Ein Politthriller in Echtzeit – mit Jets über dem Persischen Golf, Feuerbällen in iranischen Raffinerien und einem US-Präsidenten, der das Chaos in Energie-Profite umwandelt. Was wie ein Hollywood-Drehbuch klingt, ist blutige Realität. Der Nahe Osten steht in Flammen, und die Welt schaut gebannt zu – während Öl- und Gaspreise dramatisch steigen. Die Folge: Ölpreise sprangen am Freitag um 7 % nach oben, europäische Gaspreise stiegen um über 6 %.

Von der Front in die Märkte

13. Juni 2025. Noch ist es früher Morgen, als israelische Kampfjets die Stille über dem Golf durchbrechen. Ziel: Irans Militär – und weit mehr. Was folgte, war eine Eskalationsspirale mit Wucht. Israel attackiert nicht nur Nuklearstandorte, sondern auch die Energie-Infrastruktur der Islamischen Republik. Besonders brisant: das South-Pars-Gasfeld, das größte der Welt, sowie die Ölverarbeitungsanlage Fajr-Jam wurden von Drohnen und Marschflugkörpern getroffen. Explosionen am Kangan-Hafen, kilometerhoher Rauch. Der Energiemotor Irans brennt.

In einer Serie aus Drohnenangriffen und Marschflugkörpern schlagen Feuerbälle am Kangan-Hafen ein. Rauch steigt kilometerweit in den Himmel. Irans Energieherz blutet. Die iranische Regierung spricht zwar von "unter Kontrolle gebrachten Bränden", doch internationale Analysten wie S&P Global Commodity Insights warnen: Der Konflikt ist in eine neue Phase eingetreten – eine, in der wirtschaftliche Infrastrukturen direkt ins Visier geraten.

Straße von Hormus: Symbol und Risiko

Die Botschaft ist unmissverständlich: Israel greift nicht nur Verteidigung, sondern auch wirtschaftliche Lebensadern an. Premierminister Netanjahu lässt keine Zweifel: „Wir werden jedes Ziel der Ayatollahs treffen.“ Die Lage eskaliert – und mit ihr die Unsicherheit an den Märkten.

Noch dramatischer wird die Situation durch die Drohung aus Teheran: Die Straße von Hormus – Nadelöhr des globalen Ölhandels – könnte blockiert werden. 21 Millionen Barrel pro Tag, fast ein Fünftel des weltweiten Verbrauchs, passieren diese Meerenge. Schon ein kleiner Zwischenfall hier – und der Ölpreis explodiert.

Noch ist es nicht soweit. Aber die Preise reagieren sofort: Brent Öl schießt auf über 75 Dollar, europäische Gas-Futures steigen um 6,5 Prozent. Analysten wie Laurent Ruseckas rechnen bei anhaltenden Störungen mit LNG-Preisen von über 100 €/MWh. Zum Vergleich: Europa importiert 86 Prozent seines LNG derzeit aus den USA. Die eigene Abhängigkeit wird zur geopolitischen Achillesferse.

Experten geben Entwarnung

Doch Experten wie Helima Croft (RBC), Ellen Wald (Transversal Consulting) und Anas Alhajji (Energy Outlook Advisors) warnen vor Panik. Eine komplette Schließung sei mehr als unwahrscheinlich – nicht nur, weil große Teile der Wasserstraße außerhalb iranischer Kontrolle liegen. Sondern vor allem, weil ein solcher Schritt Teheran international zum Paria machen würde. China, Irans wichtigster Öl-Abnehmer, hat laut Wald „kein Interesse an Störungen – weder beim Fluss, noch beim Preis“. Wer den globalen Handel sabotiert, wird Feinde ernten – auch unter den bisherigen Freunden.

Trump nutzt die Bühne – LNG als geopolitische Waffe

In Washington nutzt Donald Trump die Lage für seinen großen Moment. Sein Slogan „America First“ erhält eine neue Dimension: „American LNG first“. Die jüngst erteilten Exportgenehmigungen – etwa für Sempra Energy’s Port Arthur Phase II – sollen das US-Gas auf die Weltmärkte katapultieren. Das Ziel: Europas Energieabhängigkeit neu definieren – diesmal unter amerikanischer Flagge. Schon 86 % des deutschen LNG-Imports kamen 2024 aus den USA. Weitere Exportgenehmigungen sind geplant., mit politischem Hebel gegen Zölle, Umweltvorgaben – und China.

Während die deutsche Umwelthilfe vor dieser „Erpressbarkeit durch Überkapazitäten“ warnt, wittern US-Energieunternehmen Morgenluft.US-Schiefergas- und Ölproduzenten wittern Morgenluft. Das Ergebnis zeigt sich an der Börse: Aktien von Antero Resources, Viper Energy, Matador Resources, EQT und Venture Global legten spürbar zu. Analysten sprechen von einem geopolitisch getriebenen Rallye-Potenzial – ähnlich wie zu Beginn des Ukraine-Kriegs 2022.LNG-Terminals entlang der US-Küste laufen bereits am Limit, neue Genehmigungen für Projekte in Louisiana und Texas stehen auf Trumps Schreibtisch.

Israel, Gas und das Vakuum in Europa

Auch Israel nutzt die Energiekrise für eigene strategische Ziele: Die Gasplattformen Leviathan und Karish wurden nach den Angriffen vorsorglich heruntergefahren, wodurch etwa 1,2 Milliarden Kubikfuß Gas pro Tag fehlen – Lieferungen an Jordanien und Ägypten sind gestoppt. Sollte die Lage andauern, dürfte das Nachfrage nach LNG aus den USA, Katar und Australien zusätzlich befeuern.


Doch die Stunde der Wahrheit könnte noch kommen. Ein iranisches Ultimatum oder gar ein Angriff auf Tanker würde die fragile Balance zum Einsturz bringen. Laut der Deutschen Bank könnten Ölpreise dann auf 120 Dollar explodieren. Europa müsste mit steigenden Verbraucherpreisen und Lieferengpässen rechnen. Unternehmen wie Tesla, BASF oder Airbus, die auf stabile Energiepreise angewiesen sind, würden als erste die Auswirkungen spüren.

Der Markt bleibt nervös – und anfällig

Noch ist keine Tanker-Attacke bekannt, noch liegt kein westliches Kriegsschiff auf Grund – doch das Risiko wächst. Die Deutsche Bank warnt bereits: Sollte es zu Störungen in Hormus kommen, könnte der Ölpreis auf über 120 Dollar steigen. Das wäre ein Schock für Europa, wo die Industrie unter den Nachwirkungen der Energiekrise 2022 noch nicht vollständig erholt ist.

Der Nahe Osten brennt – und mit ihm ein Stück weit das weltweite Vertrauen in stabile Lieferketten. Anleger sollten sich auf Volatilität einstellen. Wer gezielt auf die Profiteure der neuen Energieordnung setzen will, findet sie nicht nur bei Chevron – sondern bei den agilen Akteuren der zweiten Reihe: LNG-Exporteure, Fracking-Spezialisten, Midstream-Betreiber.

Der Konflikt ist ein Warnschuss – aber auch ein Katalysator für eine tektonische Verschiebung im Energiemarkt. Die nächsten Wochen entscheiden, ob daraus eine neue Weltordnung erwächst. Und an der Börse wird längst darauf gewettet.

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