Am Donnerstag gaben Microsoft und OpenAI bekannt, dass sie eine Absichtserklärung über die künftige Ausrichtung des KI-Unternehmens unterzeichnet haben – hin zu einer stärkeren Gewinnerzielungsabsicht.
Dieses Memorandum of Understanding (unverbindliche Absichtserklärung) sieht vor, dass OpenAI seine bisherige, ungewöhnliche Mischform aus gemeinnützigem Träger und einem darauf aufsetzenden, aber nur begrenzt gewinnorientierten Unternehmen weiterentwickelt. Ziel ist es, die Gewinnerzielungsabsicht zu stärken und OpenAI künftig als Public Benefit Corporation (PBC) auszugestalten. Damit soll das gemeinnützige Mutterunternehmen zwar weiterhin eine Kontrollfunktion ausüben, gleichzeitig aber ein rechtlicher Rahmen entstehen, der stärker auf Profitabilität ausgerichtet ist und es ermöglicht, Kapital in größerem Umfang zu akquirieren.
Microsoft stärkt sein KI-Mindset
Im Zuge der geplanten Neuordnung ist vorgesehen, dass das gemeinnützige OpenAI-Ankerunternehmen einen Eigenkapitalanteil im Wert von über 100 Milliarden Dollar erhält. Diese Zahl verdeutlicht die Dimension des Vorhabens und soll zugleich sicherstellen, dass die ursprüngliche Mission der Organisation nicht vollständig im kommerziellen Interesse aufgeht. Allerdings bleibt unklar, welche Rechte und Pflichten damit verbunden sein werden.
Microsoft hat als wichtigster strategischer Partner und Großinvestor in den vergangenen Jahren mehr als zehn Milliarden Dollar in OpenAI investiert. Mit der Absichtserklärung signalisiert der Softwarekonzern, dass es diese Neuordnung grundsätzlich mitträgt. Für ihn ist es wichtig, den Zugang zu den Schlüsseltechnologien von OpenAI langfristig zu sichern. Grundsätzlich unterstreicht der Konzern sein strategisches Interesse, seine Rolle im globalen Wettbewerb um führende KI-Technologien zu behaupten und gleichzeitig die eigene Cloud- und Softwareinfrastruktur durch die Integration von OpenAI-Modellen zu stärken.
Die Börsen reagierten am Donnerstagabend positiv auf die Nachricht. Die Microsoft-Aktie legte im nachbörslichen Handel um rund zwei Prozent zu. Marktteilnehmer werteten die Vereinbarung als Signal, dass sich Unsicherheiten über die Zukunft von OpenAI und den Fortbestand der Partnerschaft abbauen könnten. Für Investoren war bislang unklar, wie sich die ungewöhnliche Unternehmensstruktur von OpenAI langfristig auf Finanzierungsfähigkeit, Profitabilität und Stabilität der Kooperation mit Microsoft auswirken würde. Nun darf man gespannt sein, ob sich einen Tag später die Kauflaune fortsetzen wird.
Microsoft: Rekordhoch bei 555 Dollar im Blick
Mit der in Aussicht gestellten Umwandlung in eine gewinnorientiertere Gesellschaft und dem Bekenntnis Microsofts, den eingeschlagenen Kurs mitzutragen, entsteht die Erwartung, dass OpenAI künftig leichter Kapital anziehen kann, möglicherweise sogar über einen Börsengang. Davon würde auch Microsoft profitieren, sei es über direkte finanzielle Beteiligungen oder durch die Sicherung eines bevorzugten Zugangs zu modernsten Modellen, die wiederum das eigene Produktportfolio im Cloud- und Softwaregeschäft – und damit die eigene Wettbewerbsfähigkeit – stärken würden.
Allerdings bleibt festzuhalten, dass derzeit lediglich eine unverbindliche Absichtserklärung im Raum steht und nicht ein rechtsverbindlicher Vertrag (Deal). Viele entscheidende Punkte sind ungeklärt: So müssen die zuständigen Behörden in den Bundesstaaten Kalifornien und Delaware der Umstrukturierung zustimmen, und auch die genauen Modalitäten einer künftigen Gewinnbeteiligung, von Eigentumsrechten oder Exklusivitätsvereinbarungen stehen noch aus. Zudem bergen Verhandlungen zwischen gemeinnützigen und kommerziellen Anteilseignern häufig Konfliktpotenzial. Nicht zuletzt hängt vieles von etwaigen regulatorischen Auflagen ab, die den Prozess verzögern oder grundlegend verändern könnten.
Vor diesem Hintergrund ist der Optimismus an den Märkten zwar nachvollziehbar, doch die Unsicherheit in Sachen KI-Fantasie bleibt erheblich. Investoren und Beobachter sollten die Entwicklungen daher mit Vorsicht betrachten. Die positive Kursreaktion spiegelt vor allem Erwartungen und Hoffnungen wider, während die konkrete Ausgestaltung der Vereinbarung noch zahlreiche offene Fragen aufwirft. Erst wenn aus der Absichtserklärung ein verbindlicher Vertrag geworden ist, lässt sich wirklich beurteilen, welche Richtung OpenAI einschlägt – und welchen Wert die KI-Partnerschaft für Microsoft langfristig haben wird.
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Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Microsoft.