Zehn Milliarden Dollar. Das ist die Bewertung, die der schwedische Haferdrink-Produzent Oatly bei seinem Börsengang in den USA erreichte. Das übertrifft sogar die Marktkapitalisierung des Fleischersatz-Pioniers Beyond Meat, die aktuell rund sechseinhalb Milliarden Dollar beträgt. Freches Marketing, prominente Investoren wie TV-Moderatorin Oprah Winfrey und Rapper Jay-Z sowie eine gehörige Portion Zeitgeist machen es möglich.

Denn Oatly ist nur einer von unzähligen Newcomern im Ernährungs- und Agrarsektor. 2020 sollen allein rund 30 Milliarden Dollar Risikokapital in den Bereich geflossen sein. Inzwischen drängen immer mehr der Start-ups an die Börse, nicht zuletzt befeuert durch den Spac-Boom. Dabei schließen sich Firmen mit börsennotierten Mantelgesellschaften zusammen, um kostensparend und schnell den Sprung aufs Parkett zu schaffen. Der Zeitpunkt ist günstig: Die neue Unternehmensgeneration reitet auf der Erfolgswelle für vegane und vegetarische Ernährung und reklamiert für ihre Produkte, nicht nur gesünder, sondern auch klima- und umweltfreundlicher zu sein als konventionelle Alternativen.

Weniger CO2-Emissionen

Oatly etwa rechnet vor, dass ein Liter Hafergetränk im Vergleich zu Kuhmilch 80 Prozent weniger Treibhausgasemissionen, 79 Prozent weniger Landnutzung und einen um 60 Prozent niedrigeren Energieverbrauch verursacht. Das kommt bei nachhaltig orientierten Investoren gut an - auch wenn die Schweden im vergangenen Jahr noch knapp 50 Millionen Euro Verlust schrieben.

Zu den Unternehmen, die zuletzt per Spac-Deal an die Börsen gingen oder gerade dabei sind, diesen Schritt zu gehen, zählen die Indoor-Farming-Firmen Appharvest und Aerofarms, die in Hightech-Gewächshäusern mit ausgefeilter LED-Beleuchtung und präzisen Bewässerungssystemen pestizidfreie Salate und Gemüse züchten. Laird Superfood bietet pflanzlichen Kaffeeweißer an, Eat Beyond ist unter anderem die Mutterfirma von Eat Just, deren im Labor hergestelltes Hühnerfleisch seit Kurzem in einem Restaurant in Singapur auf der Karte steht.

Die Kurse der Börsenneulinge sind oft hochvolatil, und Kritiker bemängeln, dass per Spac auch Unternehmen, die noch nicht reif genug für diesen Schritt sind, an die Börse gehen. Für weniger risikobereite Anleger bieten sich daher Fonds beziehungsweise ETFs an, um von dem Trend zu innovativen Nahrungsmitteln und Agrarlösungen zu profitieren. Die Börsendebütanten kommen dort zwar eher nur als Beimischung zum Portfolio vor. Anleger sollten aber nicht vergessen, dass auch große Konzerne an ähnlichen Produkten arbeiten und oftmals mit nicht unerheblichen Anteilen an Start-ups beteiligt sind. So ist beispielsweise Danone der weltgrößte Hersteller pflanzlicher Milcherzeugnisse. Bei Oatly halten die Eigentümer des Brauereiriesen Anheuser-Busch InBev die Mehrheit.

Mehr Branchen

Ein Vorteil an Fonds ist außerdem eine bessere Diversifikation auch über die Nahrungsmittel- beziehungsweise Agrarbranche hinaus. Portfoliomanager setzen etwa auch auf Hersteller innovativer Verpackungslösungen, Logistikspezialisten oder Aromenhersteller. In der Tabelle sind drei ausgewählte Produkte gelistet. Der ETF von Rize wurde erst im August 2020 aufgelegt, er hat seitdem um rund 20 Prozent zugelegt.