Europa im Finanz-Korsett: Fonds verweigern Blutgeld, Basel bremst Milliarden – kippt Putins Spiel, weil die Banken Rüstung nicht finanzieren? Jetzt droht ein geopolitischer Showdown!
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Es ist eine Nachricht, die in Europa für kalte Schauer sorgt – und an der Börse für heiße Spekulationen: Die USA stoppen unter Präsident Donald Trump teilweise zugesagte Waffenlieferungen an die Ukraine. Der Pentagon-Sprecher bestätigt: Eine umfassende Überprüfung aller US-Militärhilfen ist im Gange. Motto: „America first.“
Das bedeutet: Patriot-Abwehrraketen, Artillerie, Munition – alles steht auf der Kippe. Für die Ukraine eine Katastrophe. Für die Aktien von Rüstungsfirmen ein Turbo. Und für Europas Haushalte eine neue Milliarden-Bürde.
Trump: Nähe zu Putin – Ukraine nur Nebenschauplatz
Donald Trump spielt auf Zeit. Beim NATO-Gipfel in Den Haag lobt er zwar das Treffen mit Selenskyj als „sehr gut“. Doch auf konkrete Waffenlieferungen angesprochen, blockt er ab: „Die brauchen wir auch selbst.“
Fakt ist: Trump will keine „feindlichen Beziehungen“ zu Russland. Er sieht in Putin keinen erbitterten Gegner, sondern einen möglichen Partner. Eine Haltung, die Europa schaudern lässt – und die Börse elektrisiert. Denn eines ist klar: Wo die USA aussteigen, könnte Europa gezwungen sein, massiv nachzurüsten.
Milliardenlücke droht: Wer stopft das Finanzloch?
Noch unter Joe Biden war die Ukraine der größte Empfänger amerikanischer Entwicklungshilfe. 4,3 Milliarden Dollar im Dezember 2024. Im März waren es nur noch 1,3 Milliarden. Bald könnte der Geldfluss ganz versiegen.
Und es geht nicht nur um Waffen. Die USA zahlten auch Lehrergehälter, finanzierten Rettungsdienste, unabhängige Medien oder Minenräumungen. Dieses Geld fehlt der Ukraine bald an allen Ecken.
Experten wie Max Bergmann vom Washingtoner CSIS warnen: „Die Ukraine steht bei der Trump-Regierung nicht mehr auf der Prioritätenliste. Es geht nur noch darum, wann die letzten Hilfen auslaufen.
Europa: Rettungsanker oder überfordert?
Jetzt schaut alle Welt auf Europa. Kann Berlin die Lücke füllen? Kann Paris einspringen? Die Antwort lautet meist: kaum.
Deutschland hat zwar beschlossen, seinen Verteidigungshaushalt bis 2029 auf gewaltige 152,8 Milliarden Euro zu steigern. Doch diese Summe verschlingt bereits Milliarden für die eigene Bundeswehrmodernisierung. Hinzu kommen steigende Verpflichtungen aus dem neuen NATO-Ziel von mindestens 3,5 Prozent des BIP für Verteidigungsausgaben. Und das alles in Zeiten einer schwächelnden Wirtschaft.
Die Europäische Investitionsbank (EIB) versucht gegenzusteuern und will 100 Milliarden Euro in Verteidigung stecken. Doch auch das reicht hinten und vorne nicht.
Die Wahrheit ist: Europa steht vor einer beispiellosen finanziellen Zerreißprobe. Und die Bankenaufsicht droht das Problem noch zu verschärfen.
Banken warnen vor Basel III – zu viel Regulierung bremst Rüstung
Denn während Politiker über höhere Wehretats reden, schlägt ausgerechnet die Finanzwelt Alarm:
Basel III.1 – das neue Regelwerk der Bankenaufseher – könnte der Finanzierung sicherheitsrelevanter Industrien das Wasser abgraben.
Marcus Chromik, Risikovorstand der Deutschen Bank, bringt es auf den Punkt:
„Ich möchte nicht, dass am Ende auf unseren Grabsteinen steht: Leider hatten sie keine Panzer, aber die Bankenregulierung war wirklich fair.“
Hintergrund: Basel III verlangt, dass Banken mehr Eigenkapital vorhalten, wenn sie Kredite an Firmen vergeben, die kein externes Rating haben – zum Beispiel viele kleine und mittelgroße Zulieferer in der Rüstungsindustrie. Diese Unternehmen brauchen aber oft Kredite mit langen Laufzeiten von acht bis zehn Jahren.
Doch genau solche Kredite werden künftig für Banken extrem kapitalintensiv. Das Ergebnis: Kredite werden teurer oder bleiben ganz aus.
Das kann dazu führen, dass wichtige Projekte in der Rüstungs- und Verteidigungsindustrie nicht oder nur verspätet finanziert werden. Chromik warnt:
„Wir müssen in militärische Stärke investieren. Sonst wird Europa niemals eine geopolitische Macht mit eigenständiger Sicherheitsarchitektur.“
Die Politik hat das Problem erkannt. EU-Kommission, EZB und Banken arbeiten an Ausnahmen für Verteidigungsprojekte. Doch noch gibt es keine konkreten Lösungen. Für Investoren bleibt ein Risiko bestehen: Kommt das Kapital rechtzeitig bei den Rüstungsfirmen an?
Kohäsionspolitik im geopolitischen Spagat
Doch auch auf einer anderen Baustelle droht Ungemach: der EU-Kohäsionspolitik.
Die Kohäsionspolitik war bislang Europas größtes Investitionsprogramm, gedacht zur Angleichung der Lebensverhältnisse zwischen reichen und armen Regionen. Rund 392 Milliarden Euro stehen dafür von 2021 bis 2027 zur Verfügung.
Doch jetzt gerät dieses System ins Wanken. Unter dem Druck des Ukraine-Kriegs, steigender Verteidigungsausgaben und geopolitischer Unsicherheiten will Brüssel die Mittel teilweise umschichten. Verteidigung, Sicherheit, Energie, grüne Transformation – das alles soll plötzlich auch über Kohäsionsgelder finanziert werden.
Das Problem: Geld, das in Panzerhallen oder militärische Infrastruktur fließt, fehlt bei Schulen, Krankenhäusern oder Straßenbau in schwachen Regionen.
Der jüngste Neunte Kohäsionsbericht der EU-Kommission weist darauf hin, dass die regionalen Unterschiede in Europa nach wie vor massiv sind. Vor allem ländliche und entvölkerte Regionen kämpfen mit Abwanderung, schwacher Wirtschaft und fehlenden Jobs.
Kritiker fürchten, dass eine „militarisierte Kohäsion“ die ursprüngliche Idee – sozialen Ausgleich und regionale Entwicklung – verwässert. Kathleen Funchion, Abgeordnete von Sinn Féin, brachte es im EU-Parlament drastisch auf den Punkt:
„Es ist beschämend, dass Kohäsionsmittel zu einem Instrument für Militärausgaben verkommen.“
Tatsächlich gibt es bereits Präzedenzfälle: Estland nutzt inzwischen 200 Millionen Euro aus Kohäsionsfonds für Verteidigungsinfrastruktur. Und weitere Staaten denken laut über ähnliche Schritte nach.
Für Anleger bedeutet das ein neues Risiko: Die Kohäsionspolitik war bisher ein stabiler Rahmen, der Infrastruktur und damit indirekt die Wirtschaft gestützt hat. Wird sie zu sehr militarisiert, könnte das für Unsicherheit sorgen – auch an den Börsen.
Warum viele Fondsanbieter weiter Nein sagen zu Waffen-Gewinnen
Während Europas Rüstungsaktien haussieren und Analysten von milliardenschweren Auftragsschüben für Hersteller wie Rheinmetall, BAE Systems oder Leonardo schwärmen, bleibt ein Teil der Fondsbranche hart: Viele Asset Manager wollen an Waffen keinen Cent verdienen.
Dazu zählen renommierte Häuser wie die Pax-Bank, aber auch Schwergewichte wie DWS Group oder Union Investment, zumindest in bestimmten Produktlinien. Ihre Haltung hat vor allem einen Grund: gesellschaftliche Verantwortung.
„Waffen verletzen und töten Menschen – und das wollen wir nicht mit unserem Geld unterstützen,“ erklärt Tommy Piemonte, Engagement-Manager der Pax-Bank, die sich der katholischen Soziallehre verpflichtet fühlt. Für Institute wie die Pax-Bank ist der Grundsatz klar: Frieden steht über allem. Waffen passen nicht zu Nachhaltigkeit – und somit auch nicht in ihre Fonds.
Doch auch größere Player handeln zurückhaltend. DWS, der Fondsgigant der Deutschen Bank, hat zwar in einzelnen Strategien Rüstung inzwischen teilweise zugelassen, hält jedoch in großen Bereichen seiner Fondsplattform an klaren Ausschlüssen fest. Vor allem in Fonds, die nach der europäischen Offenlegungsverordnung als Artikel-8- oder Artikel-9-Fonds ausgewiesen sind. Dort gelten strengere Nachhaltigkeitskriterien.
Union Investment, der Fondsanbieter der deutschen Genossenschaftsbanken, positioniert sich ähnlich. In Artikel-8-Fonds sind Investitionen in Rüstungswerte tabu. Ein Sprecher erklärte jüngst: „Wir haben keine Pläne, die Anlagerichtlinien in diesem Punkt zu ändern.“
Die Begründung der Fondsmanager ist immer dieselbe: Rüstungsfirmen sind per Definition keine nachhaltigen Unternehmen. Zwar erkennt man an, dass Waffen zur Landesverteidigung nötig sein können. Doch viele Fondsanbieter wollen ihre Anleger nicht mit Investments belasten, die direkt oder indirekt mit Krieg und Gewalt verbunden sind.
Zitat Piemonte (Pax-Bank):
„Wir sagen nicht, dass Waffen nicht notwendig sind. Sie sind es, etwa für Polizei oder Landesverteidigung. Nur wollen wir damit kein Geld verdienen – und Waffen sind nicht nachhaltig.“
Auch die Aufseher sind vorsichtig. Laura van Geest, Chefin der niederländischen Finanzaufsicht AFM, sagte in einem Interview mit Bloomberg:
„Es gibt eine Debatte, ob Investitionen in Verteidigung auch als nachhaltige Investments gelten könnten. Wir sind damit nicht einverstanden und würden es auch nicht empfehlen.“
Diese Haltung hat tiefgreifende Konsequenzen:
Viele Fonds schließen Unternehmen aus, die mehr als drei bis fünf Prozent ihres Umsatzes mit Rüstung erzielen.
Bei Staatsanleihen gelten Ausschlusskriterien für Länder, die über vier Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts für Rüstung ausgeben.
Der Krieg in der Ukraine hat jedoch ein Umdenken angestoßen. Manche Fondsanbieter lockern ihre Regeln – andere bleiben stur.
Denn klar ist auch: Der Rüstungsboom verspricht hohe Renditen. Aktienkurse von Verteidigungsfirmen haben sich teilweise mehr als verdoppelt. ETFs auf europäische Rüstung marschieren von Rekord zu Rekord. Anleger wollen mitverdienen. Doch viele Fondsmanager winken ab – aus Prinzip.
Ein zentrales Dilemma bleibt: Verteidigungsausgaben gelten mittlerweile bei einigen Politikern und Analysten als Beitrag zur Sicherheit und damit – so die Argumentation – indirekt sogar zur Nachhaltigkeit. Doch die Definitionen klaffen weit auseinander. Für streng nachhaltige Fonds ist die rote Linie noch klar: Mit Waffen will man kein Geld verdienen.
Das bedeutet für Anleger: Wer auf Nachhaltigkeit Wert legt, sollte genau hinsehen. Nicht jeder „grüne Fonds“ bleibt in Zukunft strikt waffenfrei. Und wer in den Rüstungsboom investieren möchte, muss das oft außerhalb der nachhaltigen Fondswelt tun – in klassischen Fonds oder neuen Rüstungs-ETFs, die zuletzt in großer Zahl auf den Markt drängen.
Börsen-Fazit
Trump setzt auf „America first“ – die Ukraine steht plötzlich im Schatten. Für Europas Anleger und Politiker heißt das: Mehr Kosten, mehr Risiken – aber auch Chancen auf satte Gewinne in Rüstungsaktien.
Die Börse wittert das Geschäft. Doch Anleger sollten sich fragen: Wollen wir wirklich an Waffen verdienen? Oder sind uns Ethik und Nachhaltigkeit wichtiger als die nächste Kursrakete?
Fazit: Für Börsianer bleibt das Thema Ukraine-Krieg ein Pulverfass – politisch, moralisch und wirtschaftlich.
Zugleich bereiten sich Anleger auf die nächste Welle vor: Sollte Trump die Waffenhilfe endgültig kappen, könnte der Nachfrageschub für europäische Rüstungsgüter explodieren. ETF-Anbieter wie Blackrock, Amundi oder State Street bringen schon neue Rüstungs-ETFs auf den Markt. Günstig, liquide, aber auch riskant – weil viele Fonds nur wenige Titel enthalten.
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