Droht eine KI-Blase? Fidelity-Stratege Jurrien Timmer sieht aktuell keine Überhitzung – die Mag 7-Bewertungen seien noch fundamental gestützt.
Die „Magnificent 7“ bleiben die Lokomotive des Marktes – und zugleich Projektionsfläche für Blasensorgen. Doch Fidelity-Makrostratege Jurrien Timmer sieht derzeit noch keinen Grund für Alarmismus.
Zwischen Euphorie und Realität
Der Aufstieg der großen Tech-Titel im Zuge des KI-Booms weckt Erinnerungen an frühere Übertreibungen: die Nifty Fifty der 1970er-Jahre, die Dotcom-Euphorie der späten 1990er oder die Liquiditätsexzesse der Jahre 2020/21. Die Frage, die Investoren derzeit umtreibt: Droht eine Wiederholung solcher Blasenmuster?
Timmer verweist in einer Kurzstudie in den sozialen Medien auf zentrale Indikatoren. Einer der auffälligsten wäre ein stark überhöhtes Bewertungsniveau bei den führenden Technologiewerten. Doch aktuell notieren die „Mag 7“ trotz ihrer Kursgewinne nicht in jenen Bewertungsregionen, die klassische Spekulationsblasen auszeichnen. Ihr Bewertungsaufschlag gegenüber dem breiten S&P 500 – konkret den übrigen 493 Aktien – beträgt derzeit 61 Prozent. „Lofty, but not extreme“, fasst Timmer zusammen.
Will the AI boom turn into a bubble? If so, what would be the signs? For one, the Mag 7 might be trading at much higher multiple than it is today, and the more speculative elements of the market would likely reach even higher multiples. For now, the GS non-profitable tech… pic.twitter.com/iMEmkXIF7L
— Jurrien Timmer (@TimmerFidelity) September 18, 2025
Fehlende Überhitzungssignale
Ein weiteres klassisches Warnsignal wären explosionsartige Wellen von Börsengängen und aktienfinanzierten Übernahmen. Doch hier zeichnet sich bislang ein nüchternes Bild: Die Zahl der IPOs und Kapitalerhöhungen bewegt sich im historischen Mittel – weit entfernt von den Exzessen im Jahr 2021, als „easy money“ in nie dagewesenem Umfang in die Märkte floss.
Auch im M&A-Bereich ist von einer dotcomartigen Manie keine Spur. Während Ende der 1990er-Jahre aktienbasierte Übernahmen zum Standard gehörten, bleibt das aktuelle Niveau weit davon entfernt.
KI als realer Wachstumsmotor
Damit stellt sich die Frage, ob die aktuellen Bewertungen durch fundamentale Treiber gestützt sind. Timmer betont, dass die Ertragsdynamik der großen Tech-Konzerne durch den KI-Boom real und belastbar sei. „With the AI earnings engine running on all cylinders, the relative return as well as the valuation premium seem justified for now“, schreibt er.
Mit anderen Worten: Solange die Gewinnmaschine tatsächlich so zuverlässig läuft wie derzeit, könnte der Markt den Bewertungsaufschlag rechtfertigen. Ein Kippen des Gleichgewichts ist möglich, aber nach Einschätzung des Fidelity-Strategen nicht unmittelbar wahrscheinlich.
Die Angst vor einer KI-Blase erscheint somit nachvollziehbar – nicht zuletzt angesichts der historischen Parallelen. Doch die klassischen Überhitzungsindikatoren fehlen bislang. Stattdessen sprechen die Fakten laut Timmer eher für einen durch fundamentale Erträge gestützten Boom. Für Anleger heißt das: Vorsicht ja, Panik nein.
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