Beim weltgrößten Reisekonzern Tui läuft’s rund. Der Konzern hat am Mittwoch gute Zahlen vorgelegt. Der Betriebsgewinn, das bereinigte Ebita, stieg im abgelaufenen Geschäftsjahr bis Ende September um rund zehn Prozent auf 1,1 Milliarden Euro. Ohne Währungsschwankungen würde ein Plus von zwölf Prozent stehen. "Wir hatten mehr Kunden und höhere Preise - also beides gut", fasste Tui-Chef Fritz Joussen zusammen.

Der Umsatz nahm um acht Prozent auf 18,5 Milliarden Euro zu - trotz des schwachen britischen Pfundes. Unter dem Strich steht ein Überschuss von 645 Millionen Euro, ein Drittel weniger also noch 2015/2016. Aber: Im Vorjahr hatte der Reisekonzern durch den Verkauf der Tochter Hotelbeds einen hohen Sondergewinn erzielt.

Tui ist für die Zukunft optimistisch. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet der Konzern ein Ebitda-Plus von mindestens zehn Prozent. In der aktuellen Wintersaison sei die Buchungslage bereits gut. Auch in den kommenden Jahren bis 2020 soll der Betriebsgewinn jeweils um ein Zehntel steigen.

Wachstumstreiber Hotel und Kreuzfahrten



Tui profitierte besonders von dem Geschäft mit Hotels und Kreuzfahrten. Diese Sparten trugen 56 Prozent zum operativen Ergebnis bei. Die Hotels waren zu 79 (Vj.: 78) Prozent ausgelastet. Der Konzern erzielte in dieser Sparte ein bereinigtes Ebita von 356,5 (303,8) Millionen Euro. Bei den Kreuzfahrten stieg dieser Kennwert um fast 34 Prozent auf 255,6 Millionen Euro.

Tui ist dabei auf Wachstumskurs. "Wir investieren in neue Hotels und moderne Kreuzfahrtschiffe,", sagte Joussen. 2017 eröffnete Tui bereits zehn neue Häuser, erweiterte und modernisierte die Schiffsflotte.

Im vergangenen Jahr belasteten besonders massenhafte Krankmeldungen der Besatzung von Tuifly im Herbst 2016 und die Wirbelstürme in der Karibik im Sommer 2017. 15 Millionen Euro kostete Tui nach eigenen Angaben die Pleite der Airline AirBerlin im August. Der Grund: Eine Leasing-Vereinbarung musste neu ausgehandelt werden.

Neuer Aufsichtsratsvorsitzender



Am Dienstag hatte Tui bekannt gegeben, dass Daimler-Chef Dieter Zetsche künftig den Aufsichtsrat führen soll. Er soll von 1. Oktober 2018 an den Posten übernehmen. Der derzeitige Chefkontrolleur Klaus Mangold will sein Amt zum Ende des laufenden Geschäftsjahres niederlegen.

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Einschätzung der Redaktion



Anleger feierten die Jahreszahlen von Tui am Mittwoch. Der Kurs kletterte zwischenzeitlich auf ein neues Jahreshoch bei 16,34 Euro.

Tourismuskonzerne leiden besonders unter geopolitischen Unsicherheiten und Terrorismus. Im Fokus steht vor allem die Türkei. Aber hier gibt es Hoffnung. Tui zufolge stieg die Nachfrage nach Reisen in das Land wieder.

Auch der Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Union könnte zur Belastung für Tui werden. Der Reisekonzern habe hier schon Vorkehrungen getroffen: Joussen sagte, man habe die Hotelkapazitäten in Bulgarien und Kroatien erhöht. Dort könnten Briten hinreisen, falls andere Orte wegen der schwachen Landeswährung zu teuer werden würden.

Ein weiteres Risiko ist die Konkurrenz durch Plattformen. Vor allem junge Urlauber buchen tendenziell weniger über Reisebüros, sondern über Online-Angebote wie AirBnB. Dort stellen Privatpersonen ihre Wohnung zur Verfügung.

Tui könnte über den konzerneigenen Ferienflieger Tuifly von der Insolvenz der AirBerlin in Zukunft profitieren. Denn durch den Wegfall der Pleite-Airline verringert sich das Angebot auf dem Markt.

Der Konzern ist im schwierigen Geschäftsumfeld gut aufgestellt. Solange die Konjunktur brummt und die Arbeitslosigkeit niedrig ist, besteht Nachfrage nach Urlaubsreisen. Anleger sollten das Währungsrisiko durch das britische Pfund beachten.

Die Tui-Aktie überzeugt mit der Ausschüttung. Für das vergangene Geschäftsjahr erhalten Anleger zwei Cent mehr als zuvor: 65 Cent je Aktie. Aktionäre erzielen damit eine Dividendenrendite von rund vier Prozent. So soll es auch weitergehen: "Wir wollen diesen Kurs fortsetzen," sagte Joussen.

Charttechnisch ist das Papier vielversprechend. Das Jahreshoch vom Mittwoch könnte der Aktie weiteren Schub geben.

Empfehlung: Kaufen.

Kursziel: 19 Euro

Stoppkurs: 15,40 Euro