Die Deutschen buchen Urlaub, als ob es der letzte wäre. Schon vor einem Monat bestätigte TUI, dass etwa Mallorca die stärkste Saison überhaupt erleben wird. Am Wochenende legte Vorstandschef Sebastian Ebel in einem Interview nach. Und an der Börse wagen sich die Anleger nun auch wieder an die geschundene TUI-Aktie heran.

Sebastian Ebel hält die Zeit der Billigflüge für beendet und sieht für diesen Sommer weniger Chancen auf Last-Minute-Schnäppchen. "Es wird 2023 keinen 'Last-minute-Sommer' geben, wie es ihn früher gab", sagte der Chef des weltgrößten Reisekonzerns TUI am Wochenende der Bild am Sonntag. "Im Gegenteil: Die Preise werden kurz vor Abflug eher höher als günstiger sein, weil auch die Hoteliers und Fluggesellschaften wissen, dass kurzfristig immer noch viel gebucht wird. Spontane Schnäppchen werden die absolute Ausnahme sein."

Bei Flugreisen komme zudem noch die Reduzierung der Kapazitäten an den Flughäfen hinzu. "Gerade die Nachfrage nach Urlaubsflügen übersteigt das Angebot. Deshalb wird es diese Billigangebote mit punktuellen Ausnahmen für Marketing-Aktionen nicht mehr so geben wie früher", sagte Ebel.

Börsenbrief-Autor Hans Bernecker betonte angesichts solcher Aussagen, dass "Klappern zum Handwerk gehört". Dass nach Corona "absolute Schnäppchenpreise eher die Ausnahme sein werden, dürfte jedem klar sein", ergänzte der Experte. Er hegt aber seine Zweifel daran, dass dies ein Dauerzustand werden könnte.

Der Reisekonzern war während der Pandemie in Schieflage geraten und musste mit Staatshilfen in Milliarden-Höhe gerettet werden. Durch die jüngste Kapitalerhöhung wurden die Staatsmittel indes vollständig zurückgezahlt. Laut Ebel habe TUI die Talsohle nun durchschritten: "Wir werden in diesem Jahr einen Gewinn erzielen."

Der staatliche Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) und die staatseigene Förderbank KfW hatten TUI nach dem Geschäftseinbruch infolge der Corona-Pandemie mit Kapitalspritzen, Anleihen und Kreditlinien von zusammen rund 4,3 Milliarden Euro vor dem Untergang bewahrt.

Die Aktien von TUI reagieren am Montag mit einem Kursaufschlag. Mit dem TUI-Kurs ging es zeitweise um über vier Prozent aufwärts auf 6,36 Euro nach oben. Noch einer Erholung schon in den vergangenen Tagen schafften es die Aktien nun erstmals seit Anfang Februar wieder über die 21-Tage-Linie. Diese war in den vergangenen Wochen wegen eines Kurseinbruchs im Zuge einer vollzogenen Kapitalerhöhung stark abwärts gerichtet.

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Neun-Monats-Chart TUI (in Euro, Xetra)

Damit setzt sich die vorsichtige Erholung der vergangenen Tage fort. Die Aktien schaffen es nun erstmals seit Anfang Februar wieder über die 21-Tage-Linie. Diese war in den vergangenen Wochen wegen eines Kurseinbruchs im Zuge einer vollzogenen Kapitalerhöhung stark abwärts gerichtet.

Geht es nach Bernecker, könnte die TUI-Aktie nach der Serie von Kapitalerhöhungen und damit einer massiven Verwässerung der Anteile der Altaktionäre ganz langsam zu einer "Comeback-Story" werden. Vom Tief bei 5,63 Euro hat sich der Kurs mittlerweile wieder um 9 Prozent erholt.

Die hohe Tourismus-Nachfrage und das eher geringere Angebot werden zwangsläufig zu höheren Preisen und somit auch zu höheren Margen führen. BÖRSE ONLINE hatte zuletzt erste vorsichtige und spekulative Käufe empfohlen. Eine abrupte Trendwende hin zu den bisherigen Jahreshöhen bei 11,50 Euro ist jedoch unwahrscheinlich. Die TUI-Aktie dürfte auf jede Einschränkung der (nun eingepreisten) Touristik-Aktivitäten empfindlich reagieren. 

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(Mit Material von dpa-AFX)