Starke US-Konjunkturdaten, die Aussicht auf einen Ausweg aus der Brexit-Sackgasse und auf die baldige Unterzeichnung eines Teil-Handelsabkommens zwischen den USA und China gäben den Börsen Auftrieb. Ermutigend sei zudem, dass die USA wohl auf die geplanten Strafzölle für europäische Autos verzichten werde.

In den vergangenen Tagen übersprang der Dax erstmals seit etwa eineinhalb Jahren die psychologisch wichtige 13.000er Marke. Mit einem Plus von insgesamt gut zwei Prozent steuerte er auf den fünften Wochengewinn in Folge zu. Das ist die längste Serie seit vier Monaten. Ein Wermutstropfen war allerdings die Aussage von Insidern, innerhalb des Weißen Hauses formiere sich Widerstand gegen die geplante Rücknahme der gegenseitigen Strafzölle durch die USA und China.

US-Präsident Donald Trump könnte den Optimisten einen weiteren Strich durch die Rechnung machen: Bis zum 14. November will er entscheiden, ob europäische Autos mit Zusatzabgaben belegt werden. Der scheidende EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker äußerte sich allerdings in einem Interview überzeugt, dass Trump darauf verzichten wird.

ERNEUTE FLUT VON FIRMENBILANZEN VORAUS

Unterdessen steuert die Bilanzsaison ihrem nächsten Höhepunkt entgegen. "Bisher ist diese sowohl in Europa als auch in den USA besser als erwartet ausgefallen", sagt Bernd Meyer, Chef-Anlagestratege der Vermögensverwaltung bei der Berenberg Bank. In der neuen Woche legt ein halbes Dutzend Dax-Konzerne Geschäftszahlen vor. Hierzu gehören die Deutsche Post, der Versorger RWE und der "Persil"-Anbieter Henkel. Im Ausland öffnen unter anderem der britische Mobilfunker Vodafone und der US-Einzelhändler Walmart ihre Bücher. Bei der Post rechne er dank der jüngsten Porto-Erhöhung mit einem Anstieg des operativen Gewinns von 16 Prozent, sagte Analyst David Kerstens von der Investmentbank Jefferies.

Unabhängig davon verfallen am Freitag Optionen auf Indizes und einzelne Aktien. In den Tagen zuvor schwanken die Aktienkurse üblicherweise stark, weil Investoren die Preise derjenigen Wertpapiere, auf die sie Derivate halten, in eine für sie günstige Richtung bewegen wollen.

ZAHLREICHE KONJUNKTURDATEN ERWARTET

Bei den Konjunkturdaten richten Börsianer ihre Aufmerksamkeit unter anderem auf die Inflation in Deutschland (Mittwoch) und Europa (Freitag) Inflation. Von diesen Zahlen erhoffen sie sich Rückschlüsse auf die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) unter ihrer neuen Chefin Christine Lagarde. Am Donnerstag kommen Daten zum deutschen und europäischen Wirtschaftswachstum hinzu. Der erwartete Rückgang des deutschen Bruttoinlandsprodukts um 0,1 Prozent werde es amtlich machen, dass die Bundesrepublik in eine Rezession gerutscht sei, sagt Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen. Eine baldige Wende sei nicht in Sicht, auch wenn der ZEW-Index am Dienstag voraussichtlich eine deutliche Stimmungsaufhellung der heimischen Börsenprofis signalisieren werde.

Jenseits des Atlantik sind die US-Einzelhandelsumsätze (Freitag) von Interesse. Der private Konsum gilt als Hauptstütze der weltgrößten Volkswirtschaft. Parallel dazu wird das Konjunkturbarometer der Federal Reserve Bank von New York veröffentlicht.

rtr