Seit 1974 ist Kuwait Mercedes-Fan. Der kuwaitische Staatsfonds kaufte sich mit den Jahren einen Anteil von 6,84 Prozent am deutschen Edelkarossen-Hersteller zusammen. Doch nun stoßen die Araber gut ein Viertel ihres Anteils im Gegenwert von fast 1,4 Milliarden Euro ab. Die Mercedes-Benz-Aktie rangiert am Mittwoch mit einem Abschlag von über drei Prozent zu den Schlusslichtern im DAX.

Der kuwaitische Staatsfonds bläst nach fast fünf Jahrzehnten zum Teilrückzug beim Stuttgarter Autobauer Mercedes-Benz. Die Kuwait Investment Authority warf über Nacht 20 Millionen Mercedes-Benz-Papiere auf den Markt, bestätigte Mercedes-Benz am Morgen. Kuwait, bisher der drittgrößte Aktionär des Oberklasse-Herstellers, erlöst damit knapp 1,4 Milliarden Euro, wie die mit der Platzierung beauftragte Investmentbank Morgan Stanley erklärte.

Kuwait hält jetzt noch etwa 53 Millionen Papiere der insgesamt mehr als eine Milliarde Mercedes-Benz-Aktien. Der Autobauer teilte mit, er sei vorab von den Kuwaitis über die Verkaufspläne informiert worden. Der Staatsfonds wolle seine Aktien breiter streuen, bleibe aber ein wichtiger Anteilseigner, hieß es zur Begründung.

Gewinnmitnahmen als Motiv?

Die 20 Millionen Aktien wurden zu 69,27 Euro verkauft, also 3,6 Prozent unter dem Xetra-Schlusskurs von Dienstag bei 71,89 Euro. Am Mittwoch pendelten sich Mercedes-Benz-Papiere bei 70,25 Euro ein. Der Staatsfonds macht sich bei dem Teilverkauf den Kurssprung der Mercedes-Aktien zunutze. In den vergangenen drei Jahren haben sie ihren Wert fast vervierfacht, allein seit Mitte 2022 legten sie 40 Prozent zu (siehe Chart).

Mercedes-Benz (WKN: 710000)

Weltweit sind knapp 1,07 Milliarden Mercedes-Benz Aktien im Umlauf. Größte Einzelaktionäre an der Mercedes-Benz Group AG sind die chinesischen Partner des Konzerns: die chinesische Auto-Konzern BAIC Group mit knapp zehn Prozent der Stimmrechte und der chinesische Investor Li Shufu, der seit 2018 an dem Konzern beteiligt ist und zuletzt über die Firma Tenaciou3 Prospect Investment Limited auf einen Anteil von 9,69 Prozent kam. Sie hatten im Zuge des jüngsten Aktienrückkaufs von Mercedes-Benz mit dem Autobauer vereinbart, ihre Beteiligung unverändert zu lassen. Institutionelle Anleger besitzen etwa 48 Prozent an dem Auto-Konzern (siehe Grafik).

Aktionäre der Mercedes-Benz Group AG im Überblick
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Aktionäre der Mercedes-Benz Group AG im Überblick

Einschätzungen zur Mercedes-Aktie

Der Teilausstieg Kuwaits sollte nicht als Zeichen für eine fundamentale Schwäche des Konzerns gedeutet werden. Die US-Bank JPMorgan hat die Einstufung für Mercedes-Benz erst am Montag auf "Overweight" mit einem Kursziel von 90 Euro belassen. Es sei ein gutes Beispiel, wie Mercedes weiterhin ab der Integration neuer Technologien und der Verbesserung der internen Angebote für die Modellpalette arbeite, schrieb Analyst Jose Asumendi nach einem Besuch des Mercedes-Benz-Software-Centers und einem Blick auf die neue E-Klasse.

Auch BÖRSE ONLINE ist zuversichtlich für die Aktie der Stuttgarter gestimmt. Im Januar wurde ein Kursziel von 85 Euro für Mercedes-Benz ausgegeben. Zudem winkt im Vergleich der DAX-Werte eine überdurchschnittlich hohe Dividende. 

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(Mit Material von Reuters)

Hinweis auf Interessenkonflikte

Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Mercedes-Benz.