Was bringt das weitere Börsenjahr 2020, und welchen Einfluss haben die US-Präsidentschaftswahlen und das Coronavirus auf dessen Verlauf? Darüber sprach €uro am Sonntag mit Karen Ward, der Chefanlagestrategin für die Region Europa, Nahost, Afrika (EMEA) bei JP Morgan Asset Management in London. Vor dieser Tätigkeit arbeitete Ward als Chefberaterin des britischen Finanzministers, als Europa-­Chefökonomin bei der Bank HSBC sowie als Analystin bei der Bank of England. Gerade in volatilen Zeiten an den Kapitalmärkten sieht Karen Ward breit diversifizierte und flexible Anlagestrategien im Vorteil. Einen solchen Ansatz verfolgen auch die Fondsmanager des JPM Global Macro Opportunities Fund (siehe unten).

€uro am Sonntag: Frau Ward, am 3. November dieses Jahres wählen die Bürger in den USA einen neuen Präsidenten. Wie wird dies die Kapitalmärkte beeinflussen?

Karen Ward:

Solange keine Rezession herrscht, werden amtierende US-Präsidenten in der Regel wiedergewählt. Das zeigt die Vergangenheit. Daher wird Präsident Trump nichts tun, um dieses Risiko zu erhöhen. Das Coronavirus fügt jedoch ein neues Level an Unsicherheit zum Wahlausgang hinzu. Und auch beim Handelsstreit sollte man sich nicht zu sehr in ­Sicherheit wiegen.

Inwiefern?

Viele US-Bürger glauben, dass Chinas Wachstum auf Kosten der USA stattgefunden hat. Trump könnte im Verlauf des Wahlkampfs darauf zurückkommen. Etwa auch mit Blick auf Europa.

Wie würden die Börsen auf einen demokratischen Präsidenten Bernie Sanders reagieren?

Die Kapitalmärkte mögen seine vergleichsweise linke Agenda nicht. Angesichts der Unsicherheit sollten Unternehmens­investitionen vor der Wahl gedämpft bleiben.

Was bedeutet dies alles für die Aktienmärkte?

Auch vor dem Ausbruch des Coronavirus hatten wir vermutet, dass die Märkte im Jahr 2020 wieder volatiler werden könnten, als von vielen erwartet. Auch weil die Analysten das ­Gewinnwachstum der Unternehmen zu optimistisch ein­geschätzt hatten und einige Märkte hoch bewertet waren. Das Coronavirus setzt nun gerade den kurzfristigen Ausblick für Risiko-Assets unter Druck, auch wenn wir die Wirtschaft insgesamt und Aktien mittelfristig positiv sehen.

Woher kommt denn Ihr ­Optimismus?

Auch wenn der aktuelle Zyklus schon lange andauert, zeigen sich keine der üblichen Warn­signale für den Spätzyklus - es gibt sehr wenig Inflation oder finanzielle Exzesse. Wir erwarten eine weiterhin expansive Politik der Zentralbanken. Zudem kommen Anleger kaum an Aktien vorbei, wenn sie auf regelmäßige Ausschüttungen angewiesen sind. Denn die Dividenden sind weitaus attraktiver als die Zinsen.

Wie sollten Anleger ihr ­Portfolio derzeit aufstellen?

Die Unvorhersehbarkeit der weiteren Entwicklung des Coronavirus und dessen Auswirkungen auf die globale Wirtschaft machen ein breit diversifiziertes Portfolio über Regionen und Anlageklassen hinweg essenziell. Auch wenn viele Staatsanleihen kaum Zinserträge bieten, sorgen sie in diesen volatilen Zeiten doch für Stabilität.

Gute Ergänzung: Der Fonds setzt mit Aktien, Anleihen und Derivaten auf globale Trends. Geringe Korrelation zu anderen Aktien- und Rentenfonds, sehr gute Depotergänzung.