Vanguard ist einer der Pioniere auf dem ETF-Markt und bietet bereits seit 1975 Indexfonds an. In Deutschland ist der US-Konzern - nach Blackrock zweitgrößte Fondsgesellschaft der Welt - aber erst seit zwei Jahren aktiv. Damit ist das Unternehmen hierzulande ein Spätstarter im wachsenden Geschäft mit ETFs. Gemessen am in Europa verwalteten Vermögen steht Vanguard derzeit auf Rang 6 unter den ETF-Anbietern. €uro am Sonntag sprach mit Deutschlandchef Sebastian Külps über niedrige Kosten und hohe Transparenz.

€uro am Sonntag: Herr Külps, wie wollen Sie Ihr Unternehmen in Europa bekannter machen?

Sebastian Külps:

Die Marke Vanguard muss weiter gestärkt werden. Das erreichen wir, indem wir gute Produkte zu Top-Preisen anbieten. Besonders wichtig ist uns aber, dass wir Vertrauen aufbauen. Unser Unternehmen ist genossenschaftlich organisiert. Das hat zur Folge, dass wir Skalen­effekte an die Endkunden weitergeben können und auf diese Weise die Kosten reduzieren. Durch unsere Struktur wird es niemals einen Interessenskonflikt geben.

Wirkt sich denn diese Konzernstruktur auch auf die Zusammensetzung der Anleger in ­Ihren ETFs aus?

Ja, das tut sie. Vanguard richtet sich an Privatanleger und deren Intermediäre. Traditionelle in­stitutionelle Investoren fordern oft Sonderprodukte. Das lässt sich mit unserem genossenschaftlichen Unternehmensaufbau schwer vereinbaren.

Mit welchen Produkten wollen Sie die Anleger von Vanguard überzeugen?

Wir werden uns wie seit 40 Jahren weiterhin um breit diversi­fizierte Kernbausteine für die Depots kümmern. Nischenprodukte sind nicht unsere Welt. ­Alles, was zu sehr in eine Nische geht, kann ein spezielles Risiko für Anleger bedeuten. Von Anlagesegmenten, die nicht immer ohne Weiteres handelbar sind, lassen wir die Finger. Sehr illiquide Segmente gehören nicht in den Mantel eines ETFs.

Welche ETFs aus Ihrem Haus haben sich im laufenden Jahr bisher besonders gut verkauft?

Interessant ist, dass es viele Zuflüsse im Rentensegment gibt. Produkte wie unser neuer Vanguard Global Aggregate Bond ETF werden stark nachgefragt. Im Bereich Aktien sind es die sehr breiten Bausteine, die Interesse auf sich ziehen, zum Beispiel unser ETF auf den FTSE All-World, der rund 3.000 Aktien aus Industrie- und Schwellenländern enthält. Darüber hinaus haben wir viel Aktivität gesehen beim FTSE 250, der die Entwicklung britischer Titel widerspiegelt. Diesen ETF haben die Anleger wohl als taktisches Investment genutzt, um von den Ereignissen rund um den Brexit zu profitieren.

ETFs können immer mehr Marktanteile gewinnen. Ist das aktive Fondsmanagement langfristig gesehen so etwas wie ein Auslaufmodell?

Es ist leider so, dass aktives Portfoliomanagement selten zu einem Mehrwert für Anleger führt. Trotzdem können aktiv gemanagte Fonds ein sinnvoller Baustein fürs Depot sein, wenn sie gut geführt werden. Anleger sollten aber stets darauf achten, dass die Kosten niedrig sind.

Die werden seit diesem Jahr den Fondseignern besonders deutlich vor Augen geführt. ­Begrüßen Sie die Einführung des Ex-post-Kostenausweises, der alle Gebühren auflistet?

Natürlich, denn Transparenz ist in erster Linie gut für die An­leger und damit auch für uns. Je mehr Transparenz, desto besser werden die Investitionsentscheidungen.