Scheinbar hätten sich die Anleger mit dem Gedanken auf bald steigende Zinsen in den USA etwas angefreundet, sagten Händler. Die Stimmung bleibe aber angeschlagen. "Weder Käufer noch Verkäufer können sich für eine Richtung entscheiden. Der Handel bleibt technisch getrieben", fasste Stratege Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets zusammen. Am Aktienmarkt liefen am Freitag zudem Optionen auf Indizes und einzelne Aktien aus, was verstärkte Schwankungen auslösen kann.

Signale der US-Notenbank Fed für eine Zinserhöhung im Juni hatten die Börsen noch am Vortag stark belastet. Auf Wochensicht gab der deutsche Leitindex bis zum Freitagnachmittag 0,7 Prozent ab. "Die Frage aus Sicht der Händler ist nun, ist eine Zinsanhebung eine Situation um Risiko einzugehen oder zu minimieren", sagte Saxo-Bank-Stratege John Hardy. An der Wall Street deutete sich am Nachmittag eine freundliche Eröffnung an.

Wenig beeindruckt zeigten sich Daimler -Anleger von einer Gewinnwarnung in der Lkw-Sparte. Die Papiere verloren lediglich 0,2 Prozent. Der Autobauer senkte wegen schwacher Geschäfte in Nordamerika und im Nahen Osten seine Ergebnisprognose für die Lkw-Sparte. Zudem kostet ein Airbag-Rückruf den Konzern mehrere hundert Millionen Euro. Analyst Gerhard Wolf von der LBBW betonte, dies komme nicht überraschend, da die Auftragseingänge schon seit einiger Zeit abwärts zeigten. Positiv sei, dass die Prognose für das Konzernergebnis unverändert bleibe.

UNICREDIT PROFITIEREN VON AUSSICHT AUF ANTEILSVERKAUF



Unterstützung lieferte eine Kurserholung beim Dax-Schwergewicht Bayer. Die Papiere des Pharma- und Chemiekonzerns legten bis zu 1,5 Prozent zu. Am Vortag hatten die Pläne zur Übernahme des US-Saatgutriesen Monsanto den Kurs um mehr als acht Prozent abstürzen lassen. Größter Dax-Gewinner waren Thyssenkrupp mit einem Plus von 3,3 Prozent.

Bei den Kleinwerten im SDax stachen VTG hervor. Die Papiere des Schienenlogistik-Konzerns kletterten nach dem Einstieg des Hamburger Milliardärs und Mehrheitseigentümer des Logistikriesen Kühne + Nagel, Klaus-Michael Kühne, um bis zu 8,6 Prozent auf ein Zwei-Monats-Hoch von 28,50 Euro.

Die Papiere von Unicredit erhielten an der Mailänder Börse Auftrieb von der Aussicht auf einen Geldsegen durch den Verkauf von Beteiligungen. Die Aktien der HVB-Mutter stiegen um bis zu 6,2 Prozent. "Der Verkauf von qualitativ hochwertigen Beteiligungen würde einen unmittelbar positiven Effekt auf den Kapitalpuffer haben", schrieb Analyst Luca Comi vom Finanzdienstleister ICBPI.