Die Tonies waren der Darling der deutschen Internetszene. Nach dem SPAC-Listing 2021 enttäuschte die Aktie Anleger jedoch. Nun kommt die Toniebox 2 auf den Markt.
Die Sehnsucht war groß. Endlich ein deutsches Internet-Einhorn mit einem innovativen Produkt, auf das die Welt vermeintlich gewartet hatte: die Toniebox. Der spezielll für Kleinkinder entwickelte Audiowürfel kam 2016 auf den Markt.
Wer's nicht kennt: Die Toniebox funktioniert ganz ohne Bildschirm und komplizierte Menüs. Stattdessen setzen Kinder kleine Figuren – die sogenannten Tonies – auf die Box, um Hörspiele, Musik oder Lerninhalte abzuspielen. Jede Figur steht für bestimmte Inhalte, die automatisch über WLAN auf die Box geladen werden. Das Konzept ist einfach und kindgerecht: Die Box hat weiche Ecken, intuitive Bedienelemente und ist robust genug, um auch mal herunterzufallen.
Beliebte Toniebox, aber enttäuschende Aktie
Seit ihrer Markteinführung 2016 hat sich die Toniebox zu einem der erfolgreichsten digitalen Kindermedienprodukte entwickelt. Sie verbindet klassisches Hörspiel-Feeling mit moderner Technik und ist bei Kindern bis etwa neun Jahren beliebt. In vielen Kinderzimmern und bei jungen Eltern genießt die Toniebox längst Kultstatus hat – mehr als 9,5 Millionen Exemplare wurden weltweit verkauft.
Der Erfolg hat die Tonies an de Börse via SPAC geführt: Am 29. November 2021 startete der Handel der tonies SE-Aktien unter dem Ticker „TNIE“ an der Frankfurter Börse, begleitet von der Umfirmierung von Boxine SE zu tonies SE. Der Start glückte furios: Tonies-Aktien schossen direkt nach dem Listing auf den Höchstwert von 14,20 Euro.
Seitdem dürfte Aktionäre indes dürfte die Freude am kurzzeitigen Einhorn – auf dem Peak wurden die Tonies mit 1,4 Milliarden Euro bewertet – relativ schnell vergangen sein. Die Aktie viertelte sich in der Spitze und markierte bei 3,48 Euro im Juli 2022 ein Allzeittief.
Toniebox 2 löst Kursfeuerwerk aus
Seitdem zeigte der Trend lange seitwärts - seit vergangener Woche nun aber wieder steil nach oben. Der Grund: Die Vorstellung der lang erwarteten Toniebox 2, die am 15. September in den handle kommt. Die „Toniebox 2“ bleibt ihrem Grundprinzip treu: Kinder setzen eine Figur auf die Box und können sofort Geschichten, Musik oder Lerninhalte hören.
Neu ist jedoch die Funktion „Tonieplay“, die interaktive Spiele ermöglicht – allein oder gemeinsam. Zum Marktstart sind zwölf Spiele verfügbar, die separat erworben werden können. Gesteuert werden die neuen Inhalte über einen zusätzlichen Controller, der ebenfalls extra erhältlich ist. Die Börse goutierte die Neuvorstellung mit Kurssprung von in der Spitze 35 Prozent in zwei Handelstagen – von 5,80 auf 7,80 Euro. Damit haben die Düsseldorfer indes auch nur das Startnievau des Jahres erreicht.
Der Markt wird umkämpfter
Die Frage, ob die neu entfachte Euphorie gerechtfertigt ist, wird im Kinderzimmer entschieden. Technisch legt das Gerät spürbar zu: Statt 8 bietet die neue Generation 32 Gigabyte Speicherplatz. Praktisch für Familien: Alle bisher erschienenen Tonie-Figuren lassen sich auch auf der neuen Box nutzen – und umgekehrt funktionieren die neuen Figuren auch mit der älteren Version. Produziert wird das Gerät weiterhin in Asien, vor allem in Vietnam und China.
Der Markt der Hörspiel-Boxen ist zudem immer umkämpft. Neben Tonies bieten Hersteller wie Hörbert, Tigerbox oder Galakto eigene Systeme an. Andere Lösungen wie der „Kekzhörer“ setzen auf Kopfhörer mit austauschbaren Audiochips.
Zweistelliges Wachstum und viel Analystenlob
Finanziell läuft es für Tonies ordentlich: 2024 setzte das Unternehmen weltweit rund 480 Millionen Euro um, über ein Drittel davon im deutschsprachigen Raum. Im laufenden Geschäftsjahr sollen die Erlöse auf über 600 Millionen klettern, 2026 rechnen Analysten mit Umsätzen von 728 Millionen Euro, was ein nachhaltiges Wachstum über 20 Prozent impliziert.
Der Gewinn je Aktie soll 2025 auf 0,23 Euro mehr als verdoppeln und 2026 auf 0,38 Euro je Anteilsschein weiter signifikant ansteigen. Basierend auf dem erwarteten Gewinn im nächsten Jahr würde die Tonies-Aktie mit Forward-KGV von 20 gehandelt. Das ist für einen Wachstums-Internetwert nicht teuer. Entsprechend hob vergangene Woche etwa MWB Research hob das Kursziel auf 11,70 Euro an. Allerdings sollten Anleger die Dynamik des Audio-Kinderboxen-Marktes nicht außer Acht lassen.
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