Drei Dividenden-Asse, die bis zu 17 Prozent Dividendenrendite bieten – und dabei auch noch echte Kaufempfehlungen sind. Das steckt dahinter

Dividenden fließen in aller Regel auch in Zeiten, in denen die Wirtschaft stagniert. Das Kürzen oder gar die komplette Streichung der Ausschüttung ist eine Blöße, die sich die Manager in den Vorstandsetagen nicht gern geben, zumal das im Aktionärskreis für Unruhe sorgt. Und wenn es gar nicht anders geht, als die Dividende ausfallen zu lassen, wird die Zahlung wieder aufgenommen, sobald sich die Geschäftslage bessert. Wer langfristig in den Vermögensaufbau investiert, sollte daher dividendenstarke Aktien in Betracht ziehen. Bei fünf Prozent Rendite pro Jahr hat sich eine Aktie nach zwei Jahrzehnten von selbst bezahlt. Wird die Dividende von Jahr zu Jahr angehoben, verkürzt das die Wartezeit.

Leider machen die Steuerbehörden Anlegern einen Strich durch die Rechnung. In Deutschland schlägt der Fiskus bei (fast) jeder Ausschüttung mit 25 Prozent zu. Hinzu kommen ausländische Quellensteuern, die meist zwischen 15 und 30 Prozent betragen. Zu den wenigen Ausnahmen zählen Großbritannien und Brasilien. Um hier einen Puffer zu schaffen, hat die Redaktion die internationalen Indizes nach Aktien durchsucht, die mindestens acht Prozent Dividendenrendite bieten und darüber hinaus auch fundamental überzeugen. Auch wenn wir in einigen Fällen Sonderausschüttungen berücksichtigt haben, lautete die Maßgabe, dass es sich bei der hohen Dividende nicht nur um eine Eintagsfliege handeln darf, sondern auch in den kommenden Jahren auskömmliche Ausschüttungen realistisch sein müssen. Drei Aktien, die sich quasi von selbst bezahlen.

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OMV: Chance auf eine Sonderdividende

Bei dem Gas-und Ölhändler mit angeschlossener Chemiesparte ist erneut eine Sonderdividende zu erwarten.

Wer gern Pommes frites isst und mit dem Flugzeug in den Urlaub jettet, kann das mit zunehmend gutem Gewissen tun. Zumindest, wenn der Flieger vom Öl-und Gashändler OMV betankt wird. Die Österreicher haben nämlich einen innovativen Flugkraftstoff (SAF) entwickelt, mit dem im Vergleich zu herkömmlichen Kerosinprodukten mehr als 80 Prozent CO2 eingespart werden. Wichtigste Basis des klimafreundlichen Sprits: Altspeiseöl, das etwa in Restaurants oder bei Lebensmittelherstellern anfällt. Ende November hat OMV die 50-Prozent-Beteiligung an einem der größten Speiseölsammler Rumäniens bekannt gegeben und will dieses Geschäft im frittierfreudigen Südosteuropa noch ausbauen.

Es gibt aber noch mehr als das angestrebte Konzernziel, bis 2050 ein Unternehmen mit Netto-Null-Emissionen zu werden. Was die OMV für Anleger zusätzlich attraktiv macht, ist ihre Dividendenpolitik. Bei einem Verschuldungsgrad unter 30 Prozent ist bei dem ehemaligen Staatsbetrieb vorgesehen, 20 bis 30 Prozent des operativen Cashflows an die Anteilseigner auszuschütten. Und wenn genügend Mittel vorhanden sind, sollen die Aktionäre zusätzlich noch von einer Sonderdividende profitieren - unter anderem auch die Republik Österreich, die rund ein Drittel der Anteile an der OMV hält. 2022 kamen so zur regulären Ausschüttung von 2,80 Euro je Anteilschein noch 2,25 Euro Extrazahlung hinzu.

Zur Jahresmitte lag die für die Dividende relevante Kennzahl bereits bei 34,6, weshalb Analysten für dieses wie auch das Jahr 2024 von einer Dividendenrendite von rund zehn Prozent ausgehen. Allerdings ist im dritten Quartal die Nettoverschuldung im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 35 Prozent auf rund drei Milliarden Euro gesunken. Die OMV hat nämlich allein durch den Verkauf des Nitrogeschäfts ihrer 75-Prozent-Tochter Borealis gut 660 Millionen Euro eingenommen. Zudem stehen noch weitere kohlendioxidlastige Unternehmenszweige auf der Verkaufsliste beziehungsweise sollen Anteile profitabel reduziert werden.

Selbst ohne die dicke Dividende ist die OMV-Aktie aktuell günstig, die Aussichten sind gut, ein Kursaufschlag von 20 Prozent ist gerechtfertigt.

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Petrobras: Brasilianischer Dividendenkönig

Der Ölkonzern hat eine außergewöhnliche Dividendenpolitik und gab jüngst seinen neuen Fünfjahresplan bekannt.

Mit einer aktuell erwarteten Dividendenrendite von 17 Prozent ist Petrobras der höchste Dividendenzahler unter den ausgewählten Werten. Der halbstaatliche brasilianische Ölkonzern ist besonders auf Tiefseebohrungen spezialisiert. Petrobras kann Erdöl aus großen Tiefen gewinnen, das unter Salz-und Gesteinsschichten liegt und zudem über eine hohe Qualität verfügt. Insgesamt fördert der Ölkonzern 2,64 Millionen Barrel am Tag und ist damit unter den Top Ten der größten Erdölförderer weltweit.

Der jüngst bekannt gegebene Fünfjahresplan sieht Dividendenausschüttungen in der Höhe zwischen 40 und 55 Milliarden Dollar vor. Dies entspricht im besten Fall einer durchschnittlichen annualisierten Dividendenrendite von rund zwölf Prozent und im schlechtesten Fall rund neun Prozent, was immer noch stattlich ist. Die geplante Ausschüttung fällt insgesamt um 35 Prozent niedriger aus als noch im letzten Fünfjahresplan, was daran liegt, dass das geplante Investitionsvolumen deutlich gestiegen ist. Der neue Fünfjahresplan sieht Investitionen in Höhe von 102 Milliarden Dollar vor, darunter fallen auch 11,5 Milliarden auf Investitionen in Solar-, Wind- und Wasserstoffprojekte. Der brasilianische Staat hält rund 50,3 Prozent der Petrobras-Aktien mit Stimmrecht und hat so großen Einfluss, auch auf die Dividendenpolitik des Konzerns. Das derzeitige Ausschüttungsmodell von Petrobras sieht vor, dass mindestens 45 Prozent des freien Cashflows nach Investitionen für die Aktionäre bestimmt sind, solange der Schuldenstand unter 65 Milliarden Dollar liegt. Zuletzt lag die Verschuldung bei rund 58 Milliarden Dollar.

Bei all der Euphorie über eine günstige Aktie mit hoher Dividendenrendite bleibt jedoch ein gewisses politisches Risiko. Petrobras war in der Vergangenheit in einen Korruptionsskandal verwickelt, der Vertrauen gekostet hat. Unter der aktuellen Präsidentschaft von Lula da Silva befürchten manche, dass sich die Dinge wieder zum Schlechten wenden könnten. Zudem gibt es von staatlicher Seite Druck auf das Unternehmen, die Spritpreise innerhalb von Brasilien künstlich günstig zu halten, um so die Inflation einzudämmen und die Wirtschaft zu stützen. Abhängig ist die Dividendenpolitik grundsätzlich auch vom Ölpreis und somit von der weltweiten Nachfrage, die dieses Jahr jedoch laut Experten der Internationalen Energieagentur auf ein neues Rekordhoch steigen soll. Die OPEC rechnet bis 2045 sogar mit einem weiteren Anstieg um 16 Prozent.

PHOENIX GROUP HOLDINGS: Der Cashflow sichert Ausschüttungen

Traditionell knausern britische Lebensversicherungen nicht bei der Dividende, die Aktien der Branche führen die Ranglisten mit an. Im Moment ganz vorn steht dabei Phoenix Group Holdings. Das Unternehmen gilt seit Langem als Zahler hoher Dividenden. Doch so hoch wie im Moment waren die Renditen noch nie.

Gemessen an der erwarteten Ausschüttung, liegt die Dividendenrendite bei 10,7 Prozent. Der Grund liegt darin, dass die Aktie an Boden verloren hat. Die Investoren sind besorgt über die Immobilienaktivitäten, über Risiken im Kreditbuch. Dass Phoenix hier Belastungen zu stemmen hatte, ist allerdings schon bekannt. Das Unternehmen hat dies zu einem großen Teil im Abschluss 2022 verarbeitet. Gleichwohl lag die Solvenzquote noch im komfortablen Bereich. Die restlichen Aktivitäten haben einen sehr hohen Sicherheitspuffer, die bilanzierten Werte scheinen abgesichert zu sein. Das grundlegende Geschäftsmodell dürfte weniger riskant sein als bei anderen Branchenvertretern. Phoenix hat sich auf den Pensionsbereich spezialisiert und bietet hier alle Varianten an. Das Grundgeschäft wird dadurch aufgepeppt, dass der Konzern Altbestände kauft, die sich in der Abwicklungsphase befinden. Hier sind die Einstiegspreise meist niedrig und die Verträge werfen viel Bares ab. Das fließt zum Teil in weitere Altbestände, zum Teil in die Dividende. Das Unternehmen schüttet zweimal im Jahr aus. Die Ex-Termine lagen zuletzt im März und im September. Die Summe der beiden letzten Ausschüttungen betrug 50,8 Pence pro Aktie, wobei im September 26 Cent gezahlt wurden. Das deutet darauf hin, dass annualisiert mindestens 52 Pence gezahlt werden.

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