Die deutschen Standardwerte-Indizes haben am Freitag dank der anhaltend guten Börsenstimmung weitere Rekordhochs markiert. Der Dax (DAX) zeigte sich bei 9789 Punkten so stark wie noch nie in seiner Geschichte. Um die Mittagszeit notierte der Leitindex 0,53 Prozent fester bei 9768,86 Punkten, nachdem er tags zuvor nach drei Gewinntagen in Folge noch etwas zurückgefallen war.

    Auch der MDAX (MDAX) erreichte am Freitag bei 16 996 Punkten ein neues Hoch und notierte zuletzt mit 0,26 Prozent im Plus bei 16 987,22 Punkten. Der TecDax (TecDAX) gewann 0,41 Prozent auf 1247,90 Punkte und blieb damit auf dem höchsten Niveau seit zwölf Jahren. Der Eurozonen-Leitindex Eurostoxx 50 (EuroSTOXX 50) stieg um 0,23 Prozent.

DAX KÖNNTE BALD ÜBER 10 000-PUNKTE-MARKE SPRINGEN

    Angesichts der weiter positiven Stimmung bestünden sehr gute Chancen, dass der Dax schon in Kürze die 10 000-Punkte-Marke überspringe, sagte Marktanalyst Kornelius Barczynski vom Broker GKFX. Marktexperte Christian Henke vom Broker IG sah die Erwartung positiver Nachrichten aus den USA als Kursstütze. "Von der Konjunkturseite werden die Daten zur US-Industrieproduktion erwartet. Viel Beachtung könnte auch das aktuelle Verbrauchervertrauen der Universität Michigan finden. Allgemein wird erwartet, dass die Dynamik der weltweit größten Volkswirtschaft weiter zulegt." Außerdem stehen noch Daten zum amerikanischen Immobilienmarkt und die Quartalszahlen der US-Bank Morgan Stanley auf der Agenda.

    Uwe Zimmer, Vorstand bei der Vermögensverwaltungsgesellschaft Meridio, prognostiziert dem deutschen Leitindex in den kommenden Monaten ebenfalls eine positive Entwicklung. Im zweiten Halbjahr könnte die Luft allerdings dünn werden. Dank des Fracking-Verfahrens zur Förderung von Schiefergas sollten die Energieimporte der USA zurückgehen, was zusammen mit der Einigung von Präsident und Senat im Haushaltsstreit zu einem Investitionsschub führen dürfte. Das daraus folgende Wirtschaftswachstum in den USA und weltweit "ist aber ohne eine steigende Inflation nicht zu schaffen", warnte der Experte. Er rechnet mit steigenden Zinsen für lang laufende US-Staatsanleihen - "und wenn der risikolose Zins steigt, gehen die Anleger aus dem Aktienmarkt raus".

THYSSENKRUPP AN DAX-SPITZE - DEA-SORGEN BELASTEN RWE

    Die Aktien von Dax-Spitzenreiter ThyssenKrupp gewannen am Tag der Hauptversammlung 4,41 Prozent. Vorstandschef Heinrich Hiesinger sieht den angeschlagenen Industriekonzern trotz anhaltender Verluste auf dem richtigen Kurs. "In den vergangenen zweieinhalb Jahren haben wir auf dem Weg der Erneuerung schon viel erreicht", sagte Hiesinger laut einem vorab verbreiteten Redemanuskript. Dagegen ging es für die Lufthansa-Titel (Deutsche Lufthansa) nach dem jüngsten Höhenflug um 1,00 Prozent bergab. Laut einem Pressebericht soll mit Carsten Spohr der bisherige Chef der Passagiersparte Nachfolger von Vorstandschef Christoph Franz werden.

    Die RWE-Titel (RWE) drehten wegen Sorgen um enttäuschende Erlöse aus dem geplanten Dea-Verkauf mit 1,49 Prozent ins Minus. Aktuell werde über einen Verkaufspreis von vier Milliarden Euro berichtet, erklärte ein Händler. Am Markt erhofften sich Börsianer aber fünf Milliarden Euro. An der zum Verkauf stehenden Öl- und Gasfördergesellschaft des Energiekonzerns sollen BASF, der Finanzinvestor KKR zusammen mit der kuweitischen Ölgesellschaft Kufpec sowie der russische Milliardär Michail Fridman interessiert sein.

PROSIEBENSAT.1 IM PLUS NACH PLATZIERUNG

    Im MDax verteuerten sich die Papiere von ProSiebenSat.1 (ProSiebenSat1 Media) trotz einer umfangreichen Aktienplatzierung um 0,44 Prozent auf 35,155 Euro. Die Finanzinvestoren KKR und Permira haben ihre verbliebenen 36,3 Millionen Aktien an dem TV-Konzern Händlern zufolge zu 34,75 Euro pro Stück an institutionelle Anleger verkauft. Nun rückt der wahrscheinliche Aufstieg in die oberste Börsenliga Dax in den Vordergrund. Zudem seien die Sorgen um den Aktienüberhang aus dem Markt, hieß es.

dpa-AFX