Die Mitglieder des Ölkartells Opec+ haben unter der Führung von Saudi-Arabien und Russland am Sonntag eine überraschende Förderkürzung verkündet. Ab Mai sollen täglich über eine Million Barrel Rohöl weniger gefördert werden. Es sei eine Vorsichtsmaßnahme, die den Ölmarkt stabilisieren solle. Die Ölpreise springen daraufhin kräftig nach oben.

Saudi-Arabien und andere Mitgliedsländer des Ölverbunds Opec+ wollen überraschend die Ölproduktion drosseln. Ab Mai soll die Produktion um insgesamt 1,15 Million Barrel (je 159 Liter) pro Tag sinken. Allein Saudi-Arabien plant nach eigenen Angaben eine Förderkürzung von 500.000 Barrel pro Tag.

Andere Mitglieder wie Irak, die Vereinigten Arabischen Emirate Kuwait, Kasachstan, Oman und Algerien folgten dem Beispiel mit kleineren Mengen. Zudem will Russland seine Produktionskürzung um täglich 500.000 Barrel bis Ende 2023 fortsetzen.

Das saudische Energieministerium erklärte in einer Mitteilung am Sonntag, es handele sich um eine "freiwillige Kürzung" als  Vorsichtsmaßnahme, die darauf abziele, die Stabilität des Ölmarktes zu unterstützen.

Die Ölpreise reagieren am Montag mit einem starken Anstieg auf die Förderkürzung des Ölverbunds Opec+. Am Vormittag kostet ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juni zeitweilig 84,25 US-Dollar. Das sind etwa 5,5 Prozent mehr als am Freitag (siehe Chart). Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Lieferung im Mai steigt ähnlich kräftig auf 80 Dollar. – 

9-Monats-Chart Brent-Öl (in US-Dollar pro Barrel; mit GD50 und GD200)

Die kräftig steigenden Ölpreise wirken sich positiv auf Öl-Aktien aus. Werte wie Chevron, ExxonMobil, BP, Shell und TotalEnergies gewinnen mehr als drei Prozent.

Anderseits setzt die Furcht vor steigenden Kerosinpreisen infolge der Förderkürzung den europäischen Airline-Aktien zu. Die Anteilsscheine des irischen Billigfliegers Ryanair sacken um mehr als drei Prozent ab. Der englische Rivale Easyjet verliert bis zu 2,4 Prozent. Air France-KLM geben in Paris etwa anderthalb Prozent nach. Das Minus bei Lufthansa hält sich mit unter ein Prozent hingegen in Grenzen.

An den Tankstellen dürften sich die höheren Rohölpreise mit ein paar Tagen Verzögerung ebenfalls bemerkbar machen. Auch Heizöl – zuletzt im bundesdeutschen Durchschnitt unter 100 Euro pro 100 Liter gefallen – dürfte sich wieder verteuern.

(Mit Material von Reuters und dpa-AFX)