Die VW-Aktie ist enorm günstig und mit Blick auf das KGV der billgste Wert im DAX. Doch lohnt sich hier ein Einstieg und welche Treiber für den Preis gibt es eigentlich?

Trotz Absatzkrise in China: Volkswagen (VW) treibt seine Strategie in Fernost voran. Anlässlich der „China International Import Expo“ stellte der Autobauer seinen ersten selbst entwickelten Chip für automatisiertes Fahren ab Level 3 vor. 

Unter bestimmten Bedingungen kann ein Auto auf diesem Niveau selbstständig fahren, ohne dass der Fahrer es ständig überwachen muss. Aus Sicht der Wolfsburger startet eine Phase der Expansion. Laut China-Chef Ralf Brandstätter gehe man über die lokale Produktion hinaus und beherrsche nun auch Kerntechnologien, die die Mobilität von morgen gestalten würden. 

Bis 2030 will der Konzern in China rund 30 reine Elektromodelle anbieten. Dafür ist es wichtig, dass VW in Schlüsseltechnologien Fuß fasst. Dies zeigt sich jetzt: Weil Peking den Export von Chips des niederländischen Unternehmens Nexperia aus dem Werk in Fernost blockiert, haben europäische Autokonzerne mit Engpässen zu kämpfen. Das Hier und Jetzt sieht allerdings trister aus: Massiv verlor der Konzern im Reich der Mitte Marktanteile an lokale Wettbewerber wie etwa BYD. Letztlich läuft es aktuell im Gesamtkonzern nicht rund. 

Probleme bei Porsche

Sorgen bereitet vor allem die Luxustochter Porsche: Zollbelastungen und Anpassungen der Produktstrategie sorgten für großes Rumoren. Die Markengruppe Sport, mit Porsche als Zugpferd, landete in den ersten neun Monaten bei einer operativen Marge von minus einem Prozent. Im selben Abschnitt des vergangenen Jahres lag diese noch bei 14,6 Prozent. Operativ fiel dort ein Verlust von knapp einer Milliarde Euro an. Letztlich rutschte VW im abgelaufenen Quartal in die roten Zahlen. Nach neun Monaten steht ein Gewinnrückgang von 60 Prozent. Doch werden die Ergebnisse der Niedersachsen durch außerordentliche Faktoren verzerrt. Insgesamt belaufen sich diese laut Finanzvorstand Arno Antlitz auf 7,5 Milliarden Euro. Rechnet man Einmalfaktoren heraus, sieht es gar nicht so schlecht aus. Dann kommt VW auf eine operative Marge von immerhin 5,4 Prozent. 

Volkswagen Vz. (WKN: 766403)

Günstigster DAX-Wert jetzt ein Kauf?

Dass die Lage nicht so düster ist, wie es zunächst aussieht, zeigt ein Blick auf den Aktienkurs. Marktteilnehmer wussten die Zahlen entsprechend einzuordnen und so reagierten die Papiere am Tag der Zahlenbekanntgabe sogar mit einem leichten Plus. Grund war vor allem, dass es bei der Kernmarke VW besser läuft als gedacht. 

Zum einen wirkt sich bereits jetzt das bis 2030 laufende Sanierungsprogramm positiv aus, zum anderen ist der Konzern günstig bewertet: Analysten rechnen zwar damit, dass sich der Nettogewinn im Vergleich zum Vorjahr von 11,35 Milliarden Euro auf rund die Hälfte halbieren könnte, der Autoriese kommt jedoch selbst dann auf ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von etwas über vier. Das ist im Vergleich zu anderen Herstellern günstig. VW ist damit gemessen am KGV der günstigste Wert im DAX. Nun kommt es darauf an, wie schnell es gelingt, die Kostenbasis zu reduzieren, das Wachstum in verschiedenen Märkten zu forcieren und schnell neue Modelle von Elektrofahrzeugen einzuführen — insbesondere in China. 

Letztlich ist Volkswagen auch mehr als VW. Die Analysten der Deutschen Bank messen etwa Lamborghini einen Wert von rund 15 Milliarden Euro zu. Allein das deckt die Marktkapitalisierung des gesamten Konzerns zu rund 30 Prozent ab. Gelingt es nun, Porsche zu sanieren, Bentley und Bugatti richtig zu positionieren und Audi wieder voranzubringen, könnte der Aktienkurs bald wieder deutlich über der 100-Euro-Marke zu sehen sein.

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