Viele Post-Aktionäre dürften sich zuletzt verwundert die Augen gerieben haben: Bei der Vorlage des Q1-Berichts am 8. Mai bestätigte der Konzern noch alle Ziele, rund vier Wochen später sieht die Welt ganz anders aus. Auch wenn im Bericht bereits erkennbar wurde, dass der Logistiker in seinem Kerngeschäft mit Briefen und Paketen vor Herausforderungen steht, fiel die Gewinnwarnung doch überraschend kräftig aus. Der operative Gewinn soll 2018 nun bei 3,2 Mrd. Euro liegen und damit fast eine Milliarde weniger als bisher erwartet.

Vor allem bei der Effizienz hapert es offenbar: Der Paketboom befeuert zwar die Wachstumsstory, kostet die Post aber auch viel Geld, wichtige Investitionen in die IT-Infrastruktur wurden verschleppt. Zudem bezahlt die Post ihre Zusteller besser, was zu höheren Kosten führt. Im schrumpfenden Briefgeschäft kann dies nur durch bessere Systeme aufgefangen werden: Rund 500 Mio. Euro sollen im laufenden Jahr in ein Restrukturierungsprogramm fließen, um doch noch das bestätigte Gewinnziel für 2020 (Ebit: mindestens fünf Mrd. Euro) zu erreichen. Auch der Abgang von Vorstandsmitglied Jürgen Gerdes sorgte für Unruhe.

Die Reaktion am Markt fiel eindeutig aus: Unter hohen Umsätzen rauschte der Kurs in den Keller, mit minus 24 Prozent ist die Post-Aktie der zweitschlechteste DAX-Wert seit Jahresbeginn hinter der Deutschen Bank. Der Kurs steht auf einem ähnlichen Niveau wie zuletzt Ende 2016. Damals notierte der DAX ausgehend vom aktuellen Stand rund 17 Prozent tiefer bei 10.600 Punkten.

Bewertung bietet wieder Spielraum



Auch wenn mit der Gewinnwarnung viel Vertrauen bei Anlegern verspielt wurde, dürfte die Meldung inzwischen ausreichend im Kurs eingepreist sein. Mit dem Absturz eröffnen sich sogar neue Chancen, die Aktie ist attraktiver als noch vor ein paar Wochen. Ende April rechnete Börse Online mit einem Ergebnis je Aktie für 2019 von 2,58 Euro. Beim damaligen Kurs von 37,20 Euro führte dies zu einem 2019er-KGV von 14,4. Zuletzt wurden die Gewinnerwartungen zwar auf 2,36 Euro nach unten genommen.

Gleichzeitig rauschte aber der Kurs deutlich kräftiger in den Keller. Unter dem Strich bezahlen Anleger derzeit nur noch ein KGV von 12,8. Im Branchenvergleich sieht die Bewertung ebenfalls reizvoll aus: United Parcel Service wird mit einem 2019er-KGV von 15 bewertet, FedEX mit rund 13,3. Die Papiere der Deutschen Post liegen klar unter dem Durchschnitt des Sektors. Mittelfristig könnte auch eine Erhöhung des Briefportos für Fantasie auf der Gewinnseite sorgen. Zuletzt kamen Gerüchte um eine Portoerhöhung für den Standardbrief im kommenden Jahr um zehn Cent auf.

Statistisch am Boden angekommen



Nach Verlusten von mehr als 25 Prozent seit dem Januar-Hoch sieht das Kursbild natürlich stark angeschlagen aus, die Aktie ist so günstig wie seit Dezember 2016 nicht mehr. Gerade der jüngste, volumenstarke Absturz lässt aber eine technische Gegenbewegung erwarten. Die Post-Aktie notierte zuletzt um mehr als zehn Prozent unter ihrer 21-Tage-Linie (Verlauf unter dem Chart). Nach ähnlich deutlichen Differenzen im August 2015 und Februar 2016 kam es jeweils zu Erholungen. Der Abstand von 18 Prozent zum 200-Tage-Mittelwert ist ebenfalls mit dem Crash-Tief von Anfang 2016 vergleichbar. Damit bestehen gute Chancen für eine Stabilisierung oberhalb der Unterstützungen zwischen 27 bis 29,40 Euro. Im Idealfall gelingt sogar eine zügige Erholung bis in den Bereich um 33/34 Euro.



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Angesichts der erhöhten Volatilität und der Aussicht auf eine mögliche Gegenbewegung bieten sich aktuell vor allem Capped-Calls an. Abgestimmt auf die charttechnischen Marken lockt die WKN PP22VG mit guten Konditionen: Notiert die Aktie zum Bewertungstag am 21. September 2018 auf oder über 31 Euro, legt der Schein auf zwei Euro zu, was zu einer Maximalrendite von rund 70 Prozent führt (etwa 260 Prozent p.a.). Die Gewinnschwelle liegt derzeit bei etwa 30,20 Euro. Notiert die Post zum Laufzeitende allerdings unter 29 Euro, verfällt das Papier wertlos. Je nach Kursentwicklung bietet sich daher auch ein vorzeitiger Verkauf an. Zudem sollten nur kleine Summen gesetzt werden.

  Basiswert
  
  

  Deutsche Post
  

  Kurs Basiswert
  
  

  30,30 EUR
  

  Produkt
  
  

  Capped-Call
  

  WKN
  
  

  PP22VG
  

  Emittent
  
  

  BNP Paribas
  

  Bewertungstag
  
  

  21.09.2018
  

  Basispreis
  
  

  29 EUR
  

  Cap
  
  

  31 EUR
  

  Maximalrendite (p.a.)
  
  

  68% (260%)
  

  Kurs Zertifikat
  
  

  1,20 Euro
  

  Zielkurs
  
  

  2 EUR
  
  
Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar". Der Spezialist für Technische Analyse ist regelmäßiger Gast bei n-tv und dem Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). www.index-radar.de