Trotz der wachsenden Reiselust nach der Corona-Krise kommt der Aktienkurs des Touristik-Konzerns TUI immer mehr unter die Räder. Im Zuge der jüngsten Kapitalerhöhung zur Rückzahlung der Staatshilfen markieren die Papiere am Donnerstag im frühen deutschen Handel ein neues Rekordtief. Einige Analysten glauben an eine baldige Trendwende, andere nicht.

Mit der Ausgabe von rund 329 Millionen neuen Aktien hat TUI einem Sprecher zufolge wie geplant 1,8 Milliarden Euro frisches Kapital hereingeholt. Die letzten rund neun Prozent dieser Papiere wurde das Reise-Unternehmen am Dienstag erst mit einer sogenannten Rumpfplatzierung los – zu 5,60 Euro pro Stück.

An der Börse werden die alten TUI-Papiere am Donnerstag zeitweise mit 5,76 Euro gehandelt, nachdem sie nach dem Allzeittief bei knapp 5,84 Euro im Verlauf des Dienstags die 6-Euro-Marke wieder zurückerobert hatten. Zum Vergleich: Vor fünf Jahren hatte der Kurs nach Bloomberg-Angaben bereinigt um die diversen Kapitalmaßnahmen noch bei mehr als 60 Euro gelegen.

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2-Jahres-Chart TUI (in Euro, bereinigt um Kapitalmaßnahmen)

Kapitalerhöhung schwach verlaufen

Am Freitag hatte die Bezugsfrist für die Aktien aus der Kapitalerhöhung geendet. Nach Angaben von TUI hat das Unternehmen während der Zeichnungsfrist für rund 91 Prozent der angebotenen Aktien Zusagen erhalten. Die knapp 30 Millionen nicht gezeichnete Aktien wurden bei Banken platziert. Nach Einschätzung von Louis Capital Markets ist die Platzierung schwach verlaufen.

Es war schon die vierte Kapitalerhöhung nach der Rettung des Reisekonzerns – und die mit Abstand größte. Insgesamt hat TUI damit fast vier Milliarden Euro frisches Kapital von seinen Aktionären bekommen.

Als der Tourismus angesichts der Corona-Beschränkungen im Frühjahr 2020 zusammenbrach, hatte der Bund TUI mit 4,3 Milliarden Euro gestützt, um eine Pleite zu verhindern: 1,3 Milliarden Euro davon waren Stille Einlagen und drei Milliarden Euro KfW-Kredite. Inzwischen hat sich das Reisegeschäft kräftig erholt.

Analysten vorsichtig optimistisch

Die Schweizer Großbank UBS hat TUI am gestrigen Mittwoch aus Bewertungsgründen von "Sell" auf "Neutral" hochgestuft und das Kursziel von 571 auf 644 Pence angehoben. An der Londoner Heimatbörse schloss die TUI-Aktie gestern bei 532,60 Pence. Die Aktie des Touristik-Unternehmens erscheine nun fair bewertet, schrieb Analyst Cristian Nedelcu in einer Studie. Die kurzfristigen Schwankungen des Aktienkurses dürften aber hoch bleiben. Nach dem Abschluss der Aktienemission – Abschluss am 24. April – könnten die aktuellen Bewertungsniveaus als attraktiv angesehen werden.

Auch die Investmentbank Stifel glaubt an ein gewisses TUI-Potenzial und hat den Touristik-Wert von "Sell" auf "Hold" hochgestuft. Das Kursziel wurde aber von 7,59 auf 6,93 Euro gesenkt, was vom gegenwärtigen Kursniveau aus betrachtet etwa 20 Prozent Potenzial bedeutet.

Knappe Ressourcen in mehrfacher Hinsicht im internationalen Flugverkehr dürften den Fluggesellschaften in Sachen Gewinne in die Karten spielen, schrieb Analyst Johannes Braun in einer Branchenstudie. Bei TUI dürfte das Ergebnis um rund zwei Drittel zulegen im Vergleich zur Zeit vor der Corona-Pandemie.

Branchenexperte Jamie Rollo von der Investmentbank Morgan Stanley riet Anlegern allerdings vergangene Woche, die TUI-Aktien weiterhin zu meiden. Sein Kollege Oliver Wojahn von Alsterresearch wertet den jüngsten Kursverfall hingegen als Gelegenheit zum Einstieg. Er schreibt den Papieren ein Kursziel von 18 Euro zu. Dazu müsste sich der Kurs aus jetziger Sicht allerdings mehr als verdreifachen.

BÖRSE ONLINE rät Anlegern weiterhin, bei der TUI-Aktie am besten noch an der Seitenlinie zu bleiben. Abgesehen von zwischenzeitlichen Trading-Chancen läuft die Aktie weiterhin in einem Abwärtstrend (siehe Chart oben).

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(Mit Material von dpa-AFX und Reuters)