BioNTech feiert Fortschritte bei Krebsimmuntherapien. Doch in den USA drohen politische Hürden, die Aktie ins Wanken zu bringen.

Vor wenigen Jahren galt BioNTech als strahlender Gewinner der Pandemie. Der mRNA-Impfstoff gegen Covid-19 machte das Mainzer Unternehmen über Nacht weltbekannt und spülte Milliarden in die Kassen. 2021 wurde BioNTech auf dem Höhepunkt der Pandemie mit mehr als 100 Milliarden Euro bewertet und zählte damit zu den wertvollsten deutschen Konzernen.  

Doch mit dem Abflauen der Pandemie stellte sich rasch die Frage: War BioNTech nur ein „One-Trick-Pony“, das vom Ausnahmeerfolg eines einzigen Produkts lebte? Die Börse reagierte entsprechend: Auf den kometenhaften Aufstieg folgte ein tiefer Kursrückgang von in der Spitze 80 Prozent. Heute zeigt sich, dass das Unternehmen sehr wohl mehr im Köcher hat – aber die Zukunft bleibt von hohen Risiken begleitet.

Ermutigende Fortschritte in der Onkologie

BioNTech und Bristol Myers Squibb meldeten vor wenigen Wochen ermutigende Daten aus einer Phase-II-Studie zu „pumitamig“ (BNT327), einem Antikörperkandidaten gegen kleinzelligen Lungenkrebs. Bei mehr als drei Vierteln der Patienten konnten die Tumore messbar schrumpfen. Das Präparat kombiniert Chemotherapie mit immunologischen Mechanismen, indem es die körpereigene Abwehr stimuliert und das Tumorumfeld über die Blockade des Wachstumsfaktors VEGF-A schwächt. Für BioNTech ist das ein zentraler Beweis, dass die mRNA-Expertise auch bei Krebs greift – und der wichtigste Beleg, dass man mehr ist als nur ein Pandemiegewinner.

Parallel wird die Pipeline konsequent erweitert. Neben innovativen Antikörperprogrammen setzt BioNTech weiter auf mRNA-Immuntherapien. Die geplante Übernahme von CureVac für 1,25 Milliarden Dollar soll die Technologie-Basis in der Onkologie zusätzlich stärken und die Marktposition langfristig absichern.

Hohe Kosten und rote Zahlen

So vielversprechend die wissenschaftlichen Fortschritte sind, finanziell bleibt das Bild angespannt. Im zweiten Quartal 2025 schrieb BioNTech einen Verlust von 386,6 Millionen Euro bei Umsätzen von 260,8 Millionen Euro. Für das laufende Jahr erwartet das Management lediglich 1,7 bis 2,2 Milliarden Euro Umsatz, nach 2,75 Milliarden im Vorjahr – ein deutlicher Rückgang. Die abnehmende Nachfrage nach Covid-Vakzinen und Sonderbelastungen bei Pfizer belasten die Bilanz.

Gleichzeitig plant das Unternehmen einen tiefgreifenden Umbau: Bis 2027 sollen bis zu 1.350 Stellen gestrichen werden, während gleichzeitig in neue Produktionsstätten und Krebsprogramme investiert wird. BioNTech bleibt damit ein typisches Biotech-Unternehmen – voller Zukunftschancen, aber abhängig von hohen F&E-Kosten und mit unsicherem kurzfristigen Cashflow.

Politischer Gegenwind in den USA

Noch problematischer als die Geschäftsentwicklung ist das politische Umfeld im wichtigsten Markt USA. Präsident Trump hat die Pharmaindustrie ins Visier genommen. Mit einer Executive Order droht er, Medikamentenpreise auf das Niveau der günstigsten Auslandsmärkte zu senken – ein Schritt, der die Margen internationaler Anbieter empfindlich belasten könnte.

Darüber hinaus wächst in Teilen der US-Politik die Skepsis gegenüber mRNA-Technologien. Zuletzt hatte die Aktie ein Medienbericht über eine mutmaßliche Verknüpfung von Todesfällen bei Kindern mit Corona-Impfungen belastet. Förderprogramme könnten gekürzt, Zulassungen verzögert und Forschungsprojekte ausgebremst werden. Schon 2024 stoppte die FDA ein Krebsprojekt wegen Sicherheitsbedenken. Hinzu kommt die Diskussion über globale Preisanpassungen, mit der die US-Regierung Pharmafirmen unter Druck setzen will, ihre Margen international zu verschieben. Für BioNTech könnte all das entscheidende Hürden beim Eintritt in den amerikanischen Markt bedeuten.

Die Aktie zwischen Hoffnung und Skepsis

An der Börse spiegelt sich diese Unsicherheit wider. Mit einem Kurs von aktuell rund 83 Euro liegt Aktie aktuell nur marginal unter Jahrestiefstständen von 73 Euro entfernt und gleichzeitig 26 Prozent unter dem Ausgangsniveau von Januar.  Über fünf Jahre betrachtet notiert der Kurs fast unverändert – doch die Kurven ähneln eher einer Achterbahn. Das Allzeithoch in der Pandemie lag bei 330 Euro.  

Analysten sehen für die an der Technologiebörse Nasdaq gelistete Aktie eher begrenztes Potenzial. Das Durchschnittskursziel liegt bei 134 Dollar, während die Aktie aktuell an der Nasdaq bei 98 Dollar notiert. Grundsätzlich warnen vor den politischen Risiken und den weiterhin hohen Verlusten.

Mehr als ein Corona-Gewinner?

Und Euro bzw. Dollar uns Cents hat BioNTech noch nicht bewiesen, dass es kein „One-Trick-Pony“ ist. Die Pipeline ist zwar breit, die Fortschritte in der Onkologie sind real und strategische Zukäufe wie CureVac stärken die Zukunftsaussichten. Doch die Risiken sind ebenso greifbar: Die Zulassung neuer (Krebs-) Medikamente dürfte sich noch Jahre ziehen. Politischer Gegenwind in den USA, mögliche Preisregulierungen und die hohe finanzielle Belastung durch Forschung und Entwicklung bleiben weitere Belastungsfaktoren.

Die Aktie spiegelt dieses Spannungsfeld wider: Hoffnung und Risiko halten sich die Waage. Am Scheideweg entscheidet sich nun, ob BioNTech zum globalen Champion in der Krebsimmuntherapie aufsteigt – oder ob die politischen und finanziellen Widerstände schwerer wiegen als der wissenschaftliche Fortschritt.

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BioNTech (WKN: A2PSR2)

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