Während der DAX den dritten Tag in Folge steigt, verlieren Öl- und Gasaktien seit dem Jahreswechsel zunehmend an Boden. Gestern standen Exxon und Chevron in den USA stark unter Druck. In Europa geht es mit Equinor steil bergab. Von Jens Castner

Aktuell kämpft die Aktie des norwegischen Öl- und Gasförderers mit der Marke von 30 Euro. Vor Wochenfrist notierte das Papier noch bei 35 Euro. Der Grund für die Schwäche des Sektors liegt auf der Hand: Denn auch mit dem Ölpreis geht es seit dem Jahreswechsel steil bergab. Die Notierung für ein Barrel der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) sank von 80 auf aktuell unter 75 Dollar.

Obwohl die jüngste Wiedereröffnung in China kürzlich einigen Optimismus hinsichtlich der Ölnachfrage im Jahr 2023 ausgelöst hat, droht die damit verbundene Zunahme von Covid-19-Fällen die Wirtschaft des Landes lahmzulegen. Der Einkaufsmanagerindex für Dezember 2022 lag bei 47 Punkten, noch niedriger als die 48 Zähler im November. Werte unter 50 deuten auf eine Rezession hin. Gleichzeitig hat die OPEC+-Ölproduktion im Dezember sogar leicht um 150.000 Barrel pro Tag zugenommen, obwohl das Kartell eigentlich beschlossen hatte, die Produktion zu kürzen.

Darüber hinaus hat das warme Wetter in Europa eine geringere Nachfrage nach Erdgas zur Folge. Die Erdgaspreise sanken gestern um mehr als zehn Prozent. Es sieht so aus, als ob die Sorgen über einen Versorgungsengpass, die mit dem Ausbruch des Kriegs in der Ukraine aufkamen, langsam verfliegen. Die Erdgaspreise haben sich im Vergleich zu ihren Höchstständen vom August mehr als halbiert.

In den USA erwischte es Devon Energy besonders stark. Das Unternehmen hänge unmittelbarer am Ölpreis als die Giganten ExxonMobil und Chevron, hieß es auf der Internetseite „The Motley Fool“. Denn beide seine durch ihr Chemiegeschäft breiter divesifiziert. Trotz alledem geht es aber auch für Exxon und Chevron heute weiter bergab. Die Aktien verlieren zwischen aktuell zwischen zwei und drei Prozent.

Wie geht es jetzt weiter?

Da die Öl- und Gaspreise derzeit erratisch schwanken, sind kurzfristige Kursprognosen für Equinor, Exxon und Chevron schwierig. Die beiden US-Ölkonzerne sind auf Basis der Schätzungen für 2023 mit KGVs um die zehn bewertet, Equinor gar nur mit dem sechsfachen Jahresgewinn. Die niedrige Bewertung spricht dafür, die Aktien zu halten und die Schwächephase auszusitzen. Für Zukäufe bieten sich die noch günstigeren Ölwerte Totalenergies und Shell (beide mit einem 5er-KGV bewertet) oder die österreichische OMV an, deren Gewinnvielfaches nur bei vier liegt.

Equinor (WKN: 675213)

Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: TotalEnergies, ExxonMobil