Nach Covestro und BASF hat am Freitag auch der Chemikalienhändler Brenntag seine Gewinnerwartung gesenkt. Das Management geht für das Geschäftsjahr 2025 nun nur noch von einem operativen Ergebnis (EBITA) zwischen 0,95 und 1,05 Milliarden Euro aus – deutlich weniger als die bisher prognostizierten 1,1 bis 1,3 Milliarden Euro.

Da die Gewinnwarnung nach Freitags-Börsenschluss veröffentlicht worden war, reagierte der DAX-Wert zur Handelseröffnung am Montag mit einem kräftigen Kursverlust von über fünf Prozent, der sich im weiteren Sitzungsverlauf allerdings auf 2,5 Prozent reduziert hat. Als Hauptgrund für die gesenkte Prognose nannte Brenntag die ungünstige Entwicklung des Euro-Dollar-Wechselkurses seit Beginn des zweiten Quartals. Das Unternehmen rechnet damit, dass das derzeitige Kursniveau zunächst bestehen bleibt. Zusätzlich belaste aber auch das allgemeine Marktumfeld: Geopolitische Spannungen und ungelöste globale Zolldiskussionen sorgen für anhaltende wirtschaftliche Unsicherheit. Dies habe die Nachfrage in mehreren Endmärkten deutlich gebremst und den Preisdruck erhöht – eine kurzfristige Erholung erwartet Brenntag nicht. Die am Wochenende von US-Präsident Trump angedrohten Zölle für EU-Exporte in Höhe von 30 Prozent drückten zum Wochenauftakt ebenfalls auf die Stimmung der Börsianer.

Eurostärke belastet Umsätze von Brenntag

Da Brenntag keine großflächigen Produktionsanlagen im Sinne eines Chemiewerks besitzt, ist das Unternehmen in erster Linie von der Entwicklung der Rohstoffpreise und der Entwicklung des Euros gegenüber den Währungen wichtiger Absatzmärkte stark abhängig. Da sich der Euro gegenüber dem Greenback seit dem Jahreswechsel um 12 Prozent verteuert hat und in den kommenden Monaten aufgrund der wenig soliden US-Haushalts- und Handelspolitik mit keiner nachhaltigen Trendumkehr zu rechnen ist, entwickelte sich im Jahr 2025 die Brenntag-Aktie signifikant schlechter als die beiden oben erwähnten Chemiewerte Covestro und BASF.

Brenntag verfügt weltweit zwar über rund 600 Standorte, die fungieren jedoch lediglich als Vertriebs- und Logistikzentren. Obwohl der starke Euro auf der Rohstoffseite zu niedrigeren Beschaffungskosten führt, überwiegt der negative Effekt auf der Einnahmeseite diesen Vorteil. Unter den Analysten herrschen derzeit starke Meinungsunterschiede hinsichtlich der ausgesprochenen Anlageurteile. Auf der Website Tradingview stufen – basierend auf 20 erfassten Analystenmeinungen – acht Experten den DAX-Wert als „Starker Kauf“ und immerhin drei als „Starker Verkauf“ ein. Einer sieht den Chemiehändler als „Kauf“ und acht Analysten raten lediglich zum Halten der Aktie. Die starke Verunsicherung kommt auch durch die breite Spanne der Kursziele (Zwölfmonatssicht) zum Ausdruck. Diese reichen nämlich von 53 bis 85 Euro und ergeben einen Durchschnittswert von fast 67 Euro (aktuell: 55,16 Euro).

Fazit: Da derzeit wenig auf ein Ende des Zollchaos und ein Anspringen der Geschäfte hindeutet, drängt sich der Kauf der Brenntag-Aktie gegenwärtig eher nicht auf und unter charttechnischen Aspekten überwiegen derzeit sogar eindeutig die Verkaufssignale.

Brenntag (WKN: A1DAHH)

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