Der Chemiekonzern BASF ist besser ins Jahr gestartet als erwartet. Teure Energie und die hohe Abschreibung auf die Gaspipeline Nord Stream 2 bremsen jedoch. Von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag

Eine große Überraschung ist es nicht: Wegen der nun gestoppten Gaspipeline Nord Stream 2 muss der Chemiekonzern BASF, dessen Öl- und Gastochter Wintershall Dea an der Pipeline beteiligt ist, eine milliardenschwere Abschreibung vornehmen. Der weltweit größte Chemiekonzern ist dank einer starken Nachfrage und höherer Preise für seine Produkte eigentlich gut ins Jahr gestartet. Die Abschreibung von 1,1 Milliarden Euro bescherte BASF im ersten Quartal unter dem Strich aber einen Gewinneinbruch. Der Ertrag sank um fast 29 Prozent auf 1,22 Milliarden Euro.

Wintershall Dea, an der BASF 67 Prozent und die Investorengruppe Letter One des russischen Milliardärs Michail Fridman 33 Prozent der Anteile hält, hatte Nord Stream 2 im März vollständig abgeschrieben. Die rund 9,5 Milliarden Euro teure Pipeline gehört dem russischen Gaskonzern Gazprom. Die Hälfte der Projektfinanzierung hatte ein Konsortium westlicher Konzerne übernommen: neben Wintershall Dea der Düsseldorfer Versorger Uniper, die österreichische OMV und Frankreichs Energiekonzern Engie sowie der britisch-niederländische Ölmulti Shell.

Operativ stärker als erwartet

Die große Abschreibung überschattet den guten Verlauf des Tagesgeschäfts. Mit 19 Prozent mehr Erlös gegenüber dem Vorjahr, rund 23,1 Milliarden Euro, lieferte der Konzern mehr, als Analysten im Schnitt geschätzt hatten. Grund sind vor allem höhere Preise und positive Währungseffekte. Der operative Gewinn (Ebit) vor Sondereinflüssen verbesserte sich überproportional um 21 Prozent auf 2,82 Milliarden Euro und lag ebenfalls über den Prognosen von Experten. Alle Geschäftsbereiche trugen zu dieser Entwicklung bei. Die vollständige Bilanz für das erste Quartal folgt auf der Hauptversammlung am 29. April.

Die Auswirkungen des Kriegs durch höhere Energiepreise und teures Flüssiggas (LNG) als Ersatz für russisches Gas, dazu ein mögliches Embargo der Lieferungen aus Russland belasten das Geschäft des größten Energieverbrauchers in Deutschlands Wirtschaft jedoch aktuell. Mehrmals warnte BASF-Chef Martin Brudermüller eindringlich vor den Folgen eines Lieferstopps für Gas aus Russland. Dies könnte Deutschlands Volkswirtschaft seiner Ansicht nach in die "schwerste Krise seit Ende des Zweiten Weltkriegs bringen".

Bei einer Reduzierung der Erdgasversorgung auf weniger als die Hälfte des heutigen Bedarfs würde BASF den Betrieb des weltweit größten Chemiestandorts bei Ludwigshafen einstellen. Die deutschen Chemiekonzerne liefern Grundstoffe und Produkte für viele Industrien. Vor allem deshalb hätte ein Stillstand in Ludwigshafen große Auswirkungen. Für 2022 erwartet BASF nun vorsorglich bis zu 15 Prozent weniger bereinigten operativen Gewinn, insgesamt 6,6 bis 7,2 Milliarden Euro.

Stärke: Das robuste operative Geschäft, die charttechnische Unterstützung bei 50 Euro und die Dividendenrendite laden zum Kauf ein.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 65,00 Euro
Stoppkurs: 39,00 Euro