Dieser Biotech-Wert zieht mit der jüngsten Quartalsbilanz klare Grenzen — enttäuschende Zahlen, aber wachsende Hoffnungen. Und der Markt reagiert prompt.

Der Hamburger Wirkstoffforscher Evotec steckt tief in einem Sanierungsprozess: Umsatzrückgänge im Kerngeschäft, sinkende Nachfrage bei Contract-Research und ein schwieriger Markt für frühe Wirkstoffentwicklung belasten das Geschäft.

Dennoch zeigt sich in dieser Woche ein überraschendes Phänomen: Die Aktie steigt. Der Grund liegt offenbar in einem Auftritt des Managements beim Deutschen Eigenkapitalforum Anfang der Woche in Frankfurt.

CEO spricht von „Marathon-Projekt“ und „Rettungsanker“

Dort fand CEO Christian Wojczewski nach Aussagen von Teilnehmern überraschend ehrliche Worte zum Zustand seines Unternehmens. Er sprach offen von einem „Marathon-Projekt“, das noch einige Jahre dauern könne, verzichtete darauf, Dinge schönzureden und schuf damit nach langer Zeit wieder Glaubwürdigkeit bei Investoren.

Zweitens erklärte Wojczewski noch einmal glaubwürdig, warum der jüngste Deal mit Sandoz ein echter Rettungsanker für Evotec sein könnte: Evotec hatte die EU-Aktivitäten ihrer Tochterfirma Just – Evotec Biologics (JEB) an Sandow verkauft. Der Zufluss von 350 Millionen Dollar mildere Liquiditätsrisiken und gebe dem Management Zeit, den strategischen Umbau zu stemmen, ohne sofort auf Fremdkapital angewiesen zu sein, erklärte der CEO.

Hinzu kommt, dass ein Vorstandsmitglied Mitte November in eigene Evotec-Aktien investiert hat – was der Markt als positives psychologisches Signal auffasst. Die Analyse im Einzelnen.

Am 5. November legte die Evotec SE die Zahlen für die ersten neun Monate 2025 vor — mit sinkendem Umsatz, rotem EBITDA und hoher Unsicherheit. Doch zugleich startet eine strategische Neuausrichtung. Das weckt Hoffnungen und treibt den Kurs: Der Kampf zwischen Bullen und Bären entflammt neu.

Harte Realität – Q3 enttäuscht

Die Evotec SE meldete für die ersten neun Monate 2025 einen Umsatz von nur 535,1 Millionen Euro, ein Rückgang um rund sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das bereinigte EBITDA landete bei minus 16,9 Millionen Euro – nach bereits negativen 6 Millionen im Vorjahr. In dem unmittelbar nach Bekanntgabe gestarteten Xetra-Handel stürzte die Aktie zweistellig ab. Die Analystenschätzungen wurden sowohl bezüglich Gewinn pro Aktie wie auch bezüglich des Umsatzes stark verfehlt:  um minus 81 bzw. minus 13 Prozent. Damit hat Evotec zum vierten Mal hintereinander die Erwartungen der Analysten verfehlt.

Der operative Rückschlag kommt zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt: Das Kerngeschäft mit Wirkstoffforschung und -entwicklung leidet unter einem schwächelnden Pharmadienstleistungsgeschäft und zu vielen Fixkosten bei zu geringer Auslastung. Zwar hält Evotec weiterhin an der Jahresprognose und mittelfristigen Zielen bis 2028 fest, doch der Markt bewertet die Risiken deutlich stärker.

Hoffnung durch Strategiewechsel – Shorties geraten unter Druck

Trotz der düsteren Zahlen setzt Evotec auf einen Strategiewechsel: Mit dem Verkauf des Produktionsstandorts Toulouse an Sandoz floss eine Sofortzahlung von 350 Millionen US-Dollar — ein entscheidender Liquiditätspuffer.

Zugleich hat sich die Aktionärslage verändert: Bei der Aktie stehen zahlreiche Shortseller am Pranger — darunter D. E. Shaw & Co., L.P., die ihre Leerverkaufsposition zuletzt von 0,73 Prozent auf 0,68 Prozent reduzierte. Andere Player wie AHL Partners LLP und Systematica Investments Limited hingegen haben ihre Short-Engagements zuletzt ausgeweitet. Damit bleibt die Aktie ein heiss umkämpftes Terrain zwischen Bullen und Bären.

Gerade diese Mischung aus enttäuschender operativer Performance und gleichzeitigem Hoffnungsträger – Sandoz-Deal und mögliche Rückdeckung von Shortpositionen – sorgt für ausgeprägte Volatilität bei der Evotec-Aktie.

Charttechnische Lage der Evotec Aktie

Anleger müssen sich insbesondere dieser beiden Marken bewusstsein:
- Die starke Unterstützung bei gut fünf Euro darf keinesfalls fallen.
- Erst bei einem Schlusskurs über 8,7 Euro stehen die Börsenampeln für die Evotec-Aktie (ISIN: DE0005664809) auf grün und die Aktionäre können sich über einen neuen Aufwärtstrend freuen. Bis dahin dürfte es zu einem "Auf und Ab" innerhalb dieser beiden Marken kommen.

Die Trading-Range ist damit ungewöhnlich groß.

Chart Evotec-Aktie
https://de.tradingview.com/chart/y017QLCa/?symbol=EVOTEC
Chart Evotec-Aktie

Das sagen die Analysten zur Evotec-Aktie

Die Konsenseinstufung der acht Analysten, die die Evotec-Aktie laut TradingView innerhalb der letzten drei Monate bewertet haben, lautet überraschenderweise "kaufen". Das Konsens-Kursziel für die nächsten zwölf Monate beträgt 8,8 Euro, Auch hier ist die Bandbreite sehr groß: Die Kurziele reichen von 6,00 Euro bis 12,20 Euro.

Anleger, die nicht auf Einzelaktien setzen wollen, werden vermutlich mit dem «Reversal Index» glücklicher.

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