Der nächste Energiekonzern kündigt den Rückzug aus dem russischen Geschäft an: Der österreichische Energiekonzern OMV teilte am Dienstag in Wien mit, eine mögliche Beteiligung an der Nord Stream 2 Pipeline zu überprüfen. Zudem habe OMV beschlossen, die Verhandlungen mit dem russischen Konzern Gazprom über den möglichen Erwerb einer 24,98-Prozent-Beteiligung an den Blöcken 4A/5A der Achimov-Formation des Urengoi-Erdgas- und Kondensatfelds nicht weiterzuführen und das Basic Sale Agreement vom 3. Oktober 2018 zu kündigen.

Die teilstaatliche OMV hatte jahrelang mit Gazprom über Anteile an Förderblöcken in Westsibirien verhandelt. Laut einer Mitteilung von 2019 war damals ein Kaufpreis von 905 Millionen Euro vorgesehen.

Die OMV ist auch ein Investor bei Nord Stream 2, gemeinsam mit Engie, Shell, Uniper und Wintershall DEA. Die fertiggestellte Ostsee-Pipeline steht im Eigentum der Gazprom und sollte russisches Gas nach Deutschland bringen. Die deutsche Bundesregierung hat das Genehmigungsverfahren für Nord Stream 2 angesichts der russischen Invasion in die Ukraine auf Eis gelegt.

Weitere Unternehmen steigen aus ihren Russland-Projekten aus


In den vergangenen Tagen hatten andere europäische Energiekonzerne ähnliche Schritte als Reaktion auf den russischen Einmarsch in die Ukraine angekündigt: Die niederländisch-britische Shell will ihre Zusammenarbeit mit dem Gasmonopolisten Gazprom beenden. Betroffen davon ist unter anderem die Beteiligung an der Sachalin-II-Flüssiggasanlage ebenso wie die Kooperation am Pipeline-Projekt Nord Stream 2. Das dürfte Abschreibungen zur Folge haben, so Shell. Lesen Sie hier den Artikel dazu.

Daneben hat auch die britische BP hat sich von ihren 20-prozentigen Anteilen am russischen Ölunternehmen Rosneft getrennt. Mit dem Ausstieg sei auch der Rückzug von BP-Chef Bernard Looney und seinem Vorgänger Bob Dudley als Verwaltungsratsmitglieder von Rosneft verbunden. Aber auch wirtschaftlich stellt der Verkauf der Anteile Einbußen für die Briten dar. Rosneft hat im vergangenen Jahr 21 Prozent zum Konzerngewinn beigetragen. Darüber hinaus drohen BP durch den Verkauf nach eigenen Aussagen Abschreibungen im Volumen von bis zu 25 Milliarden Dollar. Lesen Sie hier den Artikel dazu.

Nord Stream 2 AG steht vor der Insolvenz


Die USA verhängten Sanktionen gegen die Nord Stream 2 AG im Schweizer Kanton Zug, die nun laut einer Schweizer Behördenvertreterin vor der Insolvenz steht. Die Bundesregierung hatte zudem das für den Gastransport nötige Genehmigungsverfahren auf Eis gelegt. Um Vorgaben der Bundesnetzagentur im Rahmen dieses Verfahrens zu erfüllen, war Gas for Europe gegründet worden.

Das von der Nord Stream 2 AG gegründete Schweriner Tochterunternehmen Gas for Europe hat seinen Betrieb zunächst eingestellt. "Aufgrund der Situation bei der Nord Stream 2 AG sind die Aktivitäten der Gas for Europe GmbH gestoppt", sagte ein Sprecher auf Anfrage am Dienstag. Der Schweizer Wirtschaftsminister Guy Parmelin hatte am Montagabend im Westschweizer Fernsehen mitgeteilt, dass Nord Stream 2 allen 140 Angestellten gekündigt und für Dienstag zu einem Treffen mit Vertretern der Kantonsbehörden gebeten habe.

Unsere Einschätzung zur OMV-Aktie


Am Dienstag schlossen österreichische Versorger tiefer nach deutlichen Kursgewinnen in den vergangenen Tagen. EVN schlossen um gut neun Prozent tiefer. Bei den Ölwerten zeigten sich OMV um 3,3 Prozent schwächer und SBO gaben um knapp vier Prozent nach.

Charttechnisch betrachtet läuft es für die OMV-Aktie nicht rund. Seit Jahresbeginn hat das Papier mehr als 18 Prozent verloren - allein in den vergangenen fünf Tagen steht ein Minus von gut 15 Prozent zu Buche. Zum Börsenbeginn am Mittwoch notiert die Aktie des Energiekonzerns vier Prozent im Minus bei unter 40 Euro. Wir empfehlen, das Papier zu beobachten - ein Einstieg drängt sich derzeit nicht auf.

ak/dpa-AFX/rtr