Der Wahlkampf in den USA kommt in Fahrt. Das beeinflusst auch das Auf und Ab an den Märkten. So schafft der US-Präsident gerade Fakten, weil sich, so der O-Ton, "der Kongress nicht auf ein neues Konjunkturpaket einigen kann". Vor laufenden Kameras unterzeichnete daher Donald Trump diverse Dekrete für weitere Corona-Hilfen. So kappt er beispielsweise die Lohnsteuer für Bürger mit einem Jahreseinkommen von weniger als 100 000 US-­Dollar. Zudem soll Mietern nicht gekündigt werden können. Unklar ist, ob dies alles überhaupt rechtens ist. Doch das scheint zweitrangig zu sein, schließlich geht es um die Wahl.

Und es geht um die Konjunktur. Obwohl besser als erwartet, zeigt der neueste US-­Arbeitsmarktbericht dann doch eine Verlangsamung der Erholung. Während im Juni fast zwei Millionen neue Arbeitsplätze geschaffen wurden, gab es im Juli nur ein Plus von 590 000. "Höchstwahrscheinlich sind einige dieser Arbeitsplätze als Folge der Wiedereinführung von Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie bereits wieder verloren gegangen", schreibt die Fondsgesellschaft DWS in einer ­Analyse. Die Entwicklung im verarbeitenden Gewerbe enttäuschte besonders: Dort wurden nur 26 000 neue Jobs registriert. "Dies deutet auf erhebliche Überkapazitäten hin", so die DWS. Dass die Lage am Arbeitsmarkt immer noch prekär ist, zeigen die absoluten Zahlen. So sind 16 Millionen Menschen arbeitslos, gegenüber 5,8 Millio­nen im Februar.

Neues Rekordhoch an der Nasdaq


Dennoch sieht es an den Börsen gar nicht so schlecht aus. Etwa aus technischer Sicht. So verzeichnete der Nasdaq Composite in der vergangenen Woche ein neues Rekordhoch, was als eines der besten Kaufsignale überhaupt gilt, frei nach dem Motto: Die Rally füttert die Rally. Außerdem lieferte der nicht ganz unwichtige Weltleitindex Dow Jones ein positives Signal, ein sogenanntes "Goldenes Kreuz". Es entsteht dann, wenn sich längerfristige gleitende Durchschnittslinien kreuzen, konkret wenn die 50-Tage-Linie die 200-Tage-Linie von unten nach oben durchkreuzt. Letztlich wird dies als Bestätigung einer Trendwende nach oben interpretiert. Zuletzt gab es ein solches Signal am 19. März des Vorjahres. Tatsächlich folgte darauf ein stetiger und beeindruckender Anstieg, der erst von Corona ein Jahr später gestoppt wurde: durch das gegenteilige Signal, ein sogenanntes "Todeskreuz" mit nach unten kreuzenden Durchschnittslinien. Abgesehen von den eher durchwachsenen Zahlen vom amerikanischen Arbeitsmarkt wurden auch positive Konjunkturdaten vermeldet, beispielsweise in Asien, wo Chinas Exporte im vergangenen Monat unerwartet stark um 7,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zulegten.

Bessere Stimmung in der Industrie


Gute Nachrichten gab es auch aus Deutschland. Hier legten die Ausfuhren im Juni um 14,9 Prozent gegenüber dem - allerdings dramatisch schlechten - Vormonat April zu. Auch in der Industrie gab es positive Signale: Die Betriebe stellten im Juni 11,1 Prozent mehr her als im Vormonat. Laut Ifo-Institut rechnen die Betriebe zudem in den kommenden drei Monaten mit einer weiteren Zunahme der Produktion. Die Stimmung hellte sich somit den dritten Monat in Folge auf.

Anleger sollten sich daher nicht zu pessimistisch positionieren. Die reichlich vorhandene Zentralbankliquidität dürfte uns noch längere Zeit erhalten bleiben. Und angesichts fehlender Alternativen am Zinsmarkt fließt weiterhin viel Bargeld in risikoreiche Anlagen.

Martin Blümel ist leitender Redakteur bei BÖRSE ONLINE und Autor des Börsenblogs www.bluemelstaunt.com