Nachdem es für den DAX schon die ganze Woche bergab geht, hat der Kursrutsch am Freitag mit einem Verlust von zeitweise mehr als fünf Prozent einen vorläufigen Höhepunkt erlebt. Seit vergangenem Freitag rutschte der deutsche Leitindex rund 13,5 Prozent ab. Damit erlebten Anleger die schwärzeste Woche seit Beginn der Weltfinanzkrise 2008.

Das neuartige Coronavirus breitet sich nicht nur in Deutschland immer stärker aus. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte am Donnerstag, der neue Erreger habe "pandemisches Potenzial" und könnte ohne die richtigen Maßnahmen "außer Kontrolle geraten". Obwohl es von Expertenseite immer wieder heißt, dass in den überwiegenden Fällen nur erkältungsähnliche Symptome auftreten, gelten die wirtschaftlichen Folgen nicht absehbar.

Anleger hoffen nun auf Unterstützung der Notenbanken: "Die Märkte preisen nun mindestens zwei Zinssenkungen der Fed ein", sagte Seema Shah, Chef-Anlagestrategin des Vermögensverwalters Principal Global Investors. Einige Börsianer halten schon im März einen Schritt nach unten für möglich. Das spiegelte sich auch im Dollar-Kurs wider: Zu einem Währungskorb fiel der Greenback auf den niedrigsten Stand seit gut drei Wochen.

Der Rohstoffmarkt steht ebenfalls unter Druck. Der Preis für die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee gab nach und das wichtige Industriemetall Kupfer verbilligte sich. Auch Gold kostete weniger. Börsianer sprachen von Gewinnmitnahmen bei dem Edelmetall, das üblicherweise besonders in Krisenzeiten gefragt ist.

Zu den schwächsten DAX-Werten gehörten die Papiere der Munich Re. Der Rückversicherer hat seinen Gewinn 2019 trotz deutlich gestiegener Großschäden zwar kräftig gesteigert und sein ursprüngliches Gewinnziel von 2,5 Milliarden Euro übertroffen. Die noch optimistischeren Erwartungen von Analysten wurden jedoch verfehlt. Zum Handelsschluss waren alle DAX-Werte im Minus. Mit den geringsten Verlusten ging Volkswagen ins Wochenende. Am DAX-Ende stand Linde.

Was am Freitag an der Börse außerdem wichtig war



Deutsche Post stoppt Streetscooter-Bau und kassiert Gewinnziel 2020
Die Deutsche Post stellt den Bau ihres Elektrotransporters Streetscooter ein und streicht ihre Gewinnpläne für 2020 zusammen. Der operative Gewinn (Ebit) werde die angepeilte Marke von fünf Milliarden Euro in diesem Jahr voraussichtlich nur übertreffen, wenn man die Folgen der Coronavirus-Epidemie und neue Sonderbelastungen bei der Konzerntochter Streetscooter herausrechne, teilte die Post überraschend am Freitag in Bonn mit.

BASF erwartet Belastungen wegen Coronavirus - Dividende steigt aber
Der weltgrößte Chemiekonzern BASF rechnet mit Belastungen durch die Folgen der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus. "In diesem Jahr erleben wir bereits in den ersten beiden Monaten eine hohe Unsicherheit in der Weltwirtschaft", sagte Unternehmenschef Martin Brudermüller bei Vorlage der Jahreszahlen am Freitag in Ludwigshafen. Mit dem Coronavirus sei ein neuer Faktor hinzugekommen, der das Wachstum am Jahresanfang vor allem in China erheblich belaste.

Munich Re verfehlt trotz Gewinnsprung Erwartungen - Aktie sackt ab
Der Rückversicherer Munich Re hat seinen Gewinn 2019 trotz deutlich gestiegener Großschäden kräftig gesteigert. Dank lukrativer Finanzgeschäfte und Währungsgewinnen kletterte der Überschuss um 18 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro. Damit übertraf das Unternehmen sein ursprüngliches Gewinnziel von 2,5 Milliarden Euro, verfehlte jedoch die noch optimistischeren Erwartungen von Analysten. Vorstandschef Joachim Wenning zeigte sich am Freitag in München zuversichtlich, dass die Munich Re ihren Gewinn 2020 wie geplant auf 2,8 Milliarden Euro steigern kann.

Genfer Autosalon offiziell abgesagt
Der Genfer Autosalon fällt dem Coronavirus zum Opfer. Wegen der steigenden Zahl von Erkrankten verbot die Schweizer Regierung am Freitag alle Großveranstaltungen mit mehr als 1000 Menschen. Davon betroffen ist auch das Frühjahrstreffen der Autobranche in Europa, das am Montag beginnen sollte und zu dem 600 000 Besucher erwartet wurden. Kurz darauf wurde auch die Uhrenmesse Baselworld abgesagt, obwohl das Verbot von Großveranstaltungen zunächst nur bis 15. März gilt. Baselworld hätte vom 30. April bis 5. Mai stattgefunden.

Munich Re sieht bisher keine hohen Belastungen durch Corona-Folgen
Der Rückversicherer Munich Re erwartet aus heutiger Sicht keine hohen Gewinn-Belastungen durch die Folgen des neuartigen Coronavirus. Je stärker sich die Viruswelle ausweite, desto stärker wäre jedoch auch die Munich Re betroffen, sagte Finanzvorstand Christoph Jurecka am Freitag im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX.

Freenet stellt trotz Gewinnrückgangs stabile Dividende in Aussicht
Der Mobilfunkanbieter Freenet will die Aktionäre trotz eines Gewinnrückgangs mit einer stabilen Dividende bei Laune halten. Für die kommenden Jahre stellte das Unternehmen eine stabile Ausschüttung an die Aktionäre in Aussicht. Für Umsatz und operatives Ergebnis rechnet das Management um Vorstandschef Christoph Vilanek nach Angaben vom Donnerstagabend im laufenden Jahr mit einer stabilen Entwicklung. Im Vorjahr war Freenet leicht gewachsen, hatte aber weniger Geld verdient.

Thyssenkrupp trennt sich von Aufzügen - Neues Konzept erwartet
Der in Finanznöten steckende Stahl- und Industriekonzern Thyssenkrupp hat einen Käufer für seine Aufzugsparte gefunden. Mit den Milliarden von den Finanzinvestoren Advent, Cinven sowie dem Ruhrkonzern RAG-Stiftung will Thyssenkrupp nun seine Bilanz sanieren und dann dringend notwendigen Umbau mit einer Konzentration auf das Stahl- und Werkstoffgeschäft vorantreiben. Details zu den Plänen will Thyssenkrupp-Chefin Martina Merz dabei wie bekannt im Mai vorstellen. Eine Sonderdividende für die Aktionäre wird es nicht geben.

VW-Dieselfahrer bekommen zwischen 1350 und 6257 Euro Entschädigung
Mehr als eine Viertelmillion VW-Dieselkunden sollen je nach Modell und Alter ihres Autos Entschädigungen zwischen 1350 und 6257 Euro erhalten. Darauf einigten sich Volkswagen und der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) in ihren Vergleichsverhandlungen zur Musterklage. Durchschnittlich sollten rund 15 Prozent des ursprünglichen Kaufpreises ausgezahlt werden, teilten die Verbraucherschützer am Freitag in Berlin mit. Rund 260 000 Geschädigte sollen ein entsprechendes Angebot erhalten. Sie können dann selbst entscheiden, ob sie dies annehmen oder in Einzelklagen weiter für mehr Geld streiten.

rtr/dpa-AFX/iw