Indextitel ist, dass sein Free Float (Zahl der frei handelbaren Aktien) über 10,0 Prozent liegt. Sollte dies nicht mehr gegeben sein, wird der Titel außerordentlich (nach Bekanntgabe der Entnahme und dann zwei weiteren vollen Handelstagen) aus dem Index entnommen.

Mit Blick auf die aktuellen Indextitel laufen bei Zooplus und bei Hella Übernahmen. Hier könnte es laut Commerzbank passieren, dass bereits im November 2021 der Free Float unter 10,0% sinkt. In diesem Falle würde eine außerordentliche Entnahme ausgelöst.

Sollten Hella oder Zooplus außerordentlich den MDAX verlassen, wird in diesem Fall auf Basis der dann gültigen Selektionsliste der beste Nachrücker gesucht. Auf der aktuellen November 2021-Selektionsliste ist die Deutsche Wohnen (Rang 71) nach Angaben der Commerzbank der index-technisch beste Nachrücker.

Das Unternehmen ist nach einer Erhöhung der Aktienanzahl im Nachklang der DAX-Entnahme im Oktober 2021 auf einen Free Float-Faktor von 0,1229 zurückgestiegen und kann sich daher wieder für eine MDAX-Aufnahme qualifizieren. Index-technisch zweitbester Gegenkandidat im November 2021 ist Encavis (Rang 89). Mit Blick auf eine erwartete Dezember-Anpassung sollte einkalkuliert werden, dass Encavis aber aufgrund der erhöhten Volatilitäten und der geringen Abstände bei der Free-Float-Marktkapitalisierung hinter Sixt SE und Shop Apotheke zurückfallen könne.

Es gibt somit theoretisch vier Aufstiegskandidaten, die wir nachfolgend einem Anlagecheck unterziehen. Dabei stellen wir die jeweilige Strategie vor, berichten über die aktuelle Ergebnislage sowie Analystenstimmen und begutachten die Charttechnik sowie die Bewertungen.

Encavis-Aktie



Mit Encavis strebt ein derzeit im SDAX enthaltender Produzent von Strom aus Erneuerbaren Energien in den MDAX. Als einer der führenden unabhängigen Stromerzeuger (IPP) erwirbt und betreibt das Unternehmen Solarparks und (Onshore-)Windparks in zehn Ländern Europas.

Die Anlagen zur nachhaltigen Energieerzeugung erwirtschaften nach eigenen Angaben des Unternehmens stabile Erträge durch garantierte Einspeisevergütungen (FIT) oder langfristige Stromabnahmeverträge (PPA). Die Gesamterzeugungskapazität des Encavis-Konzerns beträgt aktuell mehr als 3,0 Gigawatt (GW), das entspricht einer Einsparung von insgesamt 1,31 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr.

Angaben zur Unternehmensstrategie: Encavis bezeichnet sich selbst als einen der größten unabhängigen Stromproduzenten im Bereich der Erneuerbaren Energien in Europa. Diese Position soll weiter ausgebaut werden. Zur Umsetzung stellte man am 8. Januar 2020 das Strategiepaket ">> Fast Forward 2025" vor.

Gemessen an den Jahreswerten für das Jahr 2019 sieht dieses Paket eine Verdoppelung der vertraglichen gesicherten eigenen Erzeugungskapazität von 1,7 GW auf 3,4 GW vor und eine Steigerung des Umsatzes von 260 Millionen Euro auf 440 Millionen Euro. Zudem ist ein Wachstum des operativen EBITDA von 210 Millionen Euro auf 330 Millionen Euro geplant und eine Marge des operativen EBITDA von 75 Prozent. Teil des Plans ist außerdem eine Steigerung des operativen Ergebnisses je Aktie von 0,40 Euro auf 0,70 Euro.

Bei diesen Annahmen handelt es sich laut dem Vorstand um einen "Basisfall", der bislang keine weiteren Wachstumschancen berücksichtigt, die sich gegebenenfalls aus anorganischem Wachstum durch M&A-Transaktionen und potenziellen Eigenkapitaltransaktionen bieten.

Ebenso wenig sind darin Chancen berücksichtigt, die sich aus profitablen Geschäftsmodellen im Zusammenhang mit Batteriespeicherkapazitäten in den Wind- und Solarparks zukünftig ergeben könnten. Eine mögliche Expansion in Regionen außerhalb Europas könnte zudem weiteres Wachstumspotenzial eröffnen.

Aktuelle Nachrichtenlage und Analystenstimme: Encavis hat gerade eine nachrangige Wandelanleihe in Höhe von 250 Millionen Euro platziert. Der Emissionserlös wird zur Finanzierung von Investitionen in erneuerbare Energien und Maßnahmen im Rahmen des Wachstumsprogramms "Fast Forward 2025" sowie für allgemeine Unternehmenszwecke verwendet

Die Gesellschaft hat trotz schlechterer Witterung in den ersten neun Monaten mehr umgesetzt und verdient. Den Ausblick für das Gesamtjahr bekräftigte der Hamburger Wind- und Solarparkbetreiber. Demnach erwartet man eine Umsatzsteigerung um neun Prozent auf mehr als 320 Millionen Euro. Geplant ist ein operatives EBIT von mehr als 138 Millionen Euro, ein Plus von vier Prozent.

Die Quirin-Bank sprach anschließend von soliden Geschäftszahlen in den ersten drei Quartalen Da jedoch das Kursziel von 18,30 Euro zum Zeitpunkt der Ergebnisvorlage nahezu erreicht war, senkten die Analysten die Einstufung auf Halten von zuvor Kaufen.

Charttechnik: Nach einigen schwierigen Jahren nach der Jahrestausendwende hat sich die Aktie von Dezember 2004 bis Januar 2021 als eine Kursrakete erwiesen. Kletterte die Notiz in dieser Zeit doch von 0,08 Euro auf 25,20 Euro. Allerdings musste der Wert in diesem Jahr einen Rückschlag hinnehmen und in den vergangenen Monaten versucht sich der Titel auf einem tieferen Niveau an einer Bodenbildung. Es gibt zwar Ansätze für einen Erfolg dabei, nachhaltig gelungen ist das Unterfangen derzeit aber noch nicht.

Bewertung: Bei Encavis sieht der Analystenkonsens den Umsatz in diesem Jahr von 305,32 Millionen Euro auf 323,04 Millionen Euro steigen. Bis 2024 soll es den Prognosen weiter bis auf 409,07 Millionen Euro nach oben gehen. Das vergleicht sich mit einem aktuellen Börsenwert von 2,67 Milliarden Euro

Beim Gewinn je Aktie rechnet man in 2021 mit einer Verbesserung von 0,43 Euro auf 0,46 Euro. Die Vorhersage für das Jahr 2024 beträgt im Schnitt 0,62 Euro. Auf letztgenannter Basis errechnet sich ein geschätztes KGV von 26,8.

Die Schätzreihe zur erwarteten Dividende gestaltet sich für die Jahre 2021 bis 2024 wie folgt: 0,30, 0,31, 0,31 und 0,32 Euro je Aktie. Damit bewegen sich die Dividendenrenditen bei unter zwei Prozent. Insgesamt kann man basierend auf alledem von einer eher ambitionierten Bewertung sprechen und allgemein ist der Titel momentan eher neutral einzuschätzten.



Sixt-Aktie



Ebenfalls als einen Anwärter auf einen MDAX-Aufstieg bezeichnet die Commerzbank die Stammaktien von Sixt, die derzeit im SDAX enthalten sind. Damit billigt man einem Unternehmen Chancen zu, das sich selbst als einer der international führenden Anbieter hochwertiger Mobilitätsdienstleistungen bezeichnet.

Mit den Produkten Sixt rent, Sixt share, Sixt ride und Sixt+ bietet die Gesellschaft ein integriertes Mobilitätsangebot in den Bereichen Auto- und Nutzfahrzeugvermietung, Carsharing, Fahrdienste und Auto Abos. Die Produkte können über eine einzige App gebucht werden, die zudem die Services von namhaften Mobilitätspartnern integriert. Sixt ist in rund 110 Ländern weltweit präsent.

Angaben zur Unternehmensstrategie: Durch die Verschmelzung von Autovermietung und Carsharing hebt Sixt nach eigener Einschätzung die Grenzen heute bestehender Angebote auf. Insgesamt hat man, wie es heißt. das Produktangebot für den Markt der Mobilitätsdienstleitungen erweitert, den die Beratungsfirma PwC allein in Europa auf knapp 400 Milliarden Euro im Jahr 2030 schätzt.

Im Geschäftsbereich Mobility verfolgt Sixt vor allem zwei strategische Stoßrichtungen: 1. Erschließung weiterer Schlüsselmärkte auf internationaler Ebene. 2. Erweiterung des Mobilitätsangebot durch die Digitalisierung des Kundenerlebnisses. Dabei liegt der Fokus eindeutig auf der Digitalisierung des Kerngeschäfts, der Autovermietung. Man verfolgt darüber hinaus die Strategie, weiteren Mobilitätsanbietern den Zugang zur Plattform ONE zu öffnen und so das Mobilitätsangebot weltweit auszubauen und zu skalieren.

Als Kennzeichen des Unternehmens nennt der Vorstand die konsequente Kundenorientierung und erstklassige Kundenerfahrung, eine gelebte Innovationskultur mit starker Technologiekompetenz, den hohen Anteil an Premiumfahrzeugen in der Flotte und ein attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis.

Aktuelle Nachrichtenlage und Analystenstimme: Mit einem Konzerngewinn vor Steuern von 253,2 Millionen Euro hat Sixt im dritten Quartal 2021 operativ das beste Quartalsergebnis in der Unternehmensgeschichte erzielt. Gegenüber dem Vorjahresquartal (66,0 Millionen Euro) ergibt sich nahezu eine Vervierfachung, wie die Nachrichtenagentur Dow Jones berichtete. Der operative Konzernumsatz lag mit 795,2 Millionen Euro um 73 Prozent über dem Niveau im gleichen Vorjahreszeitraum.

Bei diesen erheblichen Umsatz- und Ertragssteigerungen profitierte Sixt von einer starken, in den Herbst hinein andauernden Nachfrage nach Mobilität, insbesondere in den USA und den europäischen Märkten. Neben Urlaubsreisen zeigte sich auch im Bereich der Geschäftsreisen eine deutliche Erholung. Dank der weiterhin positiven Geschäftslage mit einer anhaltend guten Buchungslage wiederholte der Konzern die am 20. Oktober angehobene Prognose für das Gesamtjahr 2021. Sixt erwartet demnach laut Dow Jones einen operativen Konzernumsatz zwischen 2,1 und 2,3 Milliarden Euro und ein Konzern-EBT zwischen 390 und 450 Millionen Euro.

Auch die DZ Bank traut dem Unternehmen im Gesamtjahr aufgrund der sehr günstigen Rahmenbedingungen ein Rekordergebnis zu. Jedenfalls gebe sich das Unternehmen aufgrund guter Buchungszahlen, der Erholung im Geschäftsreiseverkehr, der Öffnung des US-Marktes für geimpfte Europäer, des Gewinns von Marktanteilen an US-Flughäfen und der Etablierung neuer Mobilitätskonzepte weiterhin zuversichtlich.

Gleichwohl dürfte die aktuelle Verschärfung der Coronavirus-Lage kurzfristig belasten. Aufgrund der Marktpositionierung, der mittelfristig von den Analysten erwarteten weiteren Erholung der Urlaubs- und Reisemärkte im kommenden Jahr bei anhaltend hohen Mietwagenpreisen bleibt die DZ Bank für die Aktie aber positiv gestimmt. Die Annahme für den fairen Wert erhöhte man außerdem von 170,00 Euro auf 190,00 Euro.

Charttechnik: Die Kursentwicklung bei Sixt war in den vergangenen Jahren zwar auch von einige volatilen Ausschlägen geprägt, aber seit März 2009 geht es gen Norden und damit in die richtige Richtung. Unter dem Strich ist die Notiz seitdem von 4,06 Euro auf in der Spitze 170,00 Euro gestiegen.

Das letztgenannte Rekordhoch stammt vom 08. November und ist somit noch sehr frisch, was die Intaktheit des langfristigen Aufwärtstrends belegt. Die seitdem erlittenen Verluste dürften mit den neuerlichen Pandemie-bedingten Lockdowns in einigen Ländern zu tun haben und wie sich die Dinge hier weiterentwickeln, dürfte kurzfristig die Kursfindung entscheidend mitprägen. Allerdings hat der Wert in den vergangenen Jahren gezeigt, letztlich auch mit einem schwierigen Umfeld fertig zu werden, was natürlich für die Aktie spricht.

Bewertung: Der Analystenkonsens sieht bei Sixt den Umsatz in diesem Jahr von 1,532 Milliarden Euro auf 2,251 Milliarden Euro steigen. Bis 2024 sollen daraus 4,481 Milliarden Euro werden. Dem steht ein Börsenwert von rund 6,2 Milliarden Euro gegenüber.

Beim Ergebnis je Aktie soll ein Vorjahresminus von 2,12 Euro in diesem Jahr in einen Gewinn von 6,20 Euro verwandelt werden. Die Prognosen für 2022 bis 2024 lesen sich wie folgt: 6,62, 7,27 und 5,49 Euro. Auf der Basis für das übernächste Jahr ergibt sich ein geschätztes KGV von gut 28.

In Sachen Dividenden rechnet man von 2021 bis 2024 mit Zahlungen von 1,84, 2,44, 256 und 2,75 Euro je Anteilsschein. Positiv ist, das demnach die Ausschüttungen steigen sollen, allerdings sind die Renditen nicht übermäßig hoch. Insgesamt ist die Bewertung damit als relativ neutral einzustufen. Dank der starken Aufstellung handelt es sich langfristig betrachtet aber dennoch um einen interessanten Titel.



Shop Apotheke-Aktie



Der dritte potenzielle MDAX-Aufstiegskandidat heißt aus Sicht der Commerzbank Shop Apotheke Europe. Dieser derzeitige SDAX-Vertreter bezeichnet sich als eine der führenden und am schnellsten wachsenden Online-Apotheken in Europa. Aktivitäten gibt es derzeit in Deutschland, Österreich, Frankreich, Belgien, Italien, den Niederlanden und der Schweiz.

Den Hauptsitz hat das 2001 gegründete Unternehmen im niederländischen Logistik-Zentrum Sevenum bei Venlo mit Standorten in Köln, Berlin, München, Warschau, Mailand, Paris, Eindhoven und Tongeren. Von hier aus bietet man ein breites Sortiment von mehr als 100.000 Originalprodukten an.

Angaben zur Unternehmensstrategie: Im Hinblick auf die Einführung des elektronischen Rezepts in Deutschland im Sommer 2021 expandiert das Unternehmen aktuell im Bereich der digitalen Gesundheitsdienstleistungen.

So wurde im Januar 2021 als Teil der Strategie von Shop Apotheke Europe, sich von einem reinen Online-Händler zu einer kundenzentrierten Online-Apotheken-Plattform zu entwickeln, der führende Anbieter im Bereich des Medikationsmanagements Smartpatient akquiriert. Das selbsterklärte Ziel lautet, als kundenzentrierte E-Pharmacy-Plattform das Synonym für Online-Apotheken in Europa zu werden.

Punkten kann man auf dem Weg dorthin mit einer guten Positionierung, da man mit einem One-Stop-Shop-Konzept, einem großen Produktangebot und attraktiven Preisen aufwarten kann. Hinzu kommen größere Marktzutrittsschranken für neue Wettbewerber.

Aktuelle Nachrichtenlage und Analystenstimme: In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres erhöhte das Unternehmen den Konzernumsatz im Vergleich zum Vorjahr um 9,8 Prozent auf 772,3 Millionen Euro. Im dritten Quartal lag der Umsatz mit 237,9 Millionen aber nur nahezu auf dem hohen Niveau des Vorjahres (-0,3 Prozent). Auf EBITDA-Basis fiel sogar ein Verlust an. Die Zahl der aktiven KundInnen stieg auf 7,3 Millionen - ein Plus von 1,4 Millionen gegenüber dem 30. September 2020 und von 1,0 Millionen seit Jahresbeginn.

Für das Gesamtjahr 2021 erwartet das Unternehmen ein Umsatzwachstum am unteren Ende der Spanne von zehn bis 15 Prozent, das heißt zehn Prozent. Die Jahresprognose für das bereinigte EBITDA wurde auf etwa minus ein Prozent angepasst.

Die Deutsche Bank bestätigte jüngst ihr Kursziel von 175,00 Euro. Dabei verwies man darauf, dass die Gesellschaft genau 20 Jahre nach der Gründung zu eben diesem Zweck das erste eSkript eines echten Patienten (im Gegensatz zu einem bloßen Dummy-Test) verarbeitet hat. Eine Verschiebung des Projekts, die man ohnehin für unwahrscheinlich hielt, sei daher nur noch schwer vorstellbar. Während eRX wahrscheinlich sehr schrittweise anlaufen werde, dürfte sich die Dynamik im Jahr 2022 rasch beschleunigen, da die Nutzungsbarrieren nicht besonders hoch seien und viele Menschen aufgrund ihrer Erfahrungen mit rezeptfreien Medikamenten bereits mit dem Konzept der Online-Bestellung vertraut seien.

Daher geht die Deutsche Bank davon aus, dass das vierte Quartal für Shop Apotheke sehr marketingintensiv sein wird, um den Bekanntheitsgrad der Kunden maximal zu steigern. Was die Ergebnisse angehe, so der Markt von der Verschärfung der Prognose in Richtung des unteren Endes der zuvor gesenkten Spanne nicht allzu sehr überrascht gewesen Vermutlich habe die erwähnte eRX-Auftragsabwicklung wahrscheinlich dazu beigetragen, einige Bedenken der Anleger zu zerstreuen. Eine bestehende Kaufempfehlung bestätigte die Deutsche Bank auch deshalb, weil man der Meinung ist, dass sich der Investitionsfall Shop Apotheke in den kommenden Monaten entfalten wird, wenn eRX von einer wachsenden Zahl von Patienten angenommen wird.

Charttechnik: Der Aktienkurs ist hier von Dezember 2016 bis Mitte Februar von 24,20 Euro auf in der Spitze 246,00 Euro gestiegen. Der Großteil der Aufwärtsbewegung erfolgte dabei ab August 2019 ausgehend von knapp 29 Euro.

Das zuvor genannte Rekordhoch konnte im Laufe des Jahres nicht verteidigt werden und im Zwischentief ging es bis auf 121,20 Euro nach unten. Seit einigen Monaten versucht sich die Notiz an einer Bodenbildung und viel fehlt nicht mehr, dass in dieser Hinsicht bald erfolgreich Vollzug gemeldet werden kann. So wäre beispielsweise ein Sprung auf Notierungen von über 160 Euro ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zurück nach oben.

Bewertung: Die Marktkapitalisierung von Shop Apotheke Europe beträgt 2,84 Milliarden Euro. Das erscheint hoch zu sein, wenn man es mit dem im Vorjahr erzielten Umsatz von 968 Millionen Euro vergleicht. Allerdings rechnen Analysten auch damit, dass sich der Umsatz im Jahr 2023 bereits bei 1,828 Milliarden Euro bewegen wird. Folglich sind bei der Würdigung die unterstellten hohen Wachstumsraten zu berücksichtigen.

Beim Ergebnis je Aktie gehen Analysten davon aus, dass aus einem Verlust im Vorjahr von 0,72 Euro bis 2024 ein Gewinn von 4,55 Euro werden kann. Auch auf dieser Basis würde sich die derzeit optisch hohe Bewertung relativieren. Keine Unterstützung ist dagegen von Dividendenseite in Sicht, denn Ausschüttungen winken vorerst keine, was aber für ein Wachstumsunternehmen normal ist. Unter der Annahme, dass der Anteil von Online-Medikamenten am Gesamtabsatz weiter zunimmt, hat der Titel nach wie vor eine interessante Story zu bieten.



Deutsche Wohnen-Aktie



Als vierten MDAX-Aufstiegskandidat hat die Commerzbank die Deutsche Wohnen identifiziert. Dahinter steckt ein Immobilienunternehmen, dessen Fokus auf dynamischen Metropolregionen und Ballungszentren liegt. Der Bestand umfasst rund 158.000 Einheiten, davon 155.000 Wohneinheiten und 3.000 Gewerbeeinheiten.

Das Unternehmen agiert in vier Geschäftsfeldern: Wohnungsbewirtschaftung, Verkauf, Pflege und Betreutes Wohnen sowie Neubau. Seit Ende Oktober hält Vonovia knapp 88 Prozent der Stimmrechte an Deutsche Wohnen. Ab dem kommenden Jahr wird Vonovia Ziele inklusive Deutsche Wohnen haben, die der Konzern voraussichtlich im März veröffentlichen wird.

Angaben zur Unternehmensstrategie: Die Gesellschaft sieht sich in ihrer Strategie als ein langfristig orientierter Immobilieninvestor. Dabei setze man auf neue Wohnkonzepte und eine nachhaltige Quartiersentwicklung.

Wie es heißt, ist die Immobilienwirtschaft mit Megatrends wie der Digitalisierung oder einer alternden Gesellschaft konfrontiert, die Einfluss auf das Wohnen der Zukunft haben.

Die Leitplanken dafür bilden wie es heißt vier Megatrends: die Digitalisierung, die Metropolisierung, der demografische Wandel und der Klimawandel. Mit diesen Themen beschäftige man sich intensiv.

Die Deutsche Wohnen arbeitet deshalb bereits seit einigen Jahren mit PropTech-Unternehmen zusammen. Zudem lässt man sich vom Zukunftsinstitut beraten, um wichtige Trends zu erkennen und zu nutzen.

Zu den weiteren Vorhaben zählt es, dass der Gebäudebestand bis 2040 klimaneutral sein soll. Grundlage dafür ist eine Klimastrategie mit klaren Meilensteinen und effizienten Maßnahmen, die man sozialverträglich umsetzen will. Im Kern zielen die verschiedenen Maßnahmen darauf ab, den Energiebedarf im Gebäudebestand zu minimieren und für den unvermeidlichen Energiebedarf möglichst wenig CO2-intensive Energieträger zu nutzen.

Aktuelle Nachrichtenlage und Analystenstimme: Das Unternehmen hat in den ersten neun Monaten den operativen Gewinn FFO I leicht gesteigert und dabei von moderaten Ergebnissteigerungen im Segment Wohnungsbewirtschaftung profitiert. Unter dem Strich beflügelten höhere Bewertungsgewinne aus den als Finanzinvestition gehaltenen Immobilien den Nettogewinn deutlich.

Laut Dow Jones sieht sich der Wohnimmobilienkonzern auf Kurs für das Jahresziel eines FFO I auf Vorjahresniveau. Beim FFO I, also dem operativen Gewinn nach laufenden Zinsen und Steuern, verdiente man im vergangenen Jahr 544,1 Millionen Euro. Im Zeitraum Januar bis September stieg der FFO I auf 422,2 Millionen Euro von 420,7 Millionen im Vorjahr. Je Aktie betrug der FFO 1,22 Euro nach 1,20 Euro. Nach Steuern und Dritten blieben 802,3 Millionen Euro hängen, deutlich mehr als die 330,2 Millionen Euro des Vorjahres.

Im dritten Quartal profitierte der Konzern von einer Neubewertung des Immobilienportfolios, demzufolge der Wert des Immobilienbestands auf knapp 1,5 Milliarden Euro eingestuft wurde. Durch die Neubewertung ergab sich ein Wertzuwachs von rund einer Milliarde Euro im Vergleich zur vorherigen Bewertung Ende Juni.

Die Investmentbank Warburg Research hat das Kursziel für Deutsche Wohnen von 53,80 auf 51,25 Euro zum Ende der Vorwoche gesenkt und die Einstufung auf Verkaufen belassen. Das neue Kursziel entspreche dem durchschnittlichen gewichteten Kurs (VWAP) auf Sicht von sechs Monaten, berichtete dpa-AFX aus einer Studie. Vonovia dürfte nach der Mehrheitsübernahme der Deutsche Wohnen vorerst keinen Anreiz haben, über einen Anteil von 90 Prozent hinaus zu kommen, solange dann eine Grunderwerbssteuer gezahlt werden müsse. Sollte Vonovia allerdings die verbliebenen Deutsche-Wohnen-Anleger herauskaufen wollen, müsste die Minimum-Zahlung wohl der Sechsmonats-VWAP sein.

Charttechnik: Der Aktienkurs von Deutsche Wohnen ist von November 2008 bis September 2021 von 2,27 Euro auf 53,00 Euro gestiegen. Wer in dieser Zeit am Ball war, konnte somit gutes Geld verdienen. Zumal auch noch Dividenden hinzukamen

Allerdings ist die Luft durch den Zusammenschluss mit Vonovia anscheinend raus. Dafür spricht auch der jüngst erlittene Kursrückschlag auf zuletzt gültige 44,84 Euro. Größe Sprünge sind hier vermutlich nicht mehr zu erwarten.

Bewertung: Auch die Bewertung ist im Grunde genommen zweitrangig, da alles von der Übernahme durch Vonovia geprägt ist. Analysten sehen den Gewinn je Aktie in diesem Jahr von 4,32 Euro auf 2,07 Euro sinken und auch danach keine positive Dynamik. Folglich käme von dieser Seite auch bei einer anderen Konstellation keine große Inspiration.