Wann notiert die Deutsche-Telekom-Aktie über 100 Euro? Mit welchen ­Titeln aus dem Neuen Markt kann ich mein Kapital verdoppeln? Wer Anfang 2000 Aktien gekauft hat, wird diese Fragen noch kennen. Damals waren die Anleger euphorisch. "Wie reich kann ich werden?", titelte die "Bild"-Zeitung am 3. April 2000, als der Börsengang von T-Online bevorstand. Dann folgte der Absturz. Bis März 2003 verlor der DAX fast 70 Prozent. Aus Euphorie wurde Ernüchterung.

Die Deutsche Telekom notiert heute zwar deutlich unter 100 Euro. Mit den besten deutschen Aktienfonds konnten Anleger in den vergangenen 20 Jahren inklusive Dividenden dennoch fast 200 Prozent einfahren. Das entspricht einer jährlichen Rendite von 5,5 Prozent. Selbst die Finanzkrise von 2008 drückte die langfristige Bilanz nicht ins Minus. Für Aktien, Anleihen und Rohstoffe fiel die 20-Jahres-Bilanz dennoch gemischt aus. Anleihen liefen durchgehend gut, Rohstoffe nur die ersten zehn Jahre und Aktien nur die zweiten zehn Jahre.

Ausblick

. Doch was bringt die neue ­Dekade für Anleger? "Die Weltwirtschaft wird in den nächsten zehn Jahren real nicht mehr so stark wachsen", sagt Vermögensverwalter Jens Ehrhardt, der die Kapitalmärkte seit rund 50 Jahren verfolgt. Mit Aktien und Anleihen könnten Anleger daher nur sehr niedrige Renditen erzielen. "Im Vergleich zu Anleihen erscheinen solide Aktien aber immer noch haltenswert und unterbewertet", erklärt der Chef der DJE Kapital AG. Für attraktiv hält er zum Beispiel Aktien von Versorgern. Sie könnten im Zuge des ­digitalen Zeitalters von der steigenden Nachfrage nach Elektrizität profitieren.

Gold und Edelmetallaktien seien aufgrund der wachsenden weltweiten Unsicherheit ebenfalls attraktiv. Bei Zins­papieren ist der 77-jährige Vermögensverwalter jedoch skeptisch. "Anleihen befinden sich in der größten Blase der Wirtschaftsgeschichte", erklärt er. "Besonders hart treffen könnte es die An­leihen von Unternehmen, wo relativ niedrige Zinsen und schlechte Bonitäten zusammenkommen."

Didier Saint-Georges, Anlagestratege bei Carmignac in Paris, denkt nicht völlig anders: Seit 2009 hätten die Zentralbanken Aktien und Anleihen gegenüber Rohstoffen begünstigt. Daher spricht der Franzose von einer Dichotomie, einer zweigeteilten Welt. Die Vermögens­preise seien teurer geworden, die Güter­preise dagegen kaum. Was daraus folgt, scheint klar: "Wenn zumindest ein gewisses Gleichgewicht zwischen der In­flation der Vermögenspreise und der Güter ­erreicht wird, dann werden Rohstoffe, einschließlich Gold, profitieren", sagt Saint-Georges. "Andere Anlageklassen, insbesondere Anleihen, dürften sich dann schlechter entwickeln."

Der Franzose glaubt zudem, dass Anleger künftig mit Indexfonds für Aktien und Anleihen nur noch mittelmäßige Renditen erwirtschaften können. Gefragt seien künftig wieder Vermögensverwalter, die die besten Aktien und ­Anleihen finden. Jens Ehrhardt denkt hier genauso.

Marktcheck


Chancen Bei langfristig erprobten Fonds sitzen meist erfahrene ­Manager oder Teams am Ruder, die die Börse gut einschätzen können.

Risiken Auch dauerhaft erfolgreiche Produkte können in eine ­zwischenzeitliche Schwächephase geraten. Zudem besteht das ­Risiko, dass erfahrene Fondsmanager abtreten oder weniger Fortune haben.