Antriebsaggregate des britischen Traditionsunternehmens Rolls-Royce sind in der Luftfahrtbranche für ihre Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit bekannt. Bei der Entwicklung und Fertigung des besonders sparsamen Triebwerks Trent 1000 für den Boeing-Dreamliner gab es jedoch unerwartete Schwierigkeiten mit der Haltbarkeit der Turbinenblätter.

Die scheint der Konzern zwar langsam in den Griff zu bekommen, jedoch müssen viele Boeing-Maschinen mit diesem Triebwerkstyp am Boden bleiben, bis die Motoren überarbeitet sind. Die Folge: Airlines müssen Flugverbindungen streichen - und das kommt Rolls-Royce teuer zu stehen.

So musste Rolls-Royce im Geschäftsjahr 2019 einen Betriebsverlust für die Behebung der Trent 1000-Triebwerksprobleme von 852 Millionen Pfund ausweisen. Die selben Probleme hatten dem Konzern im Vorjahr einen Verlust von 1,2 Milliarden Pfund beschert.

Für 2020 herrscht Zuversicht


Insgesamt lief es für Rolls Royce in den drei Sparten Luftfahrt, Verteidigung und Power Systems jedoch rund. So kletterte der bereinigte Betriebsgewinn in 2019 um ein Viertel auf 810 Millionen Pfund, der Cash-Bestand erhöhte sich um 50 Prozent auf 911 Millionen Pfund und die Erlöse stiegen um fünf Prozent auf 16,6 Milliarden Pfund.

Rolls-Royce-Chef Warren East sagte: "Nach einer herausfordernden ersten Jahreshälfte hatten wir ein gutes Ende in 2019". Rolls-Royce halte am Ziel fest, die Zahl der Flugzeuge, die wegen der Triebwerksprobleme am Boden bleiben müssten, bis zum Ende des zweiten Quartals auf eine einstellige Zahl zu verringern. Auch seien erste positive Effekte von Restrukturierungsmaßnahmen erkennbar. Bei den laufenden Kosten seinen 269 Millionen Pfund eingespart worden, so East.

Für das Jahr 2020 peilt der britische Triebwerksbauer im Kerngeschäft ein Plus beim bereinigten Gewinn von 15 Prozent an - mögliche Auswirkungen der Coronavirus-Ausbreitung nicht eingerechnet.

Empfehlung der Redaktion

Rolls-Royce muss die Probleme bei den Trent 1000-Treibwerken schnellstmöglich aus der Welt schaffen und so seine Reputation als Lieferant zuverlässig funktionierender Antriebstechnologie wiederherstellen. Denn die beiden großen US-Konkurrenten General Electric und Pratt & Whitney mischen auf dem hart umkämpften Triebwerks-Markt für Zivilflugzeuge kräftig mit. Schließlich kann sich jeder Flugzeugbauer für Triebwerke seiner Wahl entscheiden.

Bei Anlegern kamen die Geschäftsergebnisse 2019 gut an und der Titel kletterte zur Mittagszeit rund acht Prozent auf 7,82 Euro.

Innerhalb eines Jahres ist die Rolls Royce-Aktie jedoch von 11,31 Euro auf 7,01 Euro am 27. Februar abgesackt. Die Talfahrt könnte sich weiter fortsetzen, sollte die Coronavirus-Ausbreitung nicht bald gestoppt werden. Zudem ist unklar wie viel Geld der Triebwerksbauer noch für die Trend 1000-Schadensregulierung in die Hände nehmen muss. Investoren die bereits engagiert sind, könnten einen kurzfristigen Kursanstieg nutzen, um einen Teil ihrer Positionen glattzustellen. Anleger die mit einem Einstieg in die Rolls Royce-Aktie liebäugeln, sollten den Titel vorerst nur "beobachten".