Das Umfeld für den US-Onlinebezahldienst PayPal ist eigentlich optimal. Viele Online-Services profitieren von der Corona-Krise. Verbraucher kaufen vermehrt online ein oder verwenden Streaming-Dienste. Verbraucher bezahlen online gerne mit PayPal, in Deutschland etwa ist dies die am zweithäufigsten genutzte Zahlungsmethode. Der US-Konzern konnte aber die hohen Erwartungen nicht erfüllen. Zwar stieg die aktive Nutzerzahl des US-Onlinebezahldienstes deutlich um 11,4 Millionen auf 403 Millionen, verfehlte jedoch die Analystenerwartungen von 404,6 Millionen. Das teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Auch beim Umsatz blieb der Bezahldienst mit 6,2 Milliarden US-Dollar hinter den Schätzungen von 6,3 Milliarden Dollar zurück. Gegenüber dem Vorjahr stieg der Umsatz, damals waren es nur 5,3 Milliarden Dollar. Der Gewinn ist im hingegen von 1,5 Milliarden auf 1,2 Milliarden Dollar eingebrochen.

Auch mit seiner Prognose für das Gesamtjahr enttäuschte der US-Konzern. Die Zahl der Neukunden soll im gesamten Jahr um 52 Millionen steigen, Analysten hatten 54,5 Millionen erwartet. Der Ausblick für Umsatz und Gewinn je Aktie lag unter den Erwartungen. So peilt PayPal einen Umsatz in Höhe von 25,8 Milliarden Dollar an. Analysten hatten mit 25,9 Milliarden Dollar Umsatz gerechnet. Die Aktie fiel im frühen US-Handel um über sechs Prozent auf 282,85 US-Dollar.

Das Unternehmen teilte außerdem mit, unter der Entkopplung von Ex-Konzernmutter Ebay zu leiden. PayPal blieb nach der Aufspaltung 2015 exklusiver Zahlungsabwickler der Onlinehandelsplattform. Ebay setzt nun aber vermehrt auf alternative Zahlungsmethoden. Es wäre nur eine Frage der Zeit, bis Ebay sich von PayPal löse, erklärte der PayPal-Chef Dan Schulman.

Trotz dieser Entwicklung profitierte das Unternehmen vom Boom beim Online-Shopping. Das Transaktionsvolumen schlug die Markterwartungen. So wurden im zweiten Quartal Zahlungen in Höhe von 311 Milliarden Dollar abgewickelt, Analysten hatten nur mit 297,1 Milliarden US-Dollar gerechnet. Im zweiten Quartal 2020 betrug das abgewickelte Transaktionsvolumen nur 221,7 Milliarden Dollar.

Doch PayPal ist längst mehr als ein reiner Bezahldienst. So bietet das Unternehmen mit seiner Tochter Venmo eine Social Payment Plattform an. Dieser Dienst ermöglicht, Zahlungen mit Freunden, der Familie oder Unternehmen zu teilen. Das Angebot ist bei der Generation der sogenannten "Millenials" sehr beliebt, denjenigen, die um die Jahrtausendwende geboren sind. Das gesamte Transaktionsvolumen des Tochterunternehmens wuchs im zweiten Quartal um 58 Prozent auf 58 Milliarden US-Dollar.

Aktieneinschätzung


Das Umfeld für den Bezahldienstleister ist sehr attraktiv. Die Bedeutung des Bargelds nimmt, gerade in der jüngeren Generation, immer mehr ab. Dieser Trend dürfte sich auch in Zukunft fortsetzen. Verbraucher könnten in diesem Fall vermehrt auf Angebote von PayPal zurückgreifen. Das Management hält ein jährliches Umsatzwachstum von 20 Prozent in den nächsten fünf Jahren für realistisch. Der Markt ist jedoch stark umkämpft. Neben PayPal existieren mit Apple-/ Google Pay und Visa oder Mastercard einige Konkurrenten. Auch jüngere Anbieter wie Square versuchen, auf dem lukrativen Markt Fuß zu fassen. Aber es bietet sich noch viel Potenzial für den Bezahldienst. Mit über 19 Milliarden Dollar an Barmitteln verfügt der Konzern über die nötigen Mittel, künftige Projekte umzusetzen. Neuerdings ermöglicht PayPal auch Zahlungen in Bitcoin. Mit über 400 Millionen Nutzern weltweit ist PayPal die Nummer eins unter den Online-Bezahldienstleistern. Wir setzen darauf, dass sich PayPal auch zukünftig als Marktführer in diesem Bereich durchsetzen kann. Wir bleiben bei unserer Kaufempfehlung.