Weit mehr als nur Google: Von autonomem Fahren bis zu KI und Biotech geben Alphabets zahlreiche Geschäftsbereiche der Aktie das Potenzial, sich in den kommenden zehn Jahren zu verdreifachen. Das steckt alles hinter dem Mega-Konzern

Es ist schon ein kleines Phänomen: Egal, über was wir bei BÖRSE ONLINE schreiben — von künstlicher Intelligenz und Biotech bis hin zu autonomem Fahren und sogar Landwirtschaft — der allgemeine Tonus lautet stets: „Google ist da auch groß dabei.“ Und zwar nicht nur dabei. Aufgrund der riesigen Datenmengen und der Marktmacht spielt der Mutterkonzern Alphabet vorn mit. Ist die Alphabet-Aktie also das Universalinvestment der Zukunft? Womöglich. Trotz unsicherer Zeiten für Tech-Werte und wachsender KI-Konkurrenz hat die Aktie das Potenzial, sich in den kommenden zehn Jahren noch mal zu verdreifachen. Höchste Zeit, das riesige Alphabet-Universum zu entschlüsseln und das Potenzial dahinter zu verstehen.

Von der Garage zum Megakonzern

Als sich 1995 die beiden Informatikstudenten Larry Page und Sergey Brin in Stanford kennenlernten, ahnten sie wohl noch nicht, dass sie bald das mächtigste Unternehmen der Welt gründen würden. Die beiden teilten eine Vision: eine Suchmaschine, die schneller und unkomplizierter ist als alle bisherigen. Drei Jahre später entstand in einer Garage „Google Inc“. Der Name kommt von „Googol“ — eine Zahl mit einer eins und hundert Nullen, die für die unüberschaubare Zahl von Websites im Internet stehen soll. Zwischenzeitlich lehnten sie ein Drei-Milliarden-Übernahmeangebot von Yahoo ab. 2004 ging Google für 85 Dollar an die Börse. 2006 übernahm es selbst für 1,65 Milliarden Dollar die Videoplattform Youtube, deren Werbeeinnahmen nun über zehn Prozent zum Umsatz beitragen. Heute ist Google mit großem Abstand die meistbesuchte Website der Welt und erhält laut Internet Live Stats 99 000 Suchanfragen pro Sekunde.

2015 erfolgte für eine effizientere Organisation die Umstrukturierung zu Alphabet. Unter diesem Dach läuft die Suchmaschine Google. Neben Youtube kamen über die Jahre noch weitere Dienste wie Google Maps, Android, Gmail, Chrome oder der Google Playstore hinzu. Besonders vielversprechend: Google Cloud. Die macht mittlerweile fast zehn Prozent vom Umsatz aus. Nach Amazon und Microsoft ist Google der größte Cloud-Anbieter der Welt. Von Alphabets großen Geschäften wächst derzeit keines stärker. Im vierten Quartal stieg der Umsatz über 30 Prozent zum Vorjahr, sogar schneller als die Cloud-Sparte von Marktführer Amazon. Schafft es Alphabet, diesen Bereich profitabel zu machen, steht der Aktie kräftiger Aufwind bevor. Experten sind sich einig, dass die Branche noch lange nicht gesättigt ist und laut Grand View Research bis 2030 jährlich über 14 Prozent wachsen soll.

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Wie verdient Alphabet Geld?

Other Bets – Wetten auf die Zukunft

Besonders spannend ist Alphabets Geschäftssparte Other Bets (deutsch „andere Wetten“). Hier gestaltet der Tech-Gigant mit mehreren kleinen Unternehmen die Zukunft. Sie tragen bisher nur 0,38 Prozent zum Umsatz bei, konnten aber vergangenes Jahr den Meilenstein von einer Milliarde Dollar knacken. Alphabet setzt mit seinen Other Bets auf Unternehmen, die das Potenzial haben, ganze Branchen zu erobern und zu revolutionieren. Dazu zählt beispielsweise Waymo. Ursprünglich als Google-Projekt gegründet, wurde es 2016 zu einer eigenen Tochter. Waymo gilt als Pionier für Technologien des autonomen Fahrens und könnte laut einem Bericht der UBS Bank bis 2030 60 Prozent des Marktes beherrschen. Da Alphabet all seine KI-, Navigations- und Cloud-Technologien bei Waymo einsetzen kann, könnte es dank seiner Bekanntheit für die großen Autohersteller als Technologieanbieter die erste Wahl werden. Auch auf fahrerlose Lkw konzentriert sich Waymo. In den USA fahren bereits erste Taxis testweise mithilfe von Waymos Technologien ohne Fahrer.

Das 2014 übernommene Deepmind ist ebenfalls eine bekannte „Other Bet“ des Konzerns, da sich diese rein auf künstliche Intelligenz konzentriert und Alphabet dabei einen entscheidenden Vorteil im KI-Wettlauf geben könnte. 

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Alphabet ist zudem stark im Gesundheitsbereich vertreten: So kündigte es 2019 die Übernahme des Fitnesstrackerkonzerns Fitbit an. 2013 gründete es das Biotech-Unternehmen Calico, das daran forscht, wie man den Alterungsprozess von Menschen aufhält. Mit Isomorphic Labs hat Alphabet ein Arzneimittelunternehmen, das KI für die Wirkstoffforschung benutzt, und mit Verily will es mit datengesteuertem Ansatz die Gesundheitsversorgung verbessern. Der Markt für KI im Gesundheitswesen soll laut Precedence Research bis 2030 jedes Jahr um 37 Prozent wachsen. Dank seiner riesigen Gesundheitsdatenbasis könnte Alphabet ein großes Stück dieses lukrativen Kuchens für sich gewinnen.

Das Drohnenunternehmen Wing schaffte schon über 300 000 kommerzielle Lieferungen. Mit Fiber will Alphabet ein Hochgeschwindigkeits-Glasfasernetz aufbauen. Es ist mit den Other Bets aber auch noch bei Industrierobotern, der Landwirtschaft, der städtischen Infrastruktur und bei vielem mehr vertreten. Laut einer Analyse von Blockdata gilt der Konzern außerdem als der börsennotierte Investor beim Thema Krypto, investierte zwischen 2021 und 2022 rund 1,5 Milliarden Dollar in entsprechende Unternehmen.

Wachstum noch immer nicht gebremst

Googles Other Bets sind noch alles andere als profitabel. 2022 war der operative Verlust von sechs Milliarden Dollar größer als je zuvor. Aber: Viele von Alphabets heute erfolgreichen Projekten wurden anfangs belächelt. Die Technologien, in denen Alphabet unterwegs ist, zielen alle auf gigantische Megatrends ab. Durch die große Marktmacht und vor allem riesige Datenmengen hat Alphabet dabei große Chancen, dort eine führende Rolle in unterschiedlichsten Bereichen einzunehmen. Im KI-Wettkampf wird das häufig vergessen: Kein Unternehmen der Welt verfügt wohl über so viele Daten wie Alphabet. Durch all seine Dienste und durch all die Werbung vergrößert Alphabet diese Datenbank immer mehr. Damit kann es nicht nur Technologien optimieren. Oracle bezeichnete Daten in einem Bericht sogar als „Währung der Zukunft“.

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Other Bets

Darum könnte sich die Alphabet

lphabets Haupteinnahmequelle ist noch immer Werbung. Diese wird zu härteren Marktzeiten allerdings zurückgefahren — das zeigte sich auch zuletzt in den Zahlen des vierten Quartals. Die Werbeeinnahmen gingen um 3,58 Prozent leicht zurück. Youtube setzte auch die Konkurrenz durch das chinesische Tiktok unter Druck. Das zeigt, dass nicht einmal Google zwingend unantastbar ist. Dennoch: Die Zukunft ist digital, und so sind es auch die Werbeeinnahmen. 2017 betrugen diese bei Youtube noch 8,15 Milliarden Dollar, 2022 waren sie bei 29,24 Milliarden Dollar. Der globale Markt für digitale Werbung soll laut Research and Markets bis 2031 jedes Jahr über zehn Prozent wachsen. Mit einem Marktanteil von circa 90 Prozent am Suchmaschinenmarkt profitiert Google hier immer noch am meisten. Laut dem Techexperten Thomas Rappold könnte es Alphabet dank KI schaffen, Werbung zukünftig noch effizienter zu schalten. Demnach werde sich KI noch im Kurs zeigen, bei Alphabet sei in den kommenden zehn Jahren sogar eine Verdreifachung drin.

Aktuell ist es für Alphabet als Tech-Konzern nicht leicht. Das Unternehmen arbeitet aber unter Hochdruck daran, sich zu verbessern. So gab es erst im Januar bekannt, die Zahl der Mitarbeiter um 12 000 reduzieren zu wollen, um Kosten zu sparen. CEO Sundar Pichai gab bei einer Konferenz im September preis, er wolle das Unternehmen um 20 Prozent produktiver machen.

Der Aktiensplit im Juli 2022 von 20:1 könnte die Aktie wieder zugänglicher für Privatanleger machen. Nicht zu vergessen: Alphabet hat einen Bargeldbestand von 113,76 Milliarden Dollar. Damit hat das Unternehmen genügend Mittel, mit Leichtigkeit durch diese schwierige Phase zu navigieren und sich gleichzeitig auf spannende Zukunftsthemen zu konzentrieren. Die Bewertung ist so attraktiv wie lange nicht: Ein KGV von 18 liegt weit unter dem durchschnittlichen KGV von 30 der vergangenen fünf Jahre.

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