Koalitionskrach um das Gebäudeenergiegesetz treibt Vonovia & Co an. Aktivisten sorgen bei Deutsche Wohnen für Unruhe


Spekulationen auf eine Entschärfung des sogenannten Gebäudeenergiegesetzes (GEG) haben stark gefallene Wohnungsaktien wie Vonovia, TAG, LEG und Aroundtown beflügelt. Angetrieben wurde die Mini-Hausse ausgerechnet von einer Eskalation des Streits zwischen FDP und Grünen um den GEG-Entwurf, der deshalb auch nicht mehr diese Woche in den Bundestag eingebracht werden konnte.

Zuvor hatte die FDP eine für Haushalte praktikablere Ausarbeitung des Gesetzesentwurfs gefordert. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck warf der FDP daraufhin „Wortbruch“ vor. Das GEG ist seit Wochen umstritten. Es sieht vor, dass ab 2024 möglichst jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit Ökoenergie betrieben wird. Eigentlich sollte das GEG vor der parlamentarischen Sommerpause verabschiedet werden.

An der Börse witterten Wohnungsaktien dagegen Morgenluft. Hoffnungen, dass das GEG für die Branche doch nicht so schlimm ausfallen könnte, beflügelten die Vonovia-Aktie, die am Dienstag über fünf Prozent zulegte. Profitieren konnten aber auch TAG, Aroundtown, LEG, Grand City Properties und Deutsche Wohnen. Die Branche leidet besonders unter den steigenden Zinsen und sinkenden Immobilienpreisen. Anleger spekulierten zudem darauf, dass die Aktien nach starken Verlusten inzwischen einen Boden gefunden haben.


Elliott will Sonderprüfer

Unterdessen hat der aktivistische Aktionär Elliott bei der Vonovia-Tochter Deutsche Wohnung eine Sonderprüfung beantragt. Dabei geht es um ein zwei Milliarden Euro schweres Darlehen der Tochter an Vonovia. -Elliott will deshalb bei der Deutsche-Wohnen-Hauptversammlung die Bestellung eines un-abhängigen Sonderprüfers durchsetzen, wie aus einem Ergänzungsantrag zur Hauptversammlung hervorgeht. Der Sonderprüfer soll unter anderem untersuchen, ob die Kreditkonditionen marktgerecht sind, ob Deutsche Wohnen durch den Kredit ein wirtschaftlicher Schaden entstanden ist und ob Deutsche Wohnen das Geld gewinnbringender hätte anlegen können. Elliott sieht in diesem Zusammenhang Anhaltspunkte für aktienrechtliche Verstöße.

Der Deutsche-Wohnen-Aufsichtsrat hat dazu erklärt, er sehe kein Fehlverhalten oder Gesetzesverstöße. Für eine Sonderprüfung gebe es deshalb keinen Anlass. Vonovia hält knapp 90 Prozent an Deutsche Wohnen. Die Deutsche-Wohnen- Hauptversammlung soll am 15. Juni stattfinden.

Warburg Research und Goldman Sachs haben unterdessen ihre Kaufempfehlungen für die Vonovia-Aktie bestätigt. Goldman Sachs sieht Chancen auf eine Kursverdopplung.

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Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstand der Börsenmedien AG, Herr Leon Müller, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Vonovia.