Nachdem US-Präsident Trump in der vergangenen Woche Zölle in Höhe von 25 Prozent auf schwere Nutzfahrzeuge angekündigt hatte, setzte die Aktie von Daimler Truck zu einer markanten Talfahrt an. Überwiegen nun die Chancen oder eher die Risiken?

Analysten von Citi schätzen, dass Daimler Truck durch diese Zölle potenziell 700 bis 800 Millionen Euro an zusätzlichen Kosten erleiden könnte, wobei Preiserhöhungen nur einen Teil dieses Drucks ausgleichen dürften. Hinzu kommt eine schwächere Nachfrage in wichtigen Märkten, vor allem in Nordamerika. Rückläufige Auslieferungen haben das Unternehmen bereits im Juli zur Streichung von 2.000 Stellen bei der US-Tochter veranlasst. Außerdem hat das Unternehmen in diesem Jahr seine Umsatz- und Absatzprognosen für 2025 bereits mehrmals nach unten revidiert. Auch der Wettbewerbsdruck durch neue Anbieter bzw. neue Technologien sowie der teure Umstieg auf alternative Antriebe wie Wasserstoff erhöhen den Druck auf das Geschäftsmodell der Schwaben.

Relativ trübe Konjunkturperspektiven

Zudem belasten konjunkturelle Unsicherheiten die Stimmung. Eine globale Wachstumsabschwächung, geopolitische Spannungen und schwache Konjunkturdaten dämpfen die Investitionsbereitschaft vieler Spediteure. Auch in Europa und Asien sind die Absatzzahlen rückläufig, was die Auslastung der Produktionskapazitäten erschwert. Im Mai hat das Analysehaus S&P Global bspw. prognostiziert, dass die weltweiten Verkäufe von Schwerlast-Lkws (über 6 Tonnen Gesamtgewicht) im Jahr 2025 im Vergleich zu 2024 sogar um etwa 1,4 Prozent zurückgehen könnten. In einem solch unsicheren Marktumfeld drücken viele Investoren häufig auf die „Verkaufen-Taste“.

Attraktive Kennzahlen trügen

Im Geschäftsjahr 2024 hat Daimler Truck die Gewinnerwartungen der Analysten enttäuscht. Statt der prognostizierten 4,16 Euro (Quelle: Tradingview.com) wurden pro Aktie lediglich 3,64 Euro verdient. Nach dem jüngsten Kursrutsch haben sich die fundamentalen Kennzahlen für 2025 wie das KGV (9,8) bzw. die Dividendenrendite (4,7 Prozent) zwar deutlich verbessert, diese sollten aber aufgrund der eingetrübten Geschäftsperspektiven mit Vorsicht genossen werden. Erfahrungsgemäß dauert es häufig relativ lange, bis Analysten ihre Erwartungen und Meinungen nach unten revidieren. Bei Tradingview.com stufen von den insgesamt 18 erfassten Analystenmeinungen weiterhin zehn den Titel als „Starken Kauf“ ein, während fünf lediglich zum „Halten“ raten. Unter den Pessimisten sehen zwei Experten die Aktie als „Verkauf“ und einer als „Starker Verkauf“. Deren ausgesprochene Kursziele reichen von 32 bis 55 Euro und ergeben einen Durchschnittswert von 43,08 Euro (aktuell: 35,13 Euro).

Aus charttechnischer Sicht spricht derzeit wenig für einen Einstieg bei Daimler Truck. Bereits Anfang September drehte die 50-Tage-Linie nach unten und befindet sich mittlerweile in einem steilen Abwärtstrend. Seit Ende des Monats kann man auch bei der langfristigen 200-Tage-Durchschnittslinie einen Trendwechsel nach unten attestieren. Unter chartorientierten Investoren wird dies gar nicht gern gesehen und als Trendwechselsignal interpretiert. Das Rückschlagpotenzial liegt derzeit im Bereich von 30 Euro, wo eine markante Unterstützungszone verläuft. Zur Erinnerung: Im Januar und September 2024 sowie im April dieses Jahres drehte die Aktie genau hier wieder deutlich nach oben.

Daimler Truck (WKN: DTR0CK)

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