Notenbank-Chef Mario Draghi nährte Spekulationen auf zusätzliche Wertpapierkäufe der Europäischen Zentralbank (EZB). Seine Warnungen vor den Risiken für die Wirtschaftsentwicklung sind Börsianern zufolge ein Hinweis darauf, dass die EZB wohl schon im März weitere Milliarden in die Finanzmärkte pumpen wird. Damit soll die drohende Deflation, eine Spirale fallender Preise und rückläufiger Investitionen, abgewendet werden. Dies drückte den Euro um 0,6 Prozent bis auf 1,0805 Dollar. Parallel dazu fielen die Renditen für zwei- und fünfjährige Bundesanleihen auf Rekordtiefs von minus 0,456 und minus 0,246 Prozent. Auch die Renditen südeuropäischer Länder wie Spanien und Portugal gaben deutlich nach.

"Bei einer so niedrigen Inflation wäre es seltsam, wenn die Zentralbanken angesichts der Marktturbulenzen und gestiegenen Risiken nicht mehr tun würden", sagte Anlagestratege John Reid von der Deutschen Bank. Jochen Stanzl, Analyst des Online-Brokers CMC Markets, warnte aber: "Wie im Dezember könnten es die Anleger auch dieses Mal wieder bitter bereuen, auf weitere Geldgeschenke der EZB zu spekulieren, bevor sie beschlossen wurden." Damals waren die Börsen als Reaktion auf die aus Anlegersicht unzureichende Öffnung der Geldschleusen abgestürzt.

AUCH JAPANS NOTENBANK KÖNNTE NACHLEGEN



Auch in Japan denkt die Zentralbank einem Bericht des Wirtschaftsblatts "Nikkei" zufolge "ernsthaft" über eine weitere Lockerung der Geldpolitik nach. Die Tokioter Börse schaffte daraufhin mit einem Plus von 5,9 Prozent den größten Tagesgewinn seit viereinhalb Monaten.

Erleichterung an den Aktienmärkten weltweit löste der anziehende Ölpreis aus. Die richtungsweisende Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee stieg um bis zu 7,2 Prozent auf 31,36 Dollar je Barrel (159 Liter) an. Auslöser der Rally war der Kälteeinbruch in den USA und Europa, der den Bedarf für Heizöl in die Höhe treibt. Darüber hinaus lösten zahlreiche Anleger ihre Wetten auf fallende Kurse auf, um ihre Verluste zu begrenzen, sagten Börsianer. Da das Angebot die Nachfrage aber bis auf weiteres übersteigen werde, sei dieses Kursplus aber nur ein Strohfeuer. Seit Mitte 2014 hat sich der Rohstoff wegen der weltweiten Überproduktion um etwa 70 Prozent verbilligt.

ÖLWERTE IM AUFWIND



Der Aufschwung am Rohstoffmarkt schob die Ölwerte an: BP, Shell, Total, Statoil, OMV und Repsol gewannen bis zu acht Prozent. In Russland, das stark von Energieexporten abhängig ist, legte der Moskauer Leitindex RTS um mehr als sieben Prozent zu.

Auch an den US-Börsen deutete sich eine festere Eröffnung an. Aktien von American Express verloren allerdings vorbörslich rund fünf Prozent, nachdem der Kreditkarten-Anbieter einen Gewinneinbruch vermeldete.

Bei den Dax-Werten waren HeidelbergCement und Vonovia mit Aufschlägen von mehr als 4,5 Prozent die Spitzenreiter. Nicht überzeugen konnte hingegen SAP mit seinen angehobenen Wachstumszielen für 2017. Die Aktie des Softwarekonzerns lag zeitweise 2,5 Prozent im Minus.

Reuters