Außerdem schlugen die stockenden Brexit-Verhandlungen Investoren auf die Stimmung. Für den späten Nachmittag sind Gespräche zwischen EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und dem britischen Premierminister Boris Johnson angesetzt. "Es gibt keine Hinweise, dass es zu einer Einigung kommt", sagte Anlagestratege Peter Chatwell von der Investmentbank Mizhuo. "Ein mögliches französisches Veto bei einem unvorteilhaften Deal schmälert die Chancen auf ein Abkommen."

Aus diesem Grund steuerte das Pfund Sterling auf den größten Tagesverlust seit dem Börsencrash vom März zu. Die britische Währung fiel um bis zu 1,6 Prozent auf 1,3223 Dollar. Zusätzlich verkompliziert werde die Lage durch die erneute Abstimmung über das umstrittene Binnenmarktgesetz im Unterhaus, sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Damit will Johnson Teile des von ihm selbst verhandelten Brexit-Deals aushebeln. Das Oberhaus hatte das Gesetz im November abgelehnt.

Zusätzliche Sorgen bereiteten Investoren die wieder aufgeflammten Spannungen zwischen den USA und China, sagte Analyst Connor Campbell vom Brokerhaus Spreadex. Insidern zufolge planen die USA Sanktionen gegen bis zu 14 chinesische Beamte planen. Grund sei deren Rolle beim Ausschluss gewählter pro-demokratischer Volksvertreter in Hongkong. In den USA signalisierten die Futures einen schwächeren Handelsstart.

DOLLAR IM AUFWIND - ÖLPREIS UNTER DRUCK


Vor diesem Hintergrund flüchteten einige Anleger in "sichere Häfen" wie Staatsanleihen. Dies drückte die die Rendite der zehnjährigen Bundestitel auf minus 0,587 Prozent. Auch mit der Weltleitwährung deckten sich Investoren ein. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, stieg um bis zu 0,6 Prozent und stand vor dem größten Tagesgewinn seit fast drei Monaten. Die "Antikrisen-Währung" Gold geriet dadurch unter Druck, weil die Aufwertung des Dollar das Edelmetall für Investoren außerhalb der USA unattraktiver macht. Es verbilligte sich um 0,2 Prozent auf 1833,91 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm).

Die Furcht vor einer sinkenden Nachfrage durch schärfere Pandemie-Restriktionen setze unterdessen dem Ölpreis zu, sagte Analyst Edward Moya vom Brokerhaus Oanda. Die Sorte Brent aus der Nordsee büßte ein Prozent auf 48,76 Dollar je Barrel (159 Liter) ein. In ihrem Sog verloren die europäischen Öl- und Gasfirmen im Schnitt 0,3 Prozent.

ÜBERNAHMEFANTASIE UM SIEMENS GAMESA


Bei den Aktienwerten rückte Siemens Gamesa ins Rampenlicht. Der spanischen Zeitung "Expansion" zufolge haben mehrere asiatische Firmen ein Auge auf den Windkraftanlagenbauer geworfen, darunter Shanghai Electric und Mitsubishi. Die Titel von Siemens Gamesa stiegen in Madrid um bis zu 6,3 Prozent. In ihrem Windschatten gewannen die Papiere der Konkurrenten Nordex und Vestas jeweils gut ein Prozent.

Gefragt waren auch die Aktien von AstraZeneca, die sich in London um bis zu 2,9 Prozent verteuerten. Die indische Regierung prüft nach eigenen Angaben eine Notfall-Genehmigung für die Wirkstoffe von AstraZeneca sowie von BioNTech und Pfizer. Deren Aktien stiegen im vorbörslichen US-Geschäft um jeweils ein halbes Prozent.

rtr