Nvidia, das wertvollste Unternehmen der Welt, verzeichnet seit einiger Zeit massive Probleme beim Geschäft in China. Nun hat Pekings Regierung große chinesische Technologiefirmen aufgefordert, Bestellungen von Nvidia-Chips zu stornieren.

Die Anweisung stammt von der Cyberspace Administration of China (CAC), der Internetaufsichtsbehörde Chinas. Sie richtet sich gegen Firmen wie ByteDance und Alibaba und betrifft insbesondere den Chip RTX Pro 6000D, den Nvidia speziell für den chinesischen Markt entwickelt hat. Laufende Tests mit dem Chip sollen eingestellt und bestehende Bestellungen storniert werden. Gründe für das Verbot sind strategische Ziele, schließlich will China die Abhängigkeit von ausländischer Technologie verringern und seine eigene Chipindustrie stärken. Zudem wird argumentiert, dass einige heimische Chips mittlerweile eine Leistungsfähigkeit erreicht hätten, die mit bestimmten Nvidia-Produkten vergleichbar sei.

Nvidias Unsicherheitsfaktoren auf einen Blick

Es handelt sich jedoch nicht um ein generelles Verbot für sämtliche Nvidia-Chips, sondern gezielt um bestimmte Modelle – insbesondere den RTX Pro 6000D. In der Vergangenheit gab es bereits Hinweise, dass Nvidia-Chips wie der H20 in bestimmten staatlichen oder sicherheitsrelevanten Bereichen weniger erwünscht sind. Die großen Fragen lauten nun: Wie strikt wird die Anweisung, wie groß wird der Druck auf die betroffenen Firmen, sind Ausnahmen möglich und wie schnell können heimische Anbieter einspringen?

Jensen Huang, der CEO von Nvidia, äußerte sich bereits enttäuscht über Chinas Entscheidung, dass chinesische Tech-Unternehmen auf den Kauf bestimmter Nvidia-KI-Chips verzichten sollen. Kein Wunder, schließlich gilt China als extrem bedeutender Halbleitermarkt. Nur zur Erinnerung: Der Anteil Chinas am Umsatz von Nvidia betrug im vergangenen Jahr etwa 13 Prozent, was rund 17 Milliarden Dollar entspricht. Seit dem 15. Juli 2025 muss Nvidia jedoch 15 Prozent seiner Umsätze aus China an den US-Fiskus abführen, was zu einer dauerhaften Reduzierung des Nettoumsatzes aus diesem Markt führt.

Nvidia – Börse reagiert „cool“

Im gestrigen US-Handel verlor die Nvidia-Aktie zwar 2,6 Prozent, zeigte sich aber an Europas Börsen wieder deutlich erholt. Grundsätzlich stellt die jüngste Eskalation in China allerdings zweifellos eine „bad news“ dar. Außerdem wird der speziell für den chinesischen Markt entwickelte RTX 6000D laut mehreren Berichten nur zurückhaltend nachgefragt — teils wegen seiner Leistung im Vergleich zu den leistungsfähigeren Nvidia-Modellen, teils wegen seines relativ hohen Preises. Und angesichts der bestehende regulatorischen Risiken bei Nvidia bleiben die Geschäftsperspektiven weiterhin eingetrübt. In diesem Zusammenhang ist auch die von China eingeleitete Untersuchung gegen Nvidia wegen möglicher Verstöße gegen Kartellgesetze zu sehen. Diese könnte zu Strafen oder Auflagen führen und somit die Umsätze und Produktverkäufe der US-Firma belasten. Ein ganz großer Unsicherheitsfaktor stellt aber vor allem die Handelspolitik der USA und die Unberechenbarkeit von US-Präsident Donald Trump dar.

Fazit: Wichtig wäre für Nvidia, dass die Probleme und Restriktionen in China beherrschbar bleiben. Das Unternehmen scheint aktiv daran zu arbeiten, regulatorischen und politischen Hürden zu überwinden und seine Marktpräsenz außerhalb Chinas weiter auszubauen. Aus charttechnischer Sicht kann man dem Technologiewert nach wie vor ein hohes Maß an relativer Stärke attestieren, schließlich befindet sich das Rekordhoch bei 184 Dollar derzeit in unmittelbarer Reichweite.

Nvidia (WKN: 918422)

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Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Nvidia.