Der Wahlkampf in den USA war heiß und wie so oft nicht gerade respektvoll. Doch nun nähert er sich seinem Ende: Am kommenden Dienstag wählen die Amerikaner ihren neuen Präsidenten und eine Reihe Kongressabgeordneter.

Das Rennen um das höchste US-Amt scheint entschieden, denn der Zuspruch für den demokratischen Herausforderer Joe Biden ist groß. In landesweiten Umfragen liegt er dem Wahlanalyseportal RealClearPolitics zufolge um 7,5 Prozentpunkte vor Donald Trump.

Doch Bidens Sieg ist alles andere als sicher: In den vergangenen Tagen konnte Trump in einigen "Swing States" aufholen. Siege in diesen Bundesstaaten, die nicht traditionell eine der beiden Parteien bevorzugen, sind entscheidend, um die Präsidentschaftswahl zu gewinnen.

Wichtigster Wechselwählerstaat ist Florida, denn er stellt im entscheidenden Gremium 29 Wahlmänner. Und genau dort konnte der Amtsinhaber zuletzt punkten. "Gemäß dem von RealClearPolitics errechneten Durchschnitt aus mehreren Wahlumfragen liegt Trump nun in Florida erstmals vorn", berichtet Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank Gruppe.

Auch in Pennsylvania, ebenfalls ein bedeutender Swing State, macht Trump Boden gut. RealClearPolitics sieht Bidens Vorsprung dort aktuell bei 3,8 Prozentpunkten. Mitte Oktober waren es noch sieben Prozentpunkte. "Ohne einen Sieg in Florida und Pennsylvania wird es für Biden eng", meint Gitzel.

Dynamik bei Durchmarsch

Den stärksten wirtschaftlichen Aufschwung dürften die USA erleben, wenn Biden Präsident wird und gleichzeitig die Demokraten die Mehrheit in beiden Kammern des Kongresses erlangen. Die Fondsgesellschaft Aberdeen Standard erwartet, dass in diesem Fall kurzfristig ein großzügiges Covid-Unterstützungspaket über rund 2,3 Milliarden Dollar verabschiedet wird. Zusätzlich würde Biden wohl wie versprochen insbesondere die Ausgaben für Infrastruktur erhöhen. "Insgesamt würden diese Initiativen der US-Wirtschaft einen Nettoschub von über drei Milliarden Dollar oder 15 Prozent der US-Wirtschaftsleistung bringen", so Aberdeen Standard.

Steuererhöhungen, wie von Biden angekündigt, dürften den Aufschwung kaum bremsen. "Selbst wenn der Demokrat die Unternehmensteuern wieder etwas anheben würde, stünden die USA immer noch gut da", sagt Axel Cron, Chefanlagestratege bei HSBC Global Asset Management.

Auch wenn Trump gewinnt, sind Konjunkturprogramme wahrscheinlich. Sie dürften aber kleiner ausfallen. "Im Kern werden beide Kandidaten einigermaßen wirtschaftsfreundlich agieren", so Cron. Der Experte hält die US-Wahlen daher für die Kapitalmärkte für gar nicht so entscheidend.