Nahezu zwei Jahrzehnte lang fragte die unvergessliche Stimme von Susi Müller beim Datingklassiker "Herzblatt" die Gäste: "Wer soll nun dein Herzblatt sein?" Während die Kandidaten nur zwischen drei Aspiranten aussuchen konnten, liegt Börsianern eine schier unendliche Auswahl an Aktien zu Füßen. Und natürlich greifen Anleger nicht einfach blind zu, bei vielen Privatinvestoren sind die Dividendentitel ebenfalls eine Herzensangelegenheit.

Nach einer Untersuchung von "Pro Aktie", eine Aktion führender deutscher Direktbanken, sind heimische Anleger vor allem an Technologie- und Medizinpapieren interessiert. Bevorzugt werden dabei Aktien von Großkonzernen. Die Ergebnisse decken sich mit den Auswertungen auf unserem Internetportal www.boerse-online.de. An jedem einzelnen Handelstag analysieren unsere Statistiker die Klickraten, nach welchen Aktien am häufigsten gesucht wird. Selbstverständlich kommt es aufgrund von tagesaktuellen Nachrichten oft zu Schwankungen. Bereinigt um diese Ausreißer gilt das Interesse der User aber immer wieder den gleichen Titeln.

Das Interesse gilt den Bluechips



Die aktuelle Faktenlage zeigt, dass die Konzerne aus dem Deutschen Aktienindex ganz klar den Ton angeben. Unter den Top 20 der meistgesuchten Aktien ist ein ganzes Dutzend aus der ersten Börsenliga zu finden. Zudem dominieren die hierzulande ansässigen Unternehmen. Das Verhältnis zwischen nationalen und internationalen Gesellschaften beträgt bei den beliebtesten 20 Aktien 16 zu vier. Auf dem Spitzenplatz befindet sich der DAX-Neuzugang Wirecard. Dem Zahlungsspezialisten ist jüngst aufgrund der neuen Indexeinteilung seitens der Deutschen Börse der Sprung in die oberste Etage gelungen. Die lange Zeit von den Nutzern favorisierte Aktie von Apple ist dagegen auf Platz 9 abgerutscht. Allerdings ist der US-Kultkonzern damit aus unserer Sicht nicht weniger attraktiv. Apple steht ebenso wie Wirecard auf unserer Empfehlungsliste.

Neben Apple finden sich noch drei weitere Unternehmen aus dem Ausland unter den Top 20. Dabei handelt es sich um Alibaba, Amazon und Microsoft, also um die Elite der internationalen Techwelt. Vor allem dem chinesischen Konzern Alibaba ist es zuletzt gelungen, mit den IT-Giganten aus Übersee auf Augenhöhe zu kommen. Der E-Commerce-Riese bringt einen Börsenwert von rund einer halben Billion Dollar auf die Waage.

Das Gros von Deutschlands Lieblingen weist aktuell ein "Kaufen"-Rating von BÖRSE ONLINE auf. 30 Prozent der Top 20 werden aber nur mit "Beobachten" eingestuft. Dazu zählen beispielsweise die beiden Autokonzerne Daimler und Volkswagen. Das Duo leidet derzeit unter anderem unter den globalen Handelskonflikten, dem verstärkten Wettbewerb sowie der Dieselaffäre. Dies führte bei Daimler jüngst sogar zu einer Gewinnwarnung und einer Rückwärtsfahrt der Aktie.

Möglicherweise sind es genau diese Kursverluste, die Anleger in Deutschland immer noch abschrecken, Aktien im großen Stil zu erwerben. Das zeigt auch eine Statistik des Deutschen Aktieninstituts. Zwischen dem Jahr 2000, als die New-Economy-Blase platzte, und dem Höhepunkt der Finanzkrise 2009 sank die Anzahl der direkten Aktionäre um 42 Prozent auf 3,55 Millionen. Unter einem direkten Aktionär versteht man einen Anleger, der direkt in Wertpapiere investiert und die Anteile nicht über Fonds hält. Seit 2010 aber erholt sich die Quote wieder, und im vergangenen Jahr wurden hierzulande durchschnittlich 4,92 Millionen direkte Aktionäre gezählt - der höchste Stand seit 2003.

Auf Seite 2: Augen auf bei der Aktienwahl





Augen auf bei der Aktienauswahl



In der Übersichtstabelle unten präsentieren wir die aktuellen Ergebnisse unserer Analyse in alphabetischer Reihenfolge. Dass Anleger auch gern mit dem Feuer spielen, zeigen die hohen Klickraten bei Steinhoff. Der durch einen Bilanzskandal krisengebeutelte Möbelkonzern wird von der Redaktion aber mit "Verkaufen" eingestuft und befindet sich zudem auf der "Schwarzen Liste". Die Top-Favoriten aus der Tabelle stellen wir nachfolgend detailliert vor.



Auf den nächsten Seiten: Die Top Favoriten





Allianz-Aktie: 200-Euro-Marke fest im Visier



Europas größter Versicherungskonzern macht derzeit eine gute Figur. Egal, ob es sich um Kennzahlen wie Kurs-Gewinn- oder Kurs-Buchwert-Verhältnis, Cashflow, Dividendenrendite oder um die Performance (seit Jahresbeginn) handelt, die Allianz findet sich in jedem unserer Rankings unter den Top Ten im DAX. Auch bei den Klicks auf unserer Webseite www.boerse-online.de rangiert der Bluechip innerhalb der besten Zehn.

Das große Interesse kommt nicht von ungefähr: Der Versicherer sorgte zuletzt operativ sowie mit der Ankündigung eines milliardenschweren Aktienrückkaufprogramms für eine positive Grundstimmung. Das lässt sich auch an der Kurskurve ablesen. Während der DAX in den vergangenen drei Monaten auf der Stelle trat, kletterte die Allianz-Aktie um knapp ein Zehntel empor. Unterstützung bekam das Papier von den jüngsten Quartalszahlen, die über den Erwartungen der Analysten ausfielen. Auch an der Jahresprognose hielt der Konzern fest. Das Ergebnis je Aktie soll um elf Prozent zulegen, die Dividende um fünf Prozent.

Schon bald steht das nächste wichtige Ereignis vor der Tür, das dem Titel weiteren Schwung verleihen könnte. Am 30. November 2018 lädt die Allianz Investoren zum Capital Markets Day nach München ein. Mit einer Enttäuschung ist auf der Veranstaltung nicht zu rechnen, im Gegenteil: JP Morgan-Analyst Michael Huttner geht davon aus, dass der Versicherungsriese das Treffen nutzen wird, um einen neuen Dreijahresplan zu präsentieren. Dieser dürfte unter anderem einen effizienteren Vertrieb einer abgespeckten Palette an Sach- und Unfallversicherungen zum Inhalt haben, so der Experte. In den kommenden Wochen könnte sich bereits Fantasie aufbauen, die den DAX-Titel letztendlich wieder nachhaltig über die 200-Euro-Marke hieven könnte.



Auf Seite 4: Amazon





Amazon-Aktie: Einzigartige Hightechmacht



Reich, reicher, Bezos! Die Rede ist natürlich von Jeff Bezos, dem Gründer von Amazon. Führte in 18 der vergangenen 24 Jahre Bill Gates die "Forbes"-Liste der reichsten Menschen der Welt an, ist Bezos nun im Eiltempo am Microsoft-Gründer vorbeigerast. Laut "Forbes"-Magazin ist der 54-Jährige der einzige Mensch auf dem Globus, der mehr als 100 Milliarden US-Dollar auf der hohen Kante hat.

Das Vermögen des Unternehmers schwankt natürlich im Wesentlichen mit dem Kurs der Amazon-Aktie, da sein Reichtum zum größten Teil auf seinem 17-prozentigen Anteil beruht. Sorgen darüber, dass das Portemonnaie nicht noch dicker wird, muss man sich aber nicht machen. Trotz des raketenhaften Aufstiegs nimmt der Ehrgeiz von Bezos nämlich kein Ende. Der Konzern ist mittlerweile in jedem Megatrend der technologischen Neuzeit vertreten. Von der Cloud über künstliche Intelligenz (KI) bis hin zu Big Data reichen die Anstrengungen des weltgrößten Online-Versandhändlers. Und Amazon spielt nicht nur mit, sondern geht voraus. Laut Synergy Research ist die Cloudlösung AWS mit einem Marktanteil von einem Drittel weltweit führend.

Im Bereich KI strebt die 1994 als Buchhandlung gestartete Firma ebenfalls die Spitze an. Kürzlich wurde ein Dutzend neuer intelligenter Geräte vorgestellt. Darunter zum Beispiel eine neue Version des KI-Lautsprechers Echo Plus, eine per Stimme bedienbare Mikrowelle und Echo Auto für Pkw. Diese Produkte sind nicht nur online verfügbar, Amazon gab jüngst bekannt, dass das Unternehmen in New York einen neuen Laden eröffnen und damit den Einzelhandel weiter aufmischen werde. Bereits 2017 stieg der Konzern in den stationären Handel mit dem milliardenschweren Kauf der US-amerikanischen Biosupermarktkette Whole Foods ein. Wie im normalen Leben gilt auch an der Börse: An der Hightechmacht Amazon führt kein Weg vorbei.



Auf Seite 5: Apple





Apple-Aktie: Die Gewinnmaschine nimmt Fahrt auf



Unbeschreibliche 300 Milliarden Dollar ist allein die Marke mit dem abgebissenen Apfel wert. Damit besetzt Apple im weltweiten Ranking der wertvollsten Brands knapp hinter Google Platz 2. An der Börse bringt das in Cupertino ansässige Unternehmen sogar mehr als eine Billion Dollar auf die Waage. Der US-Techgigant schreibt passend dazu auch eine unvergleichliche Erfolgsgeschichte. Bahnbrechende Produkte wie das iPhone oder die Apple Watch ziehen auf der einen Seite die Kunden in Scharen an, eine ausgeklügelte Preissetzung beschert Apple auf der anderen Seite hohe Gewinne.

Mit der jüngst vorgestellten neuen iPhone-Generation könnten die Erträge noch mehr Schwung bekommen. Mit dem iPhone Xs sowie der größeren Ausführung iPhone Xs Max bietet Apple nun gleich zwei High-End-Modelle an. Damit dürften die durchschnittlichen Verkaufspreise steigen, was sich wiederum positiv auf die Bruttomargen auswirken sollte. Ein Blick auf die Herstellungskosten verdeutlicht diese Einschätzung: Die Analysefirma Tech Insights hat das Flaggschiff-Smartphone iPhone Xs Max zerlegt und schätzt die Kosten der Einzelteile mit 443 Dollar auf lediglich knapp ein Drittel des Verkaufspreises von 1249 Dollar. Gartner-Expertin Annette Zimmermann geht davon aus, dass sich die Max-Variante vor allem in China gut verkaufen wird.

Zwar stagnierte die Konzernmarge zuletzt im Bereich von 38 Prozent. Die bisherige Maximalrendite erzielte Apple im zweiten Quartal 2012 mit 47,4 Prozent. Mit den neuen Produkten könnte es jedoch wieder in Richtung 40 Prozent gehen. Neben dem zu erwartenden Renditeanstieg sprechen auch die hohe Innovationskraft, eine starke Bilanz sowie stetige Aktienrückkäufe dafür, dass bei einem Börsenwert von einer Billion längst noch nicht Schluss sein muss.



Auf Seite 6: Evotec





Evotec-Aktie: Gewinnbringende Wirkstoffsuche



Biotechaktien gelten gemeinhin als spekulativ und damit auch als sehr risikoreich. Dennoch zeigen Privatanleger hohes Interesse an diesem Segment. Die deutsche Evotec ist auf Platz 5 der meistgesuchten Aktien auf unserer Website www.boerse-online.de. Die Vorliebe für den Titel dürfte weiter zunehmen. Einerseits aus Kapitalmarktsicht, Evotec ist - nun neben dem TecDAX auch im MDAX notiert. Andrerseits macht das Unternehmen, das 1993 der Nobelpreisträger Manfred Eigen mitgründete, operative Fortschritte. 2018 erwartet der Analystenkonsens eine Ergebnissteigerung um knapp 30 Prozent, 2019 dürfte das Tempo sogar noch zulegen und den Gewinnzuwachs um 37 Prozent je Aktie anschieben.

Besonders positiv sind die zuletzt gemeldeten neuen Allianzen sowie Erweiterungen bestehender Kooperationen, denn diese sorgen angesichts von Forschungsgeldern oder Meilensteinzahlungen für eine höhere Planungssicherheit. Mittlerweile ist die Pipeline des Wirkstoffforschers auf 100 gemeinsam mit Partnern entwickelte Arzneien angewachsen. Besonderes Potenzial verspricht die IPSC- Technologie. Dabei wird mithilfe von Stammzellen nach geeigneten Medikamentenkandidaten geforscht. Prominente Firmen wie Celgene oder ID Pharma arbeiten in diesem Bereich mit den Hamburgern zusammen. Mit erstgenanntem US-Konzern ist Evotec kürzlich bereits die dritte Partnerschaft eingegangen. Diese soll sich auf die Entwicklung von neuen Wirkstoffen mit dem Fokus auf den Abbau von Proteinen konzentrieren. Dabei winken erhebliche Meilensteinzahlungen sowie Umsatzbeteiligungen an möglichen Produkten. Die Aktie ist einer unserer Top-Favoriten im deutschen Biotechsektor.



Auf Seite 7: Microsoft





Microsoft-Aktie: Cloudboom füllt die Kassen



Technologie-Experten sind sich weitgehend einig: Cloud-Computing ist einer der Megatrends in der Techbranche. Von diesem Milliardenkuchen möchte sich auch der Softwareriese Microsoft ein gehöriges Stück abschneiden.

Hatte der US-Konzern aus Seattle den Smartphone-Boom unter CEO Steve Ballmer noch komplett verschlafen, so richtet Nachfolger Satya Nadella das Unternehmen konsequent auf die Zukunftstrends Cloud und künstliche Intelligenz aus. Der Erfolg lässt sich am Aktienkurs ablesen: Seit Nadellas Amtsantritt 2014 hat sich der Börsenwert in etwa verdreifacht.

Mittlerweile ist Microsoft mit einer Marktkapitalisierung von 900 Milliarden Dollar sogar auf dem besten Weg, nach Apple und Amazon als dritter US-Konzern die Billionen-Dollar-Schallmauer zu durchbrechen.

Die Zuversicht der Investoren gründet vor allem auf dem Erfolg der Cloudsparte Azure, mit der Microsoft bereits zur Nummer 2 hinter Marktführer Amazon aufgestiegen ist. Die boomende Sparte, die Firmenkunden Computerdienste über die sogenannte Datenwolke online anbietet, erzielte allein im Schlussviertel des Geschäftsjahres 2018 (zum 30. Juni) ein Umsatzplus von stolzen 89 Prozent. Das hatte auch positive Auswirkungen auf das operative Ergebnis, das konzernweit um 35 Prozent vorankam. Im Gesamtjahr schaffte das Unternehmen beim Umsatz sogar den Sprung über die Schallmauer von 100 Milliarden Dollar. Microsoft-Chef Nadella zeigt sich mit den Ergebnissen zufrieden: "Wir hatten ein unglaubliches Jahr." An Ausruhen denkt der 51-jährige Manager aber nicht. "Wir werden unsere Reichweite in großen und wachsenden Märkten mit differenzierten Innovationen weiter ausbauen", erklärt er. Weiteren Kursanstiegen steht also nichts im Wege.



Auf Seite 8: Siemens Healthineers





Siemens Healthineers-Aktie: Börsenneuling erobert die USA



Noch ist Siemens unter den Top 20 der meistgesuchten Aktien zu finden, doch das Interesse an dem einst stolzen Industriekonzern nimmt ab. Das mag unter anderem an der Auslagerung wichtiger Geschäftsbereiche wie Wind, Züge und Medizin liegen. Letztgenannter kam unter dem Namen Siemens Healthineers im März an die Börse. Aktuell verzeichnet die Tochter nicht nur mehr Klicks auf www.boerse-online.de als die Mutter, die Aktie weist auch eine deutlich bessere Performance auf. Um rund ein Viertel legte der Titel seit dem IPO zu, 20 Prozentpunkte mehr als die Siemens-Aktie.

Die Dynamik von Siemens Healthineers könnte hoch bleiben, schließlich sind die Erlanger global aufgestellt und verfügen über eine enorme Produktbreite, um das gesamte Behandlungsspektrum von der Prävention über die Diagnose bis hin zur Therapie anzubieten. Als einer der großen Hoffnungsträger gilt das zur Diagnostiksparte zählende neue Laborsystem Atellica. Bis zum Halbjahr wurden bereits 560 Geräte installiert, 800 bis 1000 sollten bis Ende September ausgeliefert worden sein. Bis Ende 2020 geht der Konzern gar von 7000 verkauften Exemplaren aus. Aufwärts geht es auch im Segment "Advanced Therapies", das auf die Nutzung qualitativ hochwertiger Bildgebung vor und während eines medizinischen Eingriffs abzielt. In diesem Bereich ist die Medtechfirma sogar führend.

Der insgesamt größte Einzelmarkt sind die USA mit einem Umsatzanteil von 34 Prozent. Und genau dort möchte Siemens Healthineers nun die Gesundheitsversorgung zusammen mit der Medical University of South Carolina revolutionieren. "Die Partnerschaft ist weltweit einmalig und ein großer Schritt, gemeinsam ein neues Kapitel für das Gesundheitswesen des 21. Jahrhunderts zu schreiben", sagt Chef Bernd Montag zuversichtlich. Dem Börsenneuling könnten also noch viele gute Jahre ins Haus stehen.



Auf Seite 9: Wirecard





Wirecard-Aktie: Der heiße DAX-Newcomer



Wer in diesen Tagen in der Wirecard-Zentrale in Aschheim bei München zu Gast ist, reibt sich verwundert die Augen. Statt Champagnerlaune nach dem DAX-Aufstieg geht es betont nüchtern zu. "Natürlich haben wir uns über die DAX-Aufnahme gefreut", sagt Wirecard-Finanzvorstand Alexander von Knoop gegenüber BÖRSE ONLINE. Aber eine Feier habe es nicht gegeben, und Anlass für eine Auszeit sieht offenbar auch niemand in Aschheim. Dafür ist das Tempo, mit der die Branche an Bezahllösungen arbeitet, wohl auch zu rasant.

Bei Wirecard wollen sie daher nichts anbrennen lassen. Beispiel Versicherungen: In Italien testet die Allianz derzeit ein neues Kartenangebot namens Allianz Prime. Neben einer Visacard erhalten Kunden eine Versicherung gegen Schäden, falls ihre online bestellte Ware unterwegs beschädigt wird. Die Abwicklung der Bezahlvorgänge übernimmt Wirecard. Künftig wolle man das Geschäft mit Versicherern deutlich ausbauen, sagt von Knoop. Außerdem will Wirecard Onlinehändlern neben reinen Bezahllösungen künftig weitere Zusatzangebote wie etwa Kredite liefern. Schließlich kennt das Unternehmen die Händler häufig mindestens ebenso gut wie deren Hausbank. Auf diese Weise sollen die Margen höher bleiben als bei der Konkurrenz.

Wie gut Wirecard unterwegs ist, hat sich erst Mitte August wieder gezeigt. Im ersten Halbjahr zog der Umsatz um 46 Prozent auf 897,6 Millionen Euro an. Beim operativen Gewinn (Ebitda) ging es um satte 39 Prozent auf 245,4 Millionen nach oben. Auch für das Gesamtjahr hob Wirecard den Ausblick leicht an. Für 2018 peilt der DAX-Neuling ein Ebitda von 530 bis 560 (zuvor 520 bis 545) Millionen Euro an. Die Wirecard-Aktie ist teuer. Mit einem 2018er-KGV von rund 62 ist das Papier gut viermal so hoch bewertet wie der DAX-Durchschnitt. Anleger müssen daher wissen: Solange das Wachstum Schritt hält, ist alles im grünen Bereich. Bei einer Abschwächung drohen allerdings herbe Rückschläge. Bei Käufen dringend den Stoppkurs beachten.