Immerhin eine positive Begleiterscheinung haben die schwachen Quartalszahlen von Apple: Konzernchef Tim Cook und Finanzvorstand Luca Maestri verkündeten unmittelbar danach, dass Apple nun bereit sei für große Übernahmen im Milliardenbereich. Bisher war der Konzern trotz des gigantischen Kontostands von mittlerweile mehr als 250 Milliarden US-Dollar bei Unternehmenszukäufen sehr zurückhaltend. Der bisher größte Zukauf war der Streaming-Anbieter Beats im Jahr 2014 für 3,1 Milliarden Dollar.

Nach dem Komplettausstieg des Aktionärsaktivisten Carl Icahn sinkt kurzfristig der Druck auf Cook. Er hat nun ein Zeitfenster, um Apple neu aufzustellen. Apples DNA ist durch zwei wesentliche Charakteristika definiert: Zum einen ist es ein Produktunternehmen, zum anderen gibt es keinen Konkurrenten, der es in ähnlicher Weise versteht, digitale Medien mit hochpreisigen Endgeräten wie iPhone oder iPad zu verbinden. Eine Blaupause für die organisatorische Neuausrichtung findet das Apple-Management nur ein paar Kilometer von der Konzernzentrale entfernt beim Erzrivalen Alphabet. Apple sollte sich als Holding neu aufstellen und die Geschäftsbereiche Hardware (Computer, iPad, iPhone), Software (iOS) und Medien (iTunes, Beats) in eigenständige Gesellschaften überführen, die ihre Innovationen vorantreiben und gleichzeitig nach passenden Übernahmezielen suchen. Ein heiß diskutiertes Kaufobjekt für den wenig erfolgreichen iCloud-Dienst könnte das milliardenschwere Start-up Dropbox sein. Bereits Steve Jobs hatte kurz vor seinem Tod mit den Dropbox-Gründern verhandelt, weil er den Dienst zur zentralen Steuereinheit für das iCloud-Geschäft machen wollte. Damals lehnten die Dropbox-Gründer ein Angebot über vier Milliarden Dollar ab.

Das momentan für Internet-IPOs ungünstige Börsenklima könnte Jobs Nachfolger Cook jetzt in die Karten spielen. Um Analysten mit Fantasie und starken Zahlen zu überzeugen, müsste Apple aber noch einen Schritt weitergehen und das iCar durch einen Einstieg bei Tesla und die Video-Streaming-Sparte durch eine Beteiligung an Netflix oder gar Disney stärken. Das notwendige Kleingeld dazu hat Apple - sonst niemand!