Mit großer Umsicht hat Amerikas zweitgrößte Bank ihr Kreditportfolio ausgebaut und verfügt deshalb heute hier über die höchste Qualität in der Branche. Bei einer möglichen Rezession zahlt sich das aus

Die Zeiten in Amerikas Volkswirtschaft werden voraussichtlich stürmischer. Die Bank of America(BoA), das zweitgrößte Geldinstitut des Landes nach JP Morgan Chase, traut sich jedoch zu, die kommenden Herausforderung besser zu meistern als viele Konkurrenten: "Wir haben das Jahr mit starken Gewinnzuwächsen im Umfeld eines zunehmend geringeren Wirtschaftswachstums abgeschlossen", zeigte sich BoA-Chef Brian Moynihan bei der jüngst vorgelegten Bilanz für 2022 zuversichtlich.
Mit 7,13 Milliarden Dollar oder 85 Cent pro Aktie hatte das Geldinstitut aus Charlotte im US-Bundesstaat North Carolina im vierten Quartal deutlich mehr verdient als die von Analysten im Schnitt prognostizieren 77 Cent pro Anteilschein. Es war sogar etwas mehr als die 7,01 Milliarden Dollar im Vorjahresquartal. Mit rund 90 Prozent des Geschäfts im Heimatmarkt ist das Institut, das auch über eine große Sparte fürs Investmentbanking verfügt, stark auf Amerika fokussiert. Im Investmentbanking registrierte die Bank jedoch bei den Einnahmen, ähnlich wie die Konkurrenten, einen starken Rückgang um 54 Prozent auf 1,1 Milliarden Dollar im vierten Quartal.

Warren Buffett an Bord

Der US-Fokus der Bank dürfte auch Investorenlegende Warren Buffett gefallen. Sein Beteiligungskonzern Berkshire Hathaway ist mit fast 13 Prozent der größte Aktionär. Bei Berkshire ist die BoA die zweitgrößte Position nach Apple. Eingestiegen ist Buffett 2011 und wie so häufig als Retter in der Not. Der Verhandlungspoker der Republikaner mit US-Präsident Barack Obama über die Bedingungen für eine Erhöhung der Obergrenze für Amerikas Gesamtverschuldung hatte die großen Banken des Landes damals in die Bredouille gebracht.
In einem Telefonat mit BoA-Chef Brian Moynihan hatte Buffett die Konditionen für ein Fünf-Milliarden-Dollar-Investment ausgehandelt: Vorzugsaktien mit fünf Prozent Dividendenrendite und fünf Prozent Preisaufschlag beim Rückkauf der Papiere.

Aus der Zwickmühle von damals hat das Institut offensichtlich seine Lehren gezogen. Der Bankenriese habe das Kreditportfolio mit der höchsten Qualität, sagt Mike Mayo, der für seine Bankenanalysen besonders geschätzte Analyst der Wall Street. Nur wenige Institute hätten ihre Kennzahlen so beharrlich verbessert wie die Bank of America, sagt Mayo über seine Jahresempfehlung.Die Bank habe die geringsten Bilanzrisiken aller großen US- Institute und sei damit auf eine mögliche Rezession in der Branche am besten vorbereitet.

Die Hälfte des Kreditportfolios sind Hypotheken privater Immobilienbesitzer. Privatkunden machen 35 Prozent des Geschäfts aus. Landesweit betreibt die Bank rund 4200 Filialen und 16 000 Geldautomaten und hat in ihrem Onlinebanking mehr als 41 Millionen Kunden. Zinsgeschäfte, die bei der Bank rund die Hälfte des Gesamtvolumens ausmachen, laufen wegen der höheren Zinsen derzeit besonders gut. Bank of America spielte hier 2022 drei Milliarden Dollar mehr ein als im Vorjahr.

Im Vergleich der vier größten Banken des Landes, neben JP Morgan auch Citigroup und Wells Fargo, profitiert das Geldhaus bisher am meisten von den Zinserhöhungen der Fed.

Fazit:

Bank of America - Amerikas zweitgrößte Bank ist gut aufgestellt, günstig bewertet und bietet eine solide Dividendenrendite.

Übrigens: Darum sollten Anleger aktuell darüber nachdenken, Berkshire Hathaway zu verkaufen.

Dieser Artikel erschien zuerst in Euro am Sonntag 03/2023. Hier erhalten Sie einen Einblick ins Heft.

Bank of America Corp (WKN: 858388)