Ermutigende Firmenbilanzen und die Aussicht auf weitere Geldspritzen der EZB haben den europäischen Börsen am Dienstag Auftrieb gegeben. Dax und EuroStoxx50 legten bis zum Nachmittag je 1,2 Prozent auf 9885 und 3123 Punkte zu. "Die Stimmung ist gar nicht schlecht, viele setzten jetzt auf die Unternehmen, die zumindest beim Export vom niedrigen Euro profitieren", fasste ein Händler zusammen. Der rasante Ölpreis -Verfall trieb vielen Anlegern allerdings erneut Sorgenfalten auf die Stirn und bremste die Erholung. Für die Wall Street signalisierten die US-Futures zur Eröffnung leicht steigende Kurse.

Ein Stimmungsaufheller waren die überraschend guten Quartalszahlen von Alcoa. Der US-Aluminiumkonzern hatte im vierten Quartal bei Umsatz und Gewinn die Analystenerwartungen übertroffen. Das deute darauf hin, dass die Aussichten für die Weltwirtschaft besser seien als von vielen gedacht, sagte Marktanalyst Heino Ruland von Ruland Research. Alcoa notierten im vorbörslichen US-Geschäft 2,5 Prozent fester.

In Europa sollte sich der beschleunigte Rückgang des Euro seit dem Herbst positiv auf das Geschäft der Exportbranche ausgewirkt haben, sagte ein Händler. Am Dienstag verharrte die Gemeinschaftswährung in der Nähe ihres Neun-Jahres-Tiefs von 1,1755 Dollar, das sie in der vorigen Woche erreicht hatte. Hauptgrund für die Euro-Schwäche ist die Erwartung eines umfangreichen EZB-Ankaufprogramms für Staatsanleihen. Schon bei ihrer Sitzung in der nächsten Woche könnten die Notenbanker dies beschließen, um damit über die Kreditvergabe die Konjunktur anzukurbeln. Zudem droht angesichts des Ölpreisverfalls eine Deflation - eine Spirale aus sinkenden Preisen und rückläufigen Investitionen.

Die Ölpreise beschleunigten derweil ihre Talfahrt weiter: Nordseeöl der Sorte Brent verbilligte sich um bis zu 4,7 Prozent auf 45,19 Dollar je Barrel (159 Liter), US-Leichtöl notierte mit 44,20 Dollar vier Prozent niedriger. Beide Sorten liegen auf dem Niveau vom Frühjahr 2009 - seinerzeit schwelte noch Finanzkrise. Analysten sehen vorerst kein Ende des Preisverfalls.

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ÖL- UND GASWERTE UNTER DRUCK - EINZELHÄNDLER GEFRAGT

"Langfristig sind rückläufige Energiepreise zwar eine gute Nachricht für die Konjunktur", sagte Finanzmarkt-Experte Andrea Tueni von der Saxo Bank. "Aber die Geschwindigkeit, mit der der Ölpreis fällt, macht die Leute nervös." Am Aktienmarkt setzte das den Energiekonzernen zu: In London erwischte es vor allem Tullow Oil, die 5,3 Prozent verloren, in Wien gaben OMV 1,5 Prozent nach. Im Dax standen E.ON unter Druck. "Das liegt an den fallenden Öl- und Strompreisen, charttechnischen Faktoren und einem kritischen Analystenkommentar von Morgan Stanley", sagte ein Händler. RWE verloren 0,4 Prozent, nachdem sie am Vortag mit einem Abschlag von 2,6 Prozent die rote Laterne gehalten hatten.

Gefragt waren dagegen die Bankenaktien: Commerzbank führten nach einer Kaufempfehlung von JP Morgan mit einem Plus von vier Prozent die Gewinnerliste an. Deutsche Bank gewannen 2,5 Prozent. Viele setzten offenbar darauf, dass die Branche aus dem Gröbsten heraus sind. In dieser Woche lassen sich eine Reihe von US-Banken - darunter Goldman Sachs und Citigroup - in die Bücher schauen.

Zudem waren Werte aus dem Einzelhandel gefragt. Die im MDax gelisteten Aktien von Metro stiegen um fünf Prozent. Ausgerechnet das einstige Sorgenkind Media-Saturn ließ im Weihnachtsgeschäft beim Kaufhof-Betreiber die Kassen klingeln. In London griffen die Anleger bei Morrisons zu, nachdem die Supermarktkette ihre Führungsspitze ausgetauscht hatte. Im Schlepptau legten Tesco und Sainsbury je 3,5 Prozent zu.

Reuters