Erneuerungen sind das Metier von Tesla-Chef Elon Musk: Der Antreiber von Projekten wie dem Raumfahrtunternehmen Space X schickte jüngst die ersten Astronauten der NASA mit einer wiederverwendbaren Rakete zur Weltraumstation ISS. Eine erstaunliche Innovation, wie auch die Strom-Limousine Model S, das Elektroauto mit der weltweit größten Reichweite. Dank seiner Ideen dominiert der Gründer und Großaktionär des Elektroautobauers Tesla inzwischen den Weltmarkt für E-Autos. Dieser Erfolg und die Tatsache, dass der Konzern im laufenden Jahr erstmals Gewinne schreibt, befördern den Primus nach mehreren gescheiterten Anläufen jetzt in den wichtigsten amerikanischen Börsenindex, den S & P 500.

Bevor am Montag, dem 21. Dezember, der Handel an der Wall Street startet, wird S & P Dow Jones Indices das US-Barometer neu gewichten. Für den Indexverwalter ist das insofern ein Novum, als Tesla mit rund 600 Milliarden Dollar Marktkapitalisierung das börsenschwerste Unternehmen ist, das jemals in den S & P 500 aufgenommen wurde. Wegen der ungewöhnlichen Größe entschloss sich S & P Dow Jones im Vorfeld zu einer Umfrage, wie die Eingliederung des Kolosses am besten vollzogen werden könnte. Als eine der Optionen wurden erstmals sogar zwei Tranchen erwogen.

Schließlich bewegt die Neuaufnahme enorme Handelsvolumina. Im Vorfeld schichten aktiv gemanagte Fonds mit dem S & P 500 als Benchmark um. Indexfonds, darunter der weltgrößte ETF, der SPDR S & P 500 Trust ETF des US-Anbieters State Street, der 325 Milliarden Dollar Anlagevolumen enthält, dürfen das erst kurz vor der Umstellung tun.

Alles auf einmal

Inzwischen ist klar: Standard & Poor’s nimmt die Aktie in einer Sitzung auf. Die Entscheidung fiel auch deshalb, weil am Freitag davor der vierteljährliche Verfallstag für Optionen und Futures an der Wall Street liegt, ein Tag mit in der Regel überdurchschnittlichem Handelsvolumen, an dem dann auch die ETFs unfallfrei handeln können.

Die Tesla-Aktie erklimmt derweil ein Allzeithoch nach dem anderen, getrieben auch durch den bereits laufenden Mittelzufluss. Die US-Bank Morgan Stanley bezifferte jüngst das Kaufvolumen aktiver Fonds im Vorfeld der Aufnahme auf 78 Milliarden Dollar. Hinzu kommen Positionen spekulativer Anleger, die auf steigende Kurse im Vorfeld der Indexaufnahme wetten. Allein seit Anfang November hat die Aktie von Tesla über 60 Prozent an Wert gewonnen.

Fundamental spricht vieles für den Elektroautohersteller. Auch wenn große Teile des Profits noch aus dem Verkauf von CO2-Emissionsrechten an Wettbewerber stammen, so ist klar, dass sich das Kerngeschäft immer besser entwickelt. Die Amerikaner haben noch rechtzeitig vor der Pandemie ihre Gigafactory in Shanghai zum Laufen gebracht, sodass sie jetzt von der starken wirtschaftlichen Erholung in China profitieren.

Im kommenden Jahr soll die Gigafactory in Grünheide bei Berlin stehen. Noch versuchen Umweltschutzverbände Rodungen zu verzögern. Doch bislang hat Musk es geschafft, den Bau im Zeitplan zu halten. Womöglich wird auch hier die Produktion rechtzeitig vor einer Belebung des Automarkts in Europa aufgenommen.

Tesla arbeitet überdies hart daran, seine Kosten- und Reichweitenvorteile durch die Weiterentwicklung der eigenen Batterietechnologie auszubauen. Sinkende Kosten, höhere Absätze sowie die technologische Stärke bei automobiler Software dürften die Gewinnentwicklung künftig antreiben.

Allerdings ist die Aktie schon stark gestiegen und hoch bewertet. Tesla-Chef Musk nutzte die jüngste Kursspitze zur dritten Kapitalerhöhung des Jahres und sammelte weitere fünf Milliarden Dollar ein. Aktionäre sollten sich ein Beispiel nehmen und bei weiteren Kursspitzen vor der Indexaufnahme den ein oder anderen Anteil versilbern.

Noch vor drei Jahren nahe der Pleite, hat sich Tesla finanziell aufgeladen. 20 Milliarden Dollar sind inzwischen in der Kasse. Denn Musk muss neben Grünheide auch den Neubau des Werks in Austin finanzieren. Er selbst ist jüngst nach Texas umgezogen - wegen der Fabrik und der Nähe zum Sitz von Space X. Musk bleibt offen für Neues.

Spitze: Tesla stärkt seine Reserven. Anleger denken an teilweise Gewinnmitnahmen. Position durch Stopp sichern.

Empfehlung: Beobachten
Kursziel: 560,00 Euro
Stoppkurs: 430,00 Euro