Chinas E-Commerce-Titanen zünden Milliarden-Feuerwerk: Alibaba lockt mit Mega-Rabatten, JD.com plant Krypto-Coup – wer setzt sich durch im gnadenlosen Preiskrieg? Anleger wittern fette Gewinne, doch die Risiken lauern im Schatten.

Der chinesische Aktienmarkt steht derzeit unter Strom – doch nicht alles, was glänzt, ist Gold. Nach Wochen geopolitischer Spannungen und schwankender Konjunktursignale richten sich die Blicke der Analysten wieder nach Fernost. Denn die Börsianer fragen sich: Ist die Rally bei Alibaba, JD.com und Meituan der Auftakt zu einem nachhaltigen Comeback – oder bloß ein Strohfeuer?

Markt in China: Hoffnung trotz geopolitischer Schatten

Zwar lastet die geopolitische Unsicherheit – Stichwort Iran-Krise, US-Wahlen, Zinsängste – schwer auf dem globalen Sentiment. Doch Chinas Wirtschaft liefert überraschend robuste Signale. Der PMI für die Industrie kletterte im Juni leicht auf 49,7 Punkte. Hightech, Ausrüstungsbau und Konsumgüter stehen sogar in der Wachstumsspur. Zunehmend kommt aus China eine Welle der Zuversicht – und die schwappt immer stärker nach Hongkong über.

Das bleibt auch internationalen Investoren nicht verborgen: Institutionelle Schwergewichte wie Goldman Sachs, UBS oder Franklin Templeton stocken ihre China-Quoten wieder auf. Vor allem die Hoffnung auf massive Stimuli, neue Industrieförderung und Chinas KI-Offensive treibt die Fantasie. Goldman etwa rechnet beim CSI 300 mit einem Potenzial von 10 Prozent bis Jahresende.

Doch die Stimmung bleibt zweigeteilt: Einerseits locken günstige Bewertungen – der MSCI China handelt gerade einmal zum 11,5-fachen Gewinn. Andererseits drücken schwache Konsumausgaben und hohe geopolitische Risiken auf die Erwartungen.

Hongkong im Rallye-Fieber

Noch spannender: Das Comeback der Tech-Aktien heizt auch den Markt in Hongkong an. Allein im ersten Halbjahr 2025 sind über 90 Milliarden Dollar aus Festland-China in Hongkonger Aktien geflossen. Anleger dort greifen beherzt zu, weil Hongkong-Aktien meist günstiger bewertet sind als ihre Pendants an den Festlandbörsen in Shanghai oder Shenzhen. Der Hang Seng Index hat bereits über 23 Prozent (21 Prozent in Landeswährung) seit Jahresbeginn gewonnen – einer der stärksten Anstiege weltweit.

Viele Fondsmanager setzen auf die Doppel-Notierungen von Firmen wie Alibaba, Meituan oder Tencent, die in Hongkong meist spürbar günstiger zu haben sind. Gleichzeitig locken solide Dividendenrenditen von durchschnittlich 3,7 Prozent – weit mehr als an Chinas Festlandbörsen.

Alibaba: 7 Milliarden Dollar gegen die Flaute

Besonders spannend bleibt die Lage bei Alibaba. Der E-Commerce-Riese startet eine massive Rabatt-Offensive: Rund sieben Milliarden US-Dollar pumpt Alibaba in Gutscheine, um das schwächelnde Kaufverhalten der Chinesen anzukurbeln. Damit sollen Tmall, Taobao und der Lieferservice Ele.me wieder stärker wachsen – insbesondere im Kosmetik- und Lifestyle-Segment, wo Alibaba hohe Margen winken. Zeitgleich will Alibaba seine Cloud-Offensive ausbauen. Mit neuen Rechenzentren in Südostasien und der Entwicklung eigener KI-Modelle (Qwen3) versucht der Tech-Konzern, den Anschluss an die globale KI-Spitze zu halten – auch gegen westliche Player wie Microsoft oder Amazon.

Doch Analysten mahnen zur Vorsicht: Der Preiskampf im chinesischen Onlinehandel spitzt sich zu. Wettbewerber wie JD.com und Meituan greifen Alibaba an allen Fronten an. Vor allem Meituan will seinen “Instant Retail”-Service ausbauen und hat jüngst mit über 100 Millionen Kunden beim Mid-Year-Shopping-Festival gepunktet.

Zwar wächst Alibaba weiter solide: Im letzten Quartal stiegen die Umsätze um 7 Prozent auf 32,58 Milliarden Dollar, Cloud und internationale Plattformen legen zweistellig zu. Doch die Margen bleiben unter Druck, und die Konkurrenz rüstet auf. Anleger sollten jedoch wissen: Trotz 28 Prozent Kursplus seit Jahresbeginn hinkt die Aktie immer noch weit hinter früheren Hochs her. Viele Analysten, darunter Benchmark, bleiben bullish. Der durchschnittliche Analystenkurs liegt knapp 46 Prozent über dem aktuellen Kursniveau.

JD.com: Zwischen Angriffslust und Margendruck

JD.com setzt verstärkt auf Lebensmittel-Lieferungen, um sich neue Kundengruppen zu erschließen – vor allem junge und weibliche Nutzer. Doch Analysten sehen kurzfristige Belastungen: Die neue Logistik-Offensive könnte zunächst an der Profitabilität nagen. Jefferies hat das Kursziel für JD.com daher von 66 auf 60 Dollar gesenkt, bleibt aber grundsätzlich optimistisch.

Ein weiterer Coup könnte JD.com gelingen: Zusammen mit Ant Group lobbyiert der Konzern bei der chinesischen Notenbank, um eine offshore-yuan-gebundene Stablecoin zu starten. Damit wollen sie die Dominanz des Dollar im Krypto-Geschäft brechen. Sollte das Projekt durchkommen, wäre das ein strategischer Paukenschlag für die digitale Seidenstraße.

Meituan: Der stille Riese greift an

Auch Meituan zeigt sich angriffslustig: Der Konzern expandiert nicht nur beim Express-Handel, sondern wagt nun sogar den Schritt nach Saudi-Arabien. Analysten trauen Meituan weiteres Potenzial zu, wenngleich Jefferies das Kursziel wegen steigender Investitionen in das Lebensmittelgeschäft leicht von 185 auf 165 Hongkong-Dollar zurücknimmt.

Bemerkenswert: Während Alibaba zuletzt leicht schwächelte, konnte Meituan seine Aktie stabil halten und sich gegen den Abwärtssog stemmen. Die Strategie, Onlinehandel, Food Delivery und lokale Services in einer Super-App zu vereinen, könnte sich langfristig auszahlen.

Enorme Chancen

Die chinesischen Tech-Giganten feuern aus allen Rohren – von Milliarden-Gutscheinen bei Alibaba bis zur Stablecoin-Fantasie bei JD.com. Doch Anleger sollten nicht blind zugreifen. Der Preiskampf in Chinas E-Commerce könnte noch härter werden. Gleichzeitig bietet das KI- und Cloud-Geschäft enormes Potenzial für Kursfantasie.

Anleger tun gut daran, genau hinzuschauen: Wer von Chinas Plattform-Riesen profitieren will, muss bereit sein für hohe Volatilität – aber auch für gigantische Chancen.

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