Die Siemens-Medizintechnik wolle damit als Unternehmen im Unternehmen künftig neue Geschäfte erschließen. "Um für die Kunden der Zukunft relevant zu sein, brauchen wir auch ein breiteres Angebotsspektrum, das über unsere bisherigen Produkte hinausgeht - insbesondere neue Dienstleistungsangebote", sagte der Manager. "Deshalb haben wir drei Wachstumsfelder identifiziert: Therapie, molekulare Diagnostik und Services."

Siemens ist bislang vor allem mit Diagnosegeräten zur Bildgebung wie Röntgengeräten und Computertomographen sowie seit einigen Jahren mit Labordiagnostik am Markt. Im Bereich der Therapie hat der Konzern wenig im Angebot, ambitionierte Projekte wie etwa die Partikeltherapie erwiesen sich als Fehlschlag. Montag will nun mit der in Erlangen angesiedelten Medizintechnik einen neuen Vorstoß wagen. "In der Therapie wollen wir unsere starke Position in der Radiologie und in den bildgebenden Techniken weiter ausbauen. Deshalb stärken wir unser bestehendes Portfolio und setzen auf strategische Partnerschaften." Hinzu sollen Beratungsdienstleistungen und Datenanalytik kommen. "Und bei der molekularen Diagnostik wollen wir unser Angebot an Tests erweitern", sagte Montag.

Konzernchef Joe Kaeser verselbstständigt die Medizintechnik derzeit als eigenständiges Unternehmen. Die Sparte mit 43.000 Mitarbeitern und einem Umsatz von knapp zwölf Milliarden Euro soll für große Investitionen sich ihr Geld künftig selbst auf dem Kapitalmarkt suchen soll. Es ist auch eine Option, einen Minderheitsanteil an der Medizintechnik an der Börse zu platzieren, um den Wandel hin zur molekularen Medizin zu stemmen. Experten gehen davon aus, dass sich Siemens mittelfristig mehrheitlich von der Sparte trennt.

Montag sieht die Umorganisation in seinem Haus als Reaktion auf die sich verändernden Märkte für Medizintechnik. Die Konsolidierung führe zu immer größeren, internationalen Ketten oder Netzwerken von Gesundheitsversorgern. Zudem industrialisiere sich das Gesundheitswesen immer stärker. Und das Gesundheitsmanagement werde immer umfassender. "Dabei geht es immer weniger um die Behandlung kranker Patienten, sondern immer mehr um die Vermeidung von Erkrankungen von Patienten- und Risikogruppen sowie um eine rasche Rehabilitation." Die Konkurrenz schlafe nicht, Siemens habe aber als größter Anbieter von Medizininfrastruktur gute Ausgangschancen.

Reuters