Die Immobilienpreise in Deutschland fallen rasant, vor allem wegen hoher Inflation und Finanzierungskosten. Doch ist es jetzt Zeit für Anleger sich vollständig aus dem Markt zurückzuziehen? Sowohl was Aktien als auch eigene Objekte betrifft?

Die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland sind im ersten Quartal im Rekordtempo gesunken. Sie fielen um durchschnittlich 6,8 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal, wie das Statistische Bundesamt am Freitag weiter mitteilte. Dies war der stärkste Rückgang gegenüber einem Vorjahresquartal seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2000.

Wohnimmobilienpreise fallen weiter – Besonders stark in Metropolen

"Ausschlaggebend für den Rückgang der Kaufpreise dürfte weiterhin eine gesunkene Nachfrage infolge gestiegener Finanzierungskosten und der anhaltend hohen Inflation sein", erklärten die Wiesbadener Statistiker.

Sowohl in den Städten als auch in den ländlichen Regionen waren deutliche Preisrückgänge zu verzeichnen, wobei die Preise für Wohnimmobilien in den Städten stärker zurückgingen als in den ländlichen Regionen. In urbanen Regionen gingen die Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser um 10,4 Prozent zurück, für Wohnungen musste 6,4 Prozent weniger gezahlt werden.

Aber auch in den dünn besiedelten ländlichen Kreisen waren die Preisrückgänge deutlich: Ein- und Zweifamilienhäuser waren 7,8 Prozent günstiger als im 1. Quartal 2022, Eigentumswohnungen kosteten 5,3 Prozent weniger als im Vorjahresquartal.

Aber wie sollten Anleger damit umgehen? Und was heißt das für Immobilien, die man selbst besitzt und die Immobilienaktien, die jetzt im Depot liegen?

Jetzt Aktien von Vonovia dringend verkaufen?

Zumindest bei den Immobilienaktien und den stark gefallenen Titel wie Vonovia und Co. ist ein Großteil der negativen Wertentwicklung und ihrer Folgen schon eingepreist. Allerdings kann es sich trotzdem sehr negativ auf manche Immobilienkonzerne auswirken.

Einige Unternehmen wie Vonovia verkaufen nämlich aktuell Portfolioteile um die Refinanzierung der restlichen Objekte stemmen zu können. Da das Unternehmen diese aber zu deutlich gefallenen Preisen abgeben muss, nimmt man deutliche Buchverluste hin.

Dementsprechend sollten Anleger hier zwar nicht gleich verkaufen, aber doch abwägen, inwieweit ihre Position dadurch risikoreicher und unattraktiver wird.

Jetzt physische Immobilien abstoßen?

Ein etwas anderes Bild zeichnet sich bei den physischen Immobilien. Hier kann man Anlegern aktuell von einem abraten: einem Kauf. 

Mit enorm hohen Finanzierungskosten, weiterhin teilweise astronomischen Marktpreisen und der allgemeinen Unsicherheit, kann man sich ruhig mit dem eigenen Kaufvorhaben noch etwas gedulden.

Verkäufer hingegen sollten ihren Anlagehorizont vielleicht noch um ein paar Jahre in die Zukunft verlängern, denn sollte sich der Markt nach der Krise wieder stabilisieren, sind sicherlich wesentlich höhere Verkaufspreise zu erzielen.

Mit Material von Reuters

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Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Vonovia.